Zwar ist der Klimaschutz in aller Munde, aber ist es realistisch, dass wir das Ziel der Pariser Klimakonferenz erreichen? 2015 hatte die Weltgemeinschaft beschlossen, die Erderwärmung auf unter 2 Grad Celsius zu halten und möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. In der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ zum Thema „Klimakrise“ vertreten zwei Experten der Goethe-Universität unterschiedliche Standpunkte: „Ich bin Klima-Optimist“, meint der Atmosphärenforscher Prof. Joachim Curtius, „Nein, wir schaffen es nicht mehr“, glaubt der Paläontologe und Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Prof. Volker Mosbrugger.
Seit 30 Jahren steht der Klimawandel auf der Agenda der Weltpolitik, und seit 1960 steigt die atmosphärische CO2-Konzentration kontinuierlich stark an. „Man erkennt keinerlei Trendwechsel als Folge etwa der Reports des Weltklimarats IPCC oder der internationalen Klimakonferenzen in Kopenhagen oder Paris“, meint der Senckenberg-Generaldirektor Prof. Volker Mosbrugger im Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“. Es gebe „unendlich vielen Zielkonflikte“, etwa dass Biodiesel zwar gut für den Klimaschutz, aber schädlich für die Biodiversität sei. Wer beim Klimaschutz vorangehe, hätte zunächst einmal Nachteile, und zudem würde das Zuviel an Treibhausgasemissionen von weniger als der Hälfte der Weltbevölkerung verursacht. Volker Mosbrugger sieht dennoch größten Handlungsbedarf, der sich jedoch über die Reduktion der Treibhausgasemissionen hinaus auch auf Anpassungsmaßnahmen erstrecken sollte.
Der „Klima-Optimist“ Prof. Joachim Curtius vom Institut für Atmosphäre und Umwelt der Goethe-Universität ist dagegen fest überzeugt: „Wir können es schaffen!“ Er verweist auf erste Erfolge bei der Reduktion von Treibhausgasemissionen und die ehrgeizigen Ziele selbst von Schwellenländern wie China. „Das Thema wird nun in allen Schichten der Gesellschaft ernst genommen, nicht nur unter Experten und Umweltaktivisten“, meint der Atmosphärenforscher.
Dazu würde auch beitragen, dass die lang vorhergesagten Folgen des Klimawandels bereits spürbar seien. Zudem gäbe es mittlerweile Instrumente wie CO2-Preissysteme, Alternativen zu Kohlekraftwerken und Nachhaltigkeitskonzepte für Verkehr und Landwirtschaft. Joachim Curtius: „Es liegt immer noch ein weiter Weg vor uns und riesige Anstrengungen sind notwendig.“ Daher plädiert er für einen realistischen Optimismus: „Nur mit Optimismus werden wir alle die Tatkraft und den inneren Antrieb aufbringen, allen Barrieren, Sachzwängen, Gewohnheiten, Bequemlichkeiten und inneren Schweinehunden zum Trotz, schnell genug umzusteuern.“
In weiteren Beiträge der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität über ihre Forschungsprojekte rund um den Klimawandel, wie zum Beispiel die knappe Ressource Wasser bereits heute als Waffe in Konflikten eingesetzt wird, wie der Klimawandel zum dramatischen Artenschwund beiträgt oder wie Klimamodelle von Warmzeiten der Erdgeschichte präzisere Voraussagen unserer Klimazukunft erlauben. Sie gehen aber auch der Frage nach, warum es uns so schwerfällt, unsere Lebensweise zu verändern.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2020) kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: ott@pvw.uni-frankfurt.de .
Alle Beiträge sind online erhältlich unter: https://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de .