Uni Kiel entwickelt praxisnahe Lösungen für die Ostsee-Region

© Ivo Bobsin Blasentang im Flachwasser an der Steilküste in der Eckernförder Bucht.

In der Ostsee und damit auch in der Eckernförder Bucht sollte bis zum Jahr 2020 ein guter Umweltzustand erreicht werden – so die Vorgabe der EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL). Bisher wurde dieser jedoch weder in den deutschen Gewässern noch in der gesamten Ostsee umgesetzt. Ursache sind der zu hohe Nährstoffeintrag durch die Landwirtschaft, die Nutzung der Gewässer durch Fischerei, Tourismus und Schifffahrt sowie weitere Beeinträchtigungen. Im Projekt „Eckernförder Bucht 2030“ unter Leitung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) sollen nun umsetzbare Maßnahmen entwickelt werden, die gemeinsam von Partnern aus Wissenschaft, Landesverwaltung und Interessenvertretungen aus der Region getragen werden. Ziel ist es, die ökologische Situation in der Eckernförde Bucht langfristig so zu verbessern, dass Umweltanforderungen eingehalten werden können. 

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„Unser Ziel ist es, ein Netzwerk aufzubauen, in dem wirklich alle Nutzer der Ostsee-Region Eckernförde einbezogen werden. Dabei sind für uns entgegenwirkende Interessen beispielsweise zwischen Landwirten und Naturschützern genauso relevant wie Forschungslücken oder die Tourismus-Strategie. Wichtig ist der Dialog untereinander und der Wille, die Region so zu entwickeln, dass Meeresschutz und Nutzung in größtmöglichem Einklang möglich sind,“ sagt Dr. Christian Wagner-Ahlfs, der im Center for Ocean and Society (CeOS) des Forschungsschwerpunktes Kiel Marine Science (KMS) an der Uni Kiel für den Stakeholder-Dialog verantwortlich ist.

„Nach einem Jahr wollen wir ein Konzept vorlegen können, dass klare Fragestellungen für eine forschungsorientierte und praxisnahe Umsetzungsstrategie benennt,“ so Wagner-Ahlfs weiter. „Einmal erfolgreich, könnte das Projekt ‚Eckernförder Bucht 2030‘ als Blaupause für vergleichbare Küstenreviere in der Ostsee-Region gelten.“

Die Eckernförder Bucht dient den 11 Projektpartnern dabei als Reallabor, ein in der Nachhaltigkeitsforschung etablierter Ansatz für einen räumlich und zeitlich begrenzten Experimentierraum, in dem alle Interessengruppen gemeinsam an Lösungsansätzen arbeiten und diese möglichst umsetzen. Die Voraussetzungen in Eckernförde dafür sind ideal: Es gibt ausgewiesene Naturschutzgebiete, eine starke touristische Nutzung der Küsten und des Meeres durch Wassersport oder Camping sowie eine Vielzahl angrenzender Landflächen, über die ein hoher Nährstoffeintrag in das Meer gelangt. Dazu beanspruchen auch die Küstenfischerei und das Militär die Ostsee in der Eckernförder Bucht. Gleichzeitig gibt es zahlreiche Forschungsvorhaben unterschiedlicher Arbeitsgruppen der Kieler Universität (u.a. auf dem Versuchsgut Lindhof – living lab Landwirtschaft) sowie von Projektpartnern wie dem GEOMAR Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung Kiel, das sich im neuen Vorhaben mit Algenkulturen für das lokale Management von Küstenökosystemen beschäftigen wird.

© ETAG (Stadtmarketing Eckernförde), Eckernförde, hier mit Blick auf die Hafenspitze, ist der Forschungsraum im Projekt „Eckernförder Bucht 2030“.

Ein Beispiel für die neue Zielrichtung im Projekt „Eckernförde 2030“ sind die Konzepte für eine nachhaltigere Bewirtschaftung der Felder. Nach wie vor liegt die größte Quelle für Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff im Meer in der Landwirtschaft. Hier soll ein Maßnahmenkatalog zur Reduktion entwickelt und dabei auch neue Konzepte wie die Nutzung von Nährstoffen aus mariner Biomasse durch Treibsel oder kultivierte Algen geprüft werden. Weitere Ziele sind Untersuchungen der marinen Lebensräume. Dabei geht es um eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Arten und der Struktur des Meeresbodens sowie um die Prüfung, inwieweit Küstenschutzmaßnahmen auch zur Verbesserung der ökologischen Situation beitragen können.

Ziel des Projektes „Eckernförder Bucht 2030“ ist es, u.a. zum Schutz der Artenvielfalt, zur Verbesserung der Wasserqualität und damit zur Zielerreichung der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie und des Ostseeaktionsplans der zwischenstaatlichen Ostseeschutzkooperation HELCOM beizutragen. Bis zum 30. Juni 2021 hat das Land Schleswig-Holstein, das mit Beschäftigten des Umweltministeriums (MELUND) und des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein (LLUR) in das Projekt involviert ist, den Vizevorsitz von HELCOM übernommen und setzt sich dabei auch für die Themen Biodiversität und Eutrophierung ein.