Kleine Transportunternehmen müssen ihren Einsatz für eine grüne Lieferkette verstärken, wie eine neue Studie des Smart Freight Centre (SFC) und des Center for Sustainable Logistics and Supply Chains (CSLS) der Kühne Logistics University (KLU) zeigt. Da kleine Betreiber 99 Prozent der Unternehmen im europäischen Straßengüterverkehr ausmachen, spielen sie eine Schlüsselrolle bei der notwendigen Reduzierung von CO2-Emissionen. Sie müssen dafür klare Anreize und Unterstützung erhalten. Die international agierende Logistikplattform Transporeon hat für die heute veröffentlichte Studie anonymisierte Daten von über 800 Spediteuren in 32 europäischen Ländern zur Verfügung gestellt.
Der europäische Straßengüterverkehr gehört zu den bedeutendsten Sektoren, die es zu dekarbonisieren gilt. Allein der Schwerlastverkehr ist für rund 20 Prozent der verkehrsbedingten CO2-Emissionen* verantwortlich. Regierungen, Verlader und Logistikdienstleister (LSP) haben sich daher ehrgeizige Ziele gesetzt und Strategien erarbeitet, um die Treibhausgasemissionen des Güterverkehrs zu reduzieren. Die EU etwa möchte bis 2050 eine 90-prozentige CO2-Reduktion im Transportsektor erreichen. Die Studie von SFC und KLU zeigt, dass Spediteure je nach Flottengröße verschieden intensiv engagiert sind, CO2 Emissionen zu senken. Die überwiegende Mehrheit der Spediteure erkennt die Wichtigkeit der Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs an. Jedoch sind Unternehmen mit größeren Flotten besser aufgestellt, konkrete Schritte zur Senkung der transportbedingten CO2-Emissionen zu gehen. Die Mehrheit der Spediteure mit weniger als 20 Fahrzeugen sieht dagegen derzeit nur einen geringen oder gar keinen geschäftlichen Vorteil in der Dekarbonisierung.
Hürden für die Transportunternehmen sind laut der Studie neben damit verbundenen Kosten, die Unsicherheit über die Kundennachfrage sowie über Maßnahmen zur Emissionsreduzierung und neue Energietechnologien. Deshalb fehlen vielen Spediteuren grundlegende Fähigkeiten, ihre CO2-Emissionen zu berechnen. Auch operative und technische Maßnahmen zur Kraftstoffeinsparung werden oft nicht durchgeführt oder sind nicht ausreichend bekannt. Dies stellt ein großes noch unausgeschöpftes Einsparpotenzial, sowohl bei den Ausgaben der Spediteure als auch ihren CO2-Emissionen, dar.
Moritz Tölke, Autor der Studie, KLU-Alumni & Junior Technical Manager am Smart Freight Centre, kommentierte: „Ziel der Studie war, die Dekarbonisierung des europäischen Straßengüterverkehrs aus der Perspektive der Spediteure zu untersuchen. Die Ergebnisse verdeutlichen die entscheidende Rolle der Spediteure, die aktuellen Schwierigkeiten und die dringende Notwendigkeit für alle Beteiligten im Logistiksektor, ihr Engagement zu verstärken.“
Die Studie zeigt, dass die Einbindung und das Engagement kleiner Spediteure entscheidend sind, um die Dekarbonisierungsziele zu erreichen. Mehr als eine halbe Million Unternehmen bieten in Europa Straßengütertransportdienstleistungen an. 99 Prozent von ihnen haben weniger als 50 Mitarbeiter. Bis 2050 wird mit einer Zunahme des europäischen Straßengüterverkehrs um fast 50 Prozent gerechnet. Daher sind Unterstützungsmaßnahmen und Anreize von einer Reihe von Stakeholdern in der Branche unabdingbar.
Prof. Alan McKinnon, Mitautor der Studie, Center for Sustainable Logistics and Supply Chains (CSLS) an der Kühne Logistics University (KLU) betonte: „Die Nutzung emissionsarmer LKW-Technologien und Energiequellen – im Wesentlichen eine angebotsbezogene Angelegenheit – dominiert zunehmend die Diskussion um die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs in Europa. Diese Studie zeigt, dass es auf der Nachfrageseite eine große Herausforderung gibt. Mehr als eine halbe Million kleiner Spediteure muss ermutigt werden, auf diese neuen Fahrzeuge umzusteigen und bis dahin ihre Dieselfahrzeuge energieeffizienter zu betreiben. Die Arbeit der KLU zu diesem Thema verdeutlicht die Notwendigkeit von betrieblichen und technologischen Veränderungen.“ Mit Blick auf die Zukunft enthält die Studie Empfehlungen für verschiedene Stakeholder in der Branche, wie sie Spediteure auf ihrem Weg zu einer emissionsärmeren Frachtindustrie unterstützen und Anreize schaffen können. Eszter Toth-Weedon, Senior Partnership Manager, Smart Freight Centre, erklärte:
„Dieser Bericht verdeutlicht die Notwendigkeit und den Nutzen von Zusammenarbeit. Straßengüterverkehrsunternehmen, insbesondere KMUs, benötigen die Unterstützung von ihren Kunden, Fahrzeugherstellern (OEMs) und politischen Entscheidungsträgern, um eine zeitnahe und effiziente Dekarbonisierung zu gewährleisten. SFC wird diese Zusammenarbeit auf dem Weg zu einem emissionsfreien Güterverkehr gemeinsam mit den wichtigsten Stakeholdern der GLEC-Community (Global Logistics Emissions Council), darunter KLU und Transporeon, weiter fördern.“
Transporeon-CEO Stephan Sieber fügte hinzu:
„Die Dekarbonisierung ist bereits heute ein entscheidender Faktor für den geschäftlichen Erfolg eines Unternehmens. Und der Straßengüterverkehrsmarkt ist da keine Ausnahme. Wir beobachten, dass immer mehr Verlader von ihren Spediteuren verlangen, in Maßnahmen zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes zu investieren. Transporeon unterstützt solche Bemühungen mit Lösungen, die es ermöglichen, die Anzahl der Leerfahrten zu reduzieren, wie z.B. mit der Best-Carrier-Transportvergabe, optimierter Routenplanung und Real-Time-Visibility.“
Die Studie ist eine der ersten, die sich mit dem Dekarbonisierungspotenzial von KMU-Spediteuren in Europa beschäftigt. Anhand einer Stichprobe von mehr als 800 europäischen Spediteuren in 32 europäischen Ländern, die von der international agierenden Logistikplattform Transporeon zur Verfügung gestellt wurde, untersucht sie die derzeitigen Fähigkeiten zur Emissionserfassung und den Status Quo bisher umgesetzter Maßnahmen zur Emissionsreduzierung. Darüber hinaus werden Faktoren aufgezeigt, die die Bemühungen der Frachtführer zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs und der Emissionen fördern, beziehungsweise bremsen.