Nach mehrjähriger Vorbereitung beginnen im Frühjahr 2021 die Feldaufnahmen zur vierten Bundeswaldinventur (BWI 2022). Diese nationale Waldinventur wird von Bund und Ländern gemeinsam durchgeführt und vom Thünen-Institut für Waldökosysteme im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) koordiniert und ausgewertet. Die Erhebung ist alle zehn Jahre gesetzlich vorgeschrieben und wurde bereits zweimal durch Zwischeninventuren ergänzt. Somit wird ein Teil der Stichprobe innerhalb von 35 Jahren nun zum sechsten Mal erfasst.
Vor Beginn der Arbeiten werden bzw. wurden im März und April 2021 etwa 100 Inventurtrupps von der Bundesinventurleitung im Thünen-Institut oder von erfahrenen Landesinventurleitungen in einwöchigen Kursen geschult. Wegen der Corona-Pandemie sind dafür besondere Vorsichtsmaßnahmen nötig. So wurden umfangreiche Vorkehrungen zum Infektionsschutz getroffen, die Schulungsgruppen verkleinert, Lehrvideos im Internet bereitgestellt und freiwillige Corona-Schnelltests durchgeführt.
Große Waldfläche mit einem Stichprobenverfahren erfassen
Wegen der großen Waldfläche und immensen Zahl an Bäumen wird der Wald mit einem Stichprobenverfahren erfasst. Die Probepunkte sind in einem systematischen Stichprobennetz über ganz Deutschland verteilt. Auf Luftbildern wurde vorab überprüft, welche Probepunkte im Wald liegen, und nur diese Punkte werden im Gelände aufgesucht. Bei den Feldaufnahmen werden bis zum Jahresende 2022 an etwa 80.000 Probepunkten Bäume und Totholz vermessen, Baumarten und Waldstrukturen erfasst, Probenmaterial für genetische Analysen gesammelt und viele weitere Daten erhoben. Dafür kommen elektronische Baumhöhen- und Entfernungsmesser, Durchmesser-Bandmaße, Satellitennavigations-Geräte sowie Feldcomputer und weitere Geräte zum Einsatz. Mit einer speziell entwickelten Datenerfassungssoftware werden die eingegebenen Daten geprüft und regelmäßig mit dem zentralen Datenserver im Thünen-Institut synchronisiert. Mit Kontrollaufnahmen an 5 % der Probepunkte wird die Datenqualität während der Inventur laufend überprüft.
Die genetische Vielfalt der Bäume soll analysiert werden
Aus den Daten wird dann errechnet, wie viel Wald es in Deutschland gibt und wem er gehört, wie sich die Baumartenzusammensetzung und Altersstruktur sowie Holzvorrat und Kohlenstoffspeicherung entwickeln, wie viel Holz genutzt wurde und nachgewachsen ist und wie strukturreich und naturnah die Wälder sind. Unter Leitung des Thünen-Instituts für Forstgenetik soll außerdem erstmals die genetische Vielfalt der Bäume analysiert werden. Fernerkundungsdaten sollen die im Wald gemessenen Daten ergänzen und so die räumliche Auflösung der Ergebnisse verbessern.
Mit Ergebnissen ist im Jahr 2024 zu rechnen
Die Ergebnisse werden von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diesmal mit ganz besonderem Interesse erwartet. Sie werden zeigen, welche Spuren die Dürre der letzten Jahre und die Massenvermehrung von Borkenkäfern bundesweit hinterlassen haben. Mit ihren vielfältigen Informationen schafft die Bundeswaldinventur eine wichtige Grundlage für forst-, wirtschafts- und umweltpolitische Entscheidungen. .