Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Förderarbeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit Sitz in Osnabrück als „erheblichen“ Beitrag zu mehr Umwelt- und Naturschutz und dessen „unverzichtbaren Teil des Transformationsprozesses“ gewürdigt. In einem Grußwort während eines digitalen Festakts zum 30-jährigen Bestehen der DBU sagte die Kanzlerin heute (Montag): „Die DBU ist in Fragen eines nachhaltigen Lebens und Wirtschaftens eine entscheidende Impulsgeberin für Wissenschaft und Praxis.“
Das Wirken der Stiftung sei gerade aktuell, inmitten der Covid-19-Pandemie, gefragt. „Schließlich hat uns die Corona-Pandemie einmal mehr – und das auf sehr dramatische Weise – unsere Abhängigkeit von Natur und Umwelt ins Bewusstsein gerufen“, so Merkel. Die Kanzlerin weiter: „Denn der Rückgang der Artenvielfalt und das Vordringen des Menschen in sensible Naturräume erhöhen die Gefahr der Übertragung von Krankheitserregern.“
Prof. Dr. Settele: Artenvielfalt und Klimaschutz müssen Hand in Hand gehen
Genau davor hatte in einer der insgesamt drei digitalen DBU-Prologveranstaltungen, die dem eigentlichen Festakt vorangegangen waren, auch Prof. Dr. Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) gewarnt: „So fürchterlich die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind: Sie zeigen uns schonungslos, dass mehr Natur- und Umweltschutz die Häufigkeit von Pandemien reduzieren kann.“ Denn wenn der Mensch zunehmend in die Natur eindringe und so zur Zerstörung der Vielfalt beitrage, „bleiben zum Beispiel nur noch wenige dominante Tierarten, die immer auch Träger von Viren sind, in einer vorher nicht gekannten Dichte übrig. Bestimmte Viren können sich rasend schnell verbreiten.“ Der Erhalt der Artenvielfalt und Klimaschutz müssen nach Setteles Worten „Hand in Hand“ gehen. Settele: „Denn das eine ohne das andere führt ins Verderben.“
„Fahrplan für eine nachhaltige Zukunft“
Als Gastredner live aus Brüssel zugeschaltet war EU-Kommissions-Vize Frans Timmermans. Der EU-Klimakommissar ist verantwortlich für den von der EU anvisierten europäischen Grünen Deal. Die Ambitionen sind hoch, Timmermans nennt den Deal eine „ehrgeizige Strategie und einen Fahrplan für eine nachhaltige Zukunft“. Der Deal liege „in unserem eigenen Interesse“. Timmermans: „Es darf keine Rückkehr zum ‚business as usual‘ geben.“ Die Ziele: Reduktion der Treibhausgas (THG)-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent (statt wie ursprünglich geplant 40 Prozent) im Vergleich zu 1990 und überdies die Etablierung der EU als klimaneutraler Kontinent bis 2050, der keine Netto-THG-Emissionen mehr freisetzt. Timmermans: „Wir stehen an einem entscheidenden Moment im Kampf gegen Klima- und Biodiversitätskrise. Es ist wirklich fünf vor zwölf.“ Die kommenden Jahre werden nach Timmermans‘ Worten entscheiden, „ob es uns gelingt, unseren Kindern und Enkelkindern einen Planeten zu hinterlassen, auf dem sie ein glückliches und gesundes Leben führen können“.
„Eine gute Umwelt hat auch als Standortfaktor Bedeutung“
Bundeskanzlerin Merkel, die neben Bundesumweltministerin Svenja Schulze und deren Parlamentarischen Staatssekretärin und zugleich DBU-Kuratoriumsvorsitzenden Rita Schwarzelühr-Sutter am DBU-Festakt teilnahm, erinnerte in ihrem Grußwort an die Anfänge der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. „Nach Mauerfall und Wiedervereinigung“, so Merkel, „stellte sich schnell heraus, dass weite Gebiete der ehemaligen DDR sowohl technologisch als auch ökologisch – zurückhaltend formuliert – sehr zu wünschen übrig ließen.“ Damals habe sich „besonders eindringlich“ gezeigt, „dass eine gute Umwelt ein Wert an sich ist, aber auch als Standortfaktor große Bedeutung hat“. Die DBU habe „erheblichen Anteil“ daran gehabt, dies ins Bewusstsein zu rücken, sagte die Kanzlerin. An die Mitarbeitenden der Stiftung gewandt sagte Merkel: „Ich kann Sie nur ermuntern: Machen Sie weiter so. Ihnen allen, die Sie sich in der und für die Deutsche Bundesstiftung Umwelt engagieren, danke ich sehr herzlich für die wertvolle Arbeit.“
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde: Die Märkte von morgen sind nachhaltig
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde sagte, die Teilnahme unter anderem von EU-Kommissions-Vize Frans Timmermans und Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Festakt, sei für die DBU „Ansporn, die Förderung von Exzellenz an Öko-Innovationen verstärkt voranzubringen“. Bonde: „Denn wir sind überzeugt, dass die Märkte von morgen nachhaltig sind. Und auf Dauer bleiben nur die Unternehmen erfolgreich, die nachhaltig wirtschaften, neue umweltgerechte Technologien entwickeln und die die neuen ökologischen Geschäftsmodelle voranbringen. Dabei stehen wir in bewährter Manier auch weiter unterstützend zur Seite.“