Nachhaltige Wasserstoffwirtschaft braucht mehr erneuerbare Energie

Windkraftanlagen und Rapsfelder bei Eilenburg Copyright: UFZ / André Künzelmann (Fotograf) (2.0 MB)

„Wasserstoff wird eine Schlüsselrolle im künftigen Energiesystem spielen“, sagt der neu gewählte Sprecher des ForschungsVerbunds Erneuerbare Energien, Professor Hans-Martin Henning. „Doch damit Wasserstoff tatsächlich eine klimaschützende Wirkung hat, müssen wir den Ausbau der erneuerbaren Energien forcieren.“ Das Direktorium des ForschungsVerbunds Erneuerbare Energien (FVEE) hat Professor Henning mit Wirkung zum 1.1.2021 zum neuen Sprecher gewählt. “Für die Forschungsinstitute des FVEE steht 2021 erneuerbarer Wasserstoff ganz oben auf der Agenda, und der Forschungsverbund wird diesem Thema auch seine Jahrestagung widmen”, benennt Henning die anstehenden Aufgaben.

Foto: Fraunhofer ISE

Wasserstoff spielt in einem künftigen klimaneutralen Energiesystem eine Schlüsselrolle. Er bietet Optionen für die saisonale Speicherung von erneuerbarer Energie und ist ein zentrales Medium für die Sektorenkopplung, aber auch zur Bereitstellung klimaneutral hergestellter Rohstoffe für die Industrie Doch nur mit genügend erneuerbarem Strom gibt es ausreichend grünen Wasserstoff für die vorgesehenen Aufgaben: „Der Ausbau der Erneuerbaren muss für den kommenden Wasserstoffbedarf zusätzlich verstärkt werden”, fordert Professor Henning, „denn der erneuerbare Strom ist die Basis für die nachhaltige Wasserstoffwirtschaft.

Erwartungen an die Politik

Die Politik hat die energie- und industriepolitischen Chancen der Wasserstoffwirtschaft erkannt und investiert kräftig in die Entwicklung von Wandlungstechnologien und Infrastruktur. Doch eine großskalige Wasserstoffproduktion erhöht den erneuerbaren Strombedarf, und die Ausbaugeschwindigkeit der dafür notwendigen erneuerbaren Energien hinkt hinter diesen Plänen zurück. Schon allein um das verbesserte Einsparziel der EU für CO2 von minus 55 % bis 2030 umzusetzen, sind grundlegende Änderungen über die bisherigen Beschlüsse hinaus notwendig. Dieser on top Bedarf ist bisher in der Planung nicht ausreichend adressiert. Hier muss dringend nachjustiert werden, um jetzt die Weichen richtig zu stellen.

Klimaschutz mit grünem Wasserstoff beschleunigen

Foto: UFZ

„Schnelle Klimagasvermeidung ist ein zentrales Ziel, denn die Budgets für weiteren CO2 Ausstoß werden schon in wenigen Jahren verbraucht sein. Darum ist es wichtig, schon in kurzer Zeit grüne Wasserstoff-Industrien zu etablieren“, betont Professorin Daniela Thrän die Dringlichkeit. Die Leiterin des Departments Bioenergie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und Bereichsleiterin Bioenergiesysteme am Deutschen Biomasseforschungszentrum in Leipzig wurde vom Direktorium des FVEE zur stellvertretenden Sprecherin 2021 gewählt.

Sie erklärt: „Ein nachhaltiges Energiesystem braucht schon in mittelfristiger Zukunft große Mengen grünen Wasserstoffs, zum Beispiel für die Umstellung klimaschädlicher Industrieprozesse. Dafür müssen Wasserstofftechnologien zügig hochskaliert und die Ausbaugeschwindigkeit der Erneuerbaren beschleunigt werden.“

Mehr Energieforschung notwendig

Henning ergänzt: „Auch mit Blick auf den starken internationalen Wettbewerb ist Eile für die Entwicklung von Wasserstofftechnologien geboten. Wenn dies gelingt, kann die deutsche exportierende Industrie einen wesentlichen Technologiebeitrag für die globale Energiewende leisten.“ Der Aufbau einer großskaligen, kostengünstigen Produktion, Speicherung und Verarbeitung von grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien und die Systemintegration des Wasserstoffs erfordern noch erhebliche Forschungsanstrengungen. Der FVEE begrüßt, dass die Bundesregierung die Wasserstoff-Forschung mit hohen Mitteln unterstützt und dabei systemische Fragestellungen einen bedeutenden Stellenwert haben.