iDiv untersucht Kommunikation zwischen Pflanzen und Tieren

Der süße Duft von Feigen ist unwiderstehlich für die wilden Lemuren Madagaskars. Doch wie kam es dazu, dass der Geruch von Früchten bei den Tieren als Signal wirkt? Das ist die Hauptfrage der neuen Forschungsgruppe von Omer Nevo, die am 2. November am iDiv startet. Um Antworten zu finden, kombinieren die Forscher chemische und genetische Ansätze. Verhaltensexperimente mit Lemuren sollen darüber hinaus zeigen, wie sich ihr Geruchssinn als Reaktion auf dieses Signal entwickelt haben könnte.

Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) erweitert sein Portfolio um einen neuen Forschungsbereich. Ab November 2020 leitet der Biologe Dr. Omer Nevo die neue iDiv-Nachwuchsgruppe „Evolutionsökologie“. Der 35-jährige Wissenschaftler untersucht die chemische Kommunikation zwischen Pflanzen und Tieren – genauer gesagt, wie Pflanzen durch den Duft ihrer Früchte Tiere anlocken, die Frucht und Samen weitertragen und ausbreiten. Das Wissen über Signalwirkungen von Gerüchen soll auch zu neuen Ansätzen im Naturschutz verhelfen.

Die Samenverbreitung und der ökologische Prozess dahinter sind der Klebstoff, der viele tropische Systeme zusammenhält“, sagt Nevo. „Wenn diese Tier-Pflanzen-Interaktionen entfallen, können sich die Wälder nicht mehr erneuern, was langfristig zu einem Rückgang der tropischen Artenvielfalt führen würde.“

„Löwenduft“ als Werkzeug für den Artenschutz

Dr. Omer Nevo (Bild: Universität Ulm)

Nevo und seinem Team arbeiten aber auch an praktisch anwendbaren Instrumenten im Naturschutz. So erforscht ein Projekt in Südafrika die chemische Ökologie von Elefanten und nutzt die Ergebnisse, um neue Instrumente für den Naturschutz zu entwickeln. Durch den stetigen Verlust ihres Lebensraums fallen Elefanten immer häufiger in die Felder von Kleinbauern ein und verwüsten zum Teil ganze Ernten, was zu erheblichen Konflikten mit der Lokalbevölkerung führt. Oft lassen die Elefanten dabei ihr Leben. Nevo und seine Kollegen haben Duftstoffe identifiziert, die als sichere und kostengünstige Abwehrmittel für Elefanten wirken. So könnten Konflikte zwischen Mensch und Elefant entschärft werden. Die Forscher konnten zeigen, dass synthetische Stoffe, die den Duft von Löwen imitieren, den größten Feinden der Elefanten, wirksame Mittel zur Vertreibung darstellen. Diese sollen in einem zweiten Schritt in die Anwendung gebracht werden.