Wenn Städter über das Landleben sinnieren oder Hochglanzzeitschriften seitenweise Romantik verkaufen, hat das mit der Lebenswirklichkeit in den ländlichen Räumen nicht viel zu tun. Wer aber nur Landflucht sieht und Strukturverlust beklagt, sieht auch nicht das gesamte Bild, denn in manchen ländlichen Regionen Niedersachsens herrscht Boomstimmung und Wohnraummangel. Das Berlin Institut stellt fest, dass die erfolgreichen ländlichen Regionen im Westen Niedersachsens bis 2035 weiter an Einwohnern gewinnen, der größte Zuwachs ist mit fast neun Prozent im Landkreis Vechta zu erwarten. Ähnlich gute Aussichten bescheinigen die Berliner Wissenschaftler auch dem Landkreis Cloppenburg.
In Cloppenburg ist die Zahl der Geburten mit 1,9 Kindern pro Frau deutschlandweit eine der höchsten und obwohl der Weg zur nächsten Großstadt weit ist, wandern im Saldo Menschen zu, was die Bewohnerschaft jung hält: 43 Prozent von ihnen sind noch keine 35 Jahre alt. Der Erfolg hat eine Kehrseite: Wohnungsnot. Gerade junge Familien aus den Kreisstädten wollen deshalb auf die kleineren Dörfer in die Umgebung ziehen. Aber auch dort gibt es kaum Angebote.
Gleichzeitig zeichnen sich Probleme für die ursprüngliche landwirtschaftlich geprägte Bevölkerung ab. Probleme, die im wahrsten Sinne existentiell sein können. Die traditionelle Einheit der bäuerlichen Familie mit dem Unternehmen Hof kommt in Gefahr. Bäuerlicher Nachwuchs ist rar gesät.
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