Platzsparendes und nachhaltiges Fitnessgerät und ein Mehrwegsystem für Lebensmittel

Martin Schwalm (links) und Kai Kienke freuen sich, ihr Projekt MultiPull dank des Stipendiums vorantreiben zu können. Paul-Simon Brand

Am 1. April 2021 wurden 15 Gründungsprojekte von neun hessischen Hochschulen mit dem Hessen Ideen Stipendium ausgezeichnet. Auch zwei Teams der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) wurden Stipendien verliehen. Als Fitnessstudio im Taschenformat kann man die Erfindung „MultiPull“ von Martin Schwalm und Kai Kienke beschreiben. Sie vereint viele Sportgeräte in einem, ist platzsparend und nachhaltig – und gerade in Corona-Zeiten besonders nützlich. Die beiden Studenten der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) haben die Idee zu dem mobilen Fitnessgerät entwickelt und damit auch den ersten Platz im Gründerwettbewerb Hessen Ideen 2020 belegt. „Circolution“ geht das Problem von Einwegverpackungen für Lebensmittel an. Wiederverwendung als Alternative zum Recycling ist hier das Prinzip. Die Gründer möchten ein neues Pool-Mehrwegsystem für Lebensmittelverpackungen in allen Lebensmittelsegmenten schaffen, welches auf alle Einzelhändler und Lebensmittelproduzenten skalierbar ist.

Das elektromotorische Universal-Kabelzugtrainingsgerät „MultiPull“ ist vielseitig einsetzbar und kommt dabei ohne ergänzende Gewichte oder sperrige Zusatzteile aus. Das Gerät ist gerade so groß wie ein gewöhnlicher Schuhkarton und wiegt rund 5 Kilogramm. Es wird an einer Stange befestigt und ist für verschiedene Kraftübungen, aber auch Ausdauerübungen oder Rudertraining geeignet. Dank des Elektromotors kann MultiPull Zugkräfte bis 80 Kilogramm ermöglichen und ist zudem nachhaltig konstruiert: Den nötigen Strom produzieren die Anwender/-innen beim Training selbst, überschüssige Energie kann zum Aufladen mobiler Geräte genutzt werden. Über das Smartphone wird das Gerät gesteuert und werden die Widerstandsgewichte stufenlos eingestellt.

Den Personal-Trainer hat man durch die App immer mit dabei und dank der innovativen Befestigung kann nahezu überall trainiert werden. Der MultiPull richtet sich an eine breite Gruppe von Nutzern, „von Fitnessfanatikern, die ihrem Workout den letzten Schliff geben wollen, bis Anfängern, die ein Fitnessstudio noch nie von innen gesehen haben“, sagen Schwalm und Kienke, die beide Maschinenbau im Master an der Frankfurt UAS studieren. Die Idee zum platzsparenden Fitnessgerät hatten die beiden Gründer während einer Prüfungsphase: weder Zeit fürs Studio noch Platz und Geld für ein Home-Gym in der WG. Während ihres Maschinenbau-Studiums konnten sie ihre Idee dann auch realisieren. Für Mitte 2021 planen die beiden eine Nullserie in Fitnessstudios auszurollen, um den MultiPull im echten Praxisumfeld zu testen.

Die leeren Verpackungen werden am Pfandautomaten zurückgeben

Mit Circolution, dem skalierbaren Mehrwegsystem für den Lebensmitteleinzelhandel, möchte das Gründerteam einen umweltfreundlichen und nachhaltigen Beitrag leisten, um Einwegverpackungen zu reduzieren. Der Endkunde soll künftig im Supermarkt seine Lebensmittel in ansprechenden Mehrwegverpackungen erhalten. Der Kunde bezahlt an der Kasse den gewöhnlichen Produktpreis sowie Pfand auf die Mehrwegverpackungen. Er konsumiert die Produkte wie gewohnt. Die leeren Verpackungen werden am Pfandautomaten zurückgeben, und der Kunde bekommt sein Pfand erstattet. Die Verpackungen werden gesammelt, platzsparend ineinander gestapelt und zur Reinigungsanlage gebracht. Dort werden sie entsprechend der geltenden Industrieanforderungen gereinigt und für die Wiederverwendung vorbereitet. Von dort aus geht es zurück zum Lebensmittelhersteller, welcher seine Produkte erneut in die Mehrwegverpackungen abfüllt. Schlussendlich kauft der Endkunde beim nächsten Einkauf seine Produkte wieder in einer Mehrwegverpackung, und ein neuer Kreislauf beginnt.

Die Stipendiaten von Circolution Maximilian Bannasch (links) und Alessandro Marchiaro (rechts) mit ihren Mehrwegverpackungen. Jan Störkel/Circolution

„Weltweit besteht kein vergleichbares Mehrwegsystem, welches eine vielseitig einsetzbare Alternative zu heutigen Einwegverpackungen darstellt. Ein solches System vereint verschiedenste Elemente (Lebensmittelhersteller, Handel, Endkonsument, Rückgabe, Sortierung, Reinigung), deren Schnittstellen reibungslos ineinandergreifen müssen“, so Maximilian Bannasch, einer der Gründer, der „Strategisches Informationsmanagement (M.Sc)“ an der Frankfurt UAS studiert. Das Team von Circolution hat die bestehenden Pfand- sowie Mehrwegsysteme analysiert und ein Netzwerk in der Industrie aufgebaut.

Die erste Version 1.0 von Circolution ist bereits entwickelt, CADs sind gezeichnet und per 3D-Drucker als Prototyp gedruckt worden. Sobald das modulare Verpackungssystem marktreif und lebensmittelecht ist, stehen erste regionale Pilote an. In diesen werden der gesamte Kreislauf von Produktion, Befüllung, Reinigung und Wiederbefüllung dargestellt.

„Mit Hilfe des Mehrwegsystems von Circolution schafft Deutschland den Wandel zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft“, prognostiziert Bannasch.

Circolution bestehen aus einem vierköpfigen Kernteam und einem Netzwerk von engen freiberuflichen Partnern (z.B. Designagentur, Produktionsmanager) sowie Partnerunternehmen aus der Industrie (z.B. Lebensmittelhersteller, Handelsunternehmen, Maschinenhersteller usw.). Das Kernteam besteht aus Alessandro Marchiaro, Maximilian Bannasch, Jan Störkel und Kirils Jegorovs. Die Förderung erhalten Marchiaro und Bannasch. Im Namen des Präsidiums der Frankfurt UAS gratuliert Hochschul-Präsident Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich den Stipendiaten des Hessen Ideen Stipendiums:

„Gleich mit zwei Teams der Frankfurt UAS unter den Stipendiaten vertreten zu sein und damit zu den besten Gründern des Landes Hessen zu zählen, ist ein toller Erfolg für die Teams und unsere Hochschule. Ich gratuliere den beiden Teams ganz herzlich und wünsche ihnen bei den nächsten Schritten ihrer Produktentwicklung alles Gute. Diese Förderungen sind für uns Ansporn, als Hochschule noch mehr im Themenfeld Entrepreneurship zu leisten. Unsere Gesellschaft braucht mehr denn je nachhaltige Lösungen für die Praxis.“