Das Klimasystem der Erde wird ganz wesentlich von den Temperaturunterschieden zwischen den Tropen und den Polen bestimmt. Die Erderwärmung dürfte zur Folge haben, dass sich die atmosphärische Zirkulation global verändert und sich nach und nach ein ähnlicher Modus wie vor 5.000 bis 10.000 Jahren einstellt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die unter der Leitung von Dr. Michael Deininger erstellt und in Nature Communications veröffentlicht wurde.
Dr. Michael Deininger, Mitarbeiter am Institut für Geowissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), ging der Frage nach, wie sich regionale Klimasysteme seit Beginn der jetzigen Warmzeit vor gut 10.000 Jahren verändert haben und welche Schlüsse daraus zu ziehen sind. Dazu hat der Paläoklimatologe Niederschlagszeitreihen von verschiedenen Klimaarchiven herangezogen. „So konnten wir die Sommerniederschläge in den Monsungebieten in Afrika und Südamerika präzise rekonstruieren und diese mit Niederschlagsveränderungen in den nördlichen Breiten vergleichen und sie zu Temperaturveränderungen in Relation setzen“, erklärt Deininger. An der Studie waren auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Australien, Brasilien, Mexico, Irland, Österreich und Südafrika beteiligt.
Entwicklung regionaler Niederschläge ist während 10.000 Jahren synchron verlaufen
Durch die unterschiedlich starke Erwärmung der Erde am Äquator und an den Polen infolge der Verteilung der Sonneneinstrahlung kommt es zu einem Temperaturgefälle, das vereinfacht gesagt dazu führt, dass die atmosphärische Zirkulation Energie in Richtung der Pole transportiert. Veränderungen dieses Temperaturunterschieds durch Variationen der Sonneneinstrahlung beeinflussen im Gegenzug die atmosphärische Zirkulation und in weiterer Folge regionale Niederschlagsmuster.
Wie die neue Studie nun zeigt, hat sich das regionale Niederschlagsgeschehen in den nördlichen Breiten, Afrika und Südamerika während der vergangenen 10.000 Jahre praktisch synchron verändert. „Wir behaupten, dass diese regionalen Klimaveränderungen zusammenhängen und dass sie hauptsächlich durch die Veränderungen der solaren Einstrahlung und den damit einhergehenden Temperaturunterschieden zwischen den Tropen und polaren Regionen verursacht wurden“, so Deininger.
Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen
Die an der Studie beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hat insbesondere die Frage angetrieben, ob man aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen kann. Durch die aktuelle globale Erwärmung der Erde verringert sich das Temperaturgefälle zwischen dem Äquator und den Polen – vor allem weil sich die Erwärmung an den Polen besonders stark auswirkt. Dies kann die Westwinde in den mittleren Breiten der Nordhalbkugel abschwächen, einen schwächeren südamerikanischen Monsun und einen stärkeren afrikanischen Monsun bewirken, während gleichzeitig die Niederschläge in der Sommerregenzone Südostafrikas zurückgehen. In der Folge werden sich regionale Niederschlagsmuster verändern und können so Wasserknappheit auf der einen Seite und Überschwemmungen auf der anderen Seite verursachen.
„Wir müssen“, so das Fazit des Paläoklimatologen Michael Deininger, „die Änderung der Temperaturdifferenz als zentrales Steuerelement des Klimasystems künftig mehr in Betracht ziehen.“