Die Defizite im Home-Schooling gehen stark zu Lasten des MINT-Bereichs

Schule in Corona-Zeiten: „Kreativität entfalten, mit Freude lernen“

Ekkehard Winter vor der Kamera: Szene eines Interviews für einen Social-Media-Kanal der Telekom-Stiftung.

Dr. Ekkehard Winter, Geschäftsführer der Telekom-Stiftung, zeigt die Schwachstellen heutiger Schulen auf. Die Defizite im Home-Schooling gehen stark zu Lasten des MINT-Bereichs. Er beschreibt im Interview mit der GDNÄ ein neuartiges Ökosystem der Bildung.


Die Telekom-Stiftung hat im April 2020, also während der bundesweiten Schulschließungen, gut tausend 10- bis 16-Jährige Schülerinnen und Schüler sowie ihre Eltern befragt. „Im Ergebnis sind die meisten von ihnen gut mit dem Lernen zu Hause zurechtgekommen“, berichtet Dr. Winter „es hat sich aber auch gezeigt, dass den Kindern und Jugendlichen der Kontakt zu Mitschülern und Lehrkräften sehr fehlt, auch wenn die meisten Schülerinnen und Schüler zu Hause ein eigenes Zimmer haben und dort in Ruhe arbeiten können.“ Auch die Technikausstattung mit Computern, Laptops und Smartphones sei überwiegend gut. Das reiche aber für gutes Home-Schooling nicht aus, da eine kleinere, aber zahlenmäßig nicht unerhebliche Gruppe von Schülerinnen und Schülern die genannten Voraussetzungen gänzlich fehlten und es Schwachstellen vor allem bei Schulen und Lehrkräften gebe. Dr. Winter führt weiter aus, „kreative Wissensvermittlung über echten Fernunterricht, Erklär-Videos oder digitale Gruppenarbeit fand kaum statt, stattdessen verschickten die Lehrer Aufgaben und Arbeitsblätter per E-Mail und ließen ihre Schüler Texte lesen und schreiben.“

Gerade in den sogenannten MINT-Fächern, also in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, hätten die 10- bis 16-Jährigen den größten Unterstützungsbedarf. Trauriges Fazit: Die Defizite im Home-Schooling gehen stark zu Lasten des MINT-Bereichs. Den meisten Lehrkräften fehle es schlicht und ergreifend das Know-how für einen zeitgemäßen Online-Unterricht.

„Aber“, so Dr. Winter, „einfach wegsehen und sich verstecken geht jetzt nicht mehr.“ Dabei seien die Defizite seit Jahren bekannt. Etwa durch die internationale Vergleichsstudie ICILS 2018, in der es um Medienkompetenz ging. Deutschlands Schülerinnen und Schüler landeten im Ländervergleich auf den hinteren Plätzen. Schlecht abgeschnitten haben auch die technische Ausstattung der Schulen und die Digitalkompetenz der Lehrkräfte. Technisch wird in Deutschland jetzt aufgerüstet, da fließt momentan viel Geld rein. Weiter mangelhaft sei jedoch die pädagogische Kompetenz.

Faszination 3D-Drucker: Impression von einem Schulprojekt der Telekom-Stiftung in Bonn.

Gute Beispiele, wie Lehrkräfte digitale Medien produktiv und mit hohem pädagogisch-didaktischen Mehrwert einsetzen, so Dr. Winter, helfen hier weiter: Die Telekom-Stiftung und Verbünde wie das Forum Bildung Digitalisierung versuchen, diese Best-Practice-Beispiele bekannt zu machen und sie als Vorbilder zu nutzen. Aber, es brauche nichts weniger als einen Kulturwandel im Bildungssystem. Eine positive Grundhaltung dem Neuen gegenüber und Lust am Lernen über das gesamte Berufsleben hinweg. Wichtig seien starke Schulleitungen und Kollegien, die sich als Team verstehen und diesen Spirit auch in den Unterricht tragen. Für die Welt von morgen werden junge Menschen, die ihre Kreativität entfalten und mit Freude gemeinsam lernen. Die Schule werde derzeit zwar als der zentrale Lernort verstanden, aber sie ist nicht der Ort, an dem man gerne lernt. Deshalb setze die Telekom-Stiftung zunehmend auf das außerschulische Lernen, sei es in modernen Bibliotheken und Museen, Jugendhäusern oder Projektwerkstätten wie etwa Makerspaces. Dr. Winter: „Wir propagieren ein Bildungs-Ökosystem, in dem die Schule Teil eines großen Netzwerks ist.“

Das vollständige Interview finden Sie aus www.gdnae.de