Wohnviertel im belgischen Ghent, Uni-Campus im polnischen Poznan, Krankenhaus im italienischen Mailand: Das EU-Projekt Renergetic prüft an diesen drei Standorten, wie Bürgerenergie gelingen kann. Die Universität Passau steuert Expertise zum Thema Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit bei: Mit dem „Clean Energy Package“ setzt die Europäische Union bei den Bürgerinnen und Bürgern an. Diese sollen in kleinen, autarken Energiegemeinschaften die benötigte Energie selbst aus erneuerbaren Quellen erzeugen. Wie das gelingen kann, testet das EU-Projekt „RENergetic – Community-empowered Sustainable Multi-Vector Energy Islands“ an drei verschiedenen europäischen Standorten, die ganz unterschiedlichen Anforderungen haben:
- Im alten Hafengebiet der belgischen Stadt Ghent entsteht unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger ein neues, urbanes und Energie-autarkes Stadtviertel.
- Auf dem Technologiecampus im polnischen Poznan erproben die Forscherinnen und Forscher, wie sich die Abwärme eines Server Zentrums als Heizung nutzen lässt.
- Für das Universitätsklinikum in Segrate-Mailand entwickelt das Forschungsteam ein Konzept für ein kluges Energiemanagement, das nicht nur die Gebäude, sondern auch die Ladeinfrastruktur für die benötigten Fahrzeuge mit einbezieht.
Die IT-Lösung für alle Standorte wird federführend von Passau koordiniert: Ein Team der Universität Passau um Prof. Dr. Ing. Hermann de Meer, Inhaber des Lehrstuhls für Informatik mit Schwerpunkt Rechnernetze und Rechnerkommunikation, ist in dem EU-Projekt für die Entwicklung passender IT-Systeme verantwortlich. Die Passauer Forscher können dabei auf Erkenntnisse und Werkzeuge zurückgreifen, die sie in anderen Projekten entwickelt haben, darunter etwa die Methode des Smart Chargings für E-Autos.
Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger
„Ziel des Projekts RENergetic ist es, die Effizienz und Energieautarkie unter Einbindung der Kommunen zu verbessern und die sozio-ökonomische Machbarkeit solcher Energie-Inseln zu demonstrieren“, erklärt Prof. Dr. Ing. de Meer. An allen drei Standorten gehe es darum, wie sich das Zusammenspiel der Wärmeversorgung und der Elektrizität möglichst nachhaltig gestalten lässt. Dabei setzt das Projekt an auch auf die aktive Mitarbeit der Bürgerinnen und Bürger: Sie sollen die Möglichkeit bekommen, ihre Energieinfrastruktur verstärkt selbst zu kontrollieren und zu gestalten. Die spanische IT-Dienstleistungsgruppe GFI Informática koordiniert das Projekt. Neben den deutschen Universitäten Passau und Mannheim bringen sich die Ghent University in Belgien, die University of Technology im polnischen Poznan und die Universität Pavia in Italien in den Forschungsverbund ein. Es handelt sich um einen interdisziplinären Verbund: Das europaweite Konsortium umfasst Forscherinnen aus dem Bereich der Informatik, der Psychologie und der Rechtswissenschaft. Darüber hinaus vervollständigen das Profil des Konsortiums Partner aus der Privatwirtschaft, die dem Energiesektor angehören.