Der Rückgang der Emissionen durch die weltweiten Covid-19-Lockdowns war sowohl vom Ausmaß als auch von der Dauer her zu gering, um einen signifikanten Einfluss auf das globale Klima zu haben. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die unter der Leitung von Chris D. Jones vom Met Office Hadley Centre in Exeter (Vereinigtes Königreich) von einer Gruppe von 49 Forschern von verschiedenen internationalen Institutionen durchgeführt wurde, darunter auch Professor Stephanie Fiedler vom Institut für Geophysik und Meteorologie der Universität Köln. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen versuchten die Frage zu beantworten, ob der durch die Lockdowns verursachte Rückgang der Emissionen Auswirkungen auf das globale Klima hat, indem sie die Ergebnisse von einem Dutzend Erdsystemmodellen verglichen. Solche Multi-Earth-System-Model-Intercomparison-Projekte (MIPs), deren Planung und Durchführung in der Regel Jahre dauert, können Klimasignale identifizieren. Die ersten Ergebnisse des aktuellen Projekts, bekannt als CovidMIP, konzentrierten sich auf die unmittelbaren Auswirkungen des Covid-19-bedingten Emissionsrückgangs und gingen davon aus, dass die globalen Emissionen bis 2022 wieder auf das Ausgangsniveau ansteigen werden.
Professorin Stephanie Fiedler vom Institut für Geophysik und Meteorologie der Universität zu Köln erstellte die optischen Daten des von Menschen verursachten Aerosols, die die die Streuung und Absorption von Sonnenlicht beschreiben. Die Daten werden von beitragenden Modellen benötigt, um die Computersimulationen durchzuführen, z.B. das Erdsystemmodell MPI-ESM1.2 des Max-Planck-Instituts für Meteorologie. Als die sozialen und wirtschaftlichen Aktivitäten angesichts der Covid-19-Pandemie weltweit zum Erliegen kamen, sank auch der Ausstoß von Treibhausgasen. Zum Beispiel hielten die Einschränkungen viele Menschen von den Straßen fern, so dass die CO2-Emissionen um einige Prozent sanken. Es wird jedoch erwartet, dass die Emissionen wieder ansteigen werden, wenn sich die Volkswirtschaften auf der ganzen Welt wieder öffnen. Das wirft die Frage auf, welche Auswirkungen der kurzfristige Rückgang der Emissionen auf das Klima hat. Die von den Forschern erstellten Modellsimulationen zeigten eine Abnahme der optischen Dicke der Aerosole und eine Zunahme der Sonneneinstrahlung, die die Oberfläche des Planeten erreicht, wobei die größten Auswirkungen über Indien und China simuliert wurden.
Keine signifikanten Änderungen für die Niederschlagsmuster aufgrund der Pandemie
Die Autoren untersuchten dann, wie sich die Veränderungen in der atmosphärischen Zusammensetzung auf Temperatur und Niederschlagsmuster auswirken können. Während sie einen leichten Anstieg der Sonneneinstrahlung, die die Planetenoberfläche erreicht, aufgrund von weniger Aerosolen sahen, gab es nur geringe Auswirkungen auf die globale Temperatur. Dort, wo die Aerosole regional am stärksten reduziert wurden, zeigten die meisten Modelle eine leichte Erwärmung, die aber meist weniger als 0,1 Grad Celsius im Vergleich zu einer Simulation ohne die pandemischen Einflüsse beträgt. Die Studie fand keine signifikanten Änderungen für die Niederschlagsmuster aufgrund der Covid-19-Pandemie.
CovidMIP liefert Klimamodell-Output für neue Erholungsszenarien
Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass der Rückgang der Emissionen aufgrund des Covid-19-Einflusses auf sozioökonomische Aktivitäten sowohl in der Größenordnung als auch in der Dauer zu gering war, um einen signifikanten Einfluss auf das globale Klima zu haben. Dennoch können die Ergebnisse Prioritäten für zukünftige Arbeiten setzen. Die Autoren identifizieren mehrere Bereiche, in denen zukünftige Analysen gerechtfertigt sein könnten, einschließlich der längerfristigen Auswirkungen der Emissionsreduzierungen und der Entscheidungen zur wirtschaftlichen Erholung. Professorin Stephanie Fiedler von der Uni Köln erklärt dazu:
„CovidMIP liefert Klimamodell-Output für neue Erholungsszenarien für die Zeit nach der Pandemie bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts. Dazu gehören Entwicklungsszenarien, die eine Zukunft mit mehr grünen Technologien beschreiben, sowie Szenarien, in denen wir zu einem ähnlichen Verhalten wie vor der Pandemie zurückkehren.“
Solche Daten sind nützlich, um zu untersuchen, wie sich das Klima in Abhängigkeit von verschiedenen menschengemachten Emissionsszenarien nach Ende der Pandemie weiter verändern würde.