Der Klimawandel verändert die Welt rapide. Auch in der Arktis sind die Folgen offensichtlich, doch ist diese abgelegene Region besonders schwierig zu untersuchen. Um die die Reaktion verschiedener Tierarten auf die veränderten ökologischen Bedingungen zu erforschen, nutzen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daher vor allem Daten, die mit Sensoren ausgestattete Tiere liefern.
Ein internationales Forscherteam, darunter auch Prof. Dr. Petra Quillfeldt vom Institut für Tierökologie und Spezielle Zoologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), hat in der renommierten Fachzeitschrift „Science“ ein Open Source-Datenarchiv vorgestellt. Das neue „Arctic Animal Movement Archive“ (AAMA) umfasst derzeit mehr als 15 Millionen Ortungsdaten von 96 Arten. Die Arbeitsgruppe von Prof. Quillfeldt ist daran beteiligt mit Daten zum Tracking von Eisenten; ein deutsch-russisches Kooperationsprojekt, das vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) initiiert wurde. Dabei wurden kleine Lichtsensoren, sogenannte Geolokatoren, und Satellitensender eingesetzt. „Unsere Hauptfragestellung bei diesen Untersuchungen ist, ob sich die Zugrouten der Eisenten mit dem Klimawandel verändern“, so Prof. Quillfeldt.
Dabei sei die größte Herausforderung für die meisten Tiere nicht der Temperaturanstieg an sich: „Es geht immer um die Veränderung von oder den Mangel an Nahrung.“ Am Beispiel der Eisenten lässt sich das exemplarisch zeigen. Die Vögel brüten in der Arktis und überwintern in der Ostsee, unter anderem in den Gewässern vor Rügen. Dort sind die Bestände dramatisch zurückgegangen – seit Mitte der 1990er-Jahre bis heute um etwa 65 Prozent. Die Gießener Forscherinnen und Forscher untersuchen, warum das so ist.
Auf dem Weg zu einem besseren Verständnis
Die ökologischen „Big Data“, die die neue Datenbank zusammenführt, können zu einem besseren Verständnis von Veränderungen führen. Mit AAMA-basierten Fallstudien werden darin unter anderem klimatische Einflüsse auf die Migrationsphänologie von Adlern, geografische Unterschiede in der Anpassung der Reproduktionsphänologie von Karibus an den Klimawandel sowie artspezifische Veränderungen der Bewegungsraten von Landsäugetieren als Reaktion auf steigende Temperaturen dokumentiert.