Erfahrungsaustausch im Öko-Ackerbau

Austausch auf dem Feld: Landwirt*innen und Wissenschaftler*innen der HNEE treffen sich auf dem Acker, um sich zu möglichen Schritten zur Verbesserung der Biodiversität zu beraten. Vera Springer © HNEE

Für mehr Biodiversität auf den Äckern in den brandenburgischen Landkreisen Oberhavel und Barnim unterstützt ein neues Forschungsprojekt der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) regionale, ökologische Landwirtschaftsbetriebe beim Aufbau eines Netzwerks, das sich mit Fruchtfolgemanagement, Zwischenfruchtanbau und Blühstreifenanlagen auseinandersetzt. Hierfür werden noch Betriebe gesucht.

Die Sommer der vergangenen Jahre haben es verdeutlicht, der Klimawandel ist vor allem in der Landwirtschaft spürbar. Trockenheit, Insektensterben und Schädlinge sind Indikatoren, mit denen sich Landwirt*innen auch in Brandenburg konfrontiert sehen. Ihnen stehen verschiedene, teils wenig erprobte Maßnahmen zur Verfügung, doch viele Betriebe können diese für sich allein nicht in vollen Umfang umsetzen. „Dafür fehlen ihnen die Ressourcen oder das Know-how, weshalb wir mit unserem Projekt ein Angebot machen, das auf gemeinschaftliches Ausprobieren beruht und ein Netzwerk bietet, bei dem sich Betriebe über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnissen informieren und sich mit Kollegen, Forschenden und Berater aus der Region vernetzen können“, lädt Johannes Hofstätter, Netzwerkkoordinator im HNEE-Projekt „Biodiversität im Ackerbau“, ein.

Foto: Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

Geplant sind verschiedene Aktivitäten wie Gruppentreffen und Fachveranstaltungen auf den Netzwerkbetrieben, die für die Teilnehmenden kostenlos sind. Des Weiteren sind Praxisversuche auf den Betrieben und der HNEE-Lehr- und Forschungsstation Gut Wilmersdorf geplant, bei denen Fragestellungen der Netzwerkbetriebe besprochen werden. Die gemeinschaftliche Problemlösung steht hierbei stets im Mittelpunkt. „Durch den Erfahrungsaustausch lernen die Betriebe voneinander, können sich gegenseitig unterstützen und eventuell auch Kooperationsmöglichkeiten erschließen“, sagt Projektkoordinatorin Sabrina Scholz. Der Fokus des Netzwerks liegt auf drei Bereichen, die mit Blick auf den Ausbau der Biodiversität auf den brandenburgischen Äckern eine wesentliche Rolle spielen:

  • Fruchtfolgemanagement: Bestehende Fruchtfolgen werden analysiert und mögliche Handlungsempfehlungen und Fruchtfolgeoptimierungen abgeleitet
  • Zwischenfruchtanbau: Mögliche Optionen zum Zwischenfruchtanbau auf den Betrieben werden erfasst und bewertet
  • Blühstreifenanlagen im Ackerbau: Auf ausgewählten Netzwerkbetrieben werden verschiedene Blühstreifen wissenschaftlich begleitet und deren Wirkung und Integration in Betriebsabläufe durch die Netzwerkakteure bewertet und optimiert

„Jeder Betrieb für sich allein könnte diesen Umfang an Maßnahmen nicht ohne Weiteres umsetzen. Das würde viel Zeit, Personal und Geld kosten und am Ende ist das mit verschiedenen Risiken verbunden. Im Netzwerk können diese Maßnahmen entsprechend der unterschiedlichen Flächen ausgewählt, bestellt und von den Beteiligten begutachtet und ausgewertet werden. Diese Erfahrungen bereichern alle Betriebe und bieten neue Sicherheit im betriebseigenen Innovationsmanagement“, fasst Johannes Hofstätter den Mehrwert des HNEE-Projekts zusammen.
Die Hochschule übernimmt hierbei die Rolle der Koordination.

Sie vermittelt zwischen den Betrieben, organisiert Treffen und Hofbesuche und evaluiert die Ergebnisse. Dies hat sie bereits in einem Vorläuferprojekt namens Kompetenznetzwerk Ökologischer Acker- und Pflanzenbau Nordost Brandenburg – Cropping School getan, das sich auf den Landkreis Uckermark konzentrierte. „Dabei hat sich zum einen gezeigt, dass das Interesse der Landwirtschaftsbetriebe, sich untereinander regelmäßig fachlich und auch sozial auszutauschen, einen hohen Stellenwert einnimmt. Andererseits war es durch den Gruppenverbund möglich, einzelne Betriebsprobleme und Fragestellungen gemeinsam zu bearbeiten und zu lösen. Somit profitierten alle Betriebe am Voneinander-Lernen und dem gemeinsamen Erfahrungsaustausch“, berichtet Sabrina Scholz, Netzwerkkoordinatorin der Cropping School. Ähnliches erhoffen sich die HNEE-Wissenschaftler auch im aktuellen Projekt.