Mit gut 1,6 Millionen Euro fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das Forschungsprojekt „Lebensweltorientierte klimafreundliche & gesundheitsfördernde Ernährungsbildung vulnerabler Bevölkerungsgruppen“ an der Europa-Universität Flensburg (EUF). Die Förderurkunde wurde am heutigen Freitag (11.12.) im Rahmen einer Videokonferenz symbolisch übergeben. Das Vorhaben hat zum Ziel, Lösungen für die Frage zu erarbeiten, wie vulnerable und bildungsferne Bevölkerungsschichten mit gezielter Ernährungsbildung zu einer gesunden und nachhaltigen Ernährung aktiviert werden können. „Zwei Ziele stehen im Mittelpunkt dieses Projekts“, erklärt Ulrike Johannsen, Professorin für Ernährung, Gesundheit und Konsum an der Europa-Universität Flensburg, „die Förderung eines klimafreundlichen und nachhaltigen Ernährungs(bildungs)systems sowie die Stärkung der Gesundheit vulnerabler und bildungsferner Bevölkerungsgruppen.“
Beide Ziele gehören zusammen:
Denn die Lebensmittelproduktion zählt zu den bedeutendsten Verursachern von Treibhausgasemissionen und des Verlusts biologischer Vielfalt und verursacht 70 % der Frischwassernutzung. Die Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung mit einer gesunden Ernährung aus nachhaltiger Lebensmittelproduktion stellt daher eine immense Herausforderung dar. Expert*innen der Bereiche Gesundheit, Landwirtschaft, Politikwissenschaft und Umweltverträglichkeit aus 16 Ländern haben in der Eat-Lancet-Kommission Anfang 2019 unter der Bezeichnung Planetary Health Diet einen Speiseplan erstellt, der die Gesundheit des Menschen und der Erde gleichermaßen schützen soll. Danach soll der Konsum von Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen verdoppelt, der Verzehr von Fleisch und Zucker dagegen halbiert werden.
„Zur Umsetzung dieser Ziele fordert die Kommission aktuell einen radikalen gesellschaftspolitischen Transformationsprozess. Dazu, wie dieser innerhalb der Alltags-, Lebens- und Konsumwelten zu gestalten sei, gibt die Kommission zahlreiche Hinweise, doch auf die Frage, wie heterogene Bevölkerungsgruppen diesbezüglich erreicht und zu einem entsprechenden Handeln aktiviert und motiviert werden können, gibt es bisher kaum Antworten“, sagt Ulrike Johannsen. „Diese Antworten suchen und entwickeln wir. Wir wissen, dass sozio-demographische Faktoren das Essverhalten und die Gesundheit beeinflussen. Ein niedriger sozioökonomischer Status geht häufiger mit Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes, Adipositas und Depressionen einher. Insofern adressieren wir in diesem Projekt in einer Sektor übergreifenden, interdisziplinären Zusammenarbeit die Themen Klimaschutz, Ernährung, Bildung und soziale Lebenswelten.“
Mittels niedrigschwelliger sowie formeller und informeller Lernangebote soll eine Struktur geschaffen werden, die bestehende Hilfesysteme, vorhandene Angebote sowie primär außerschulische Bildungssysteme miteinander verschränkt. Schleswig-Holstein fungiert hier zunächst als Modellraum. Anschließend erfolgt der bundesweite Transfer. Als Projektpartner sind u.a. Landesvereinigungen für Gesundheitsförderung und die TAFEL Deutschland e.V. mit ihren bundesweiten Netzwerken eingebunden.