Die Wertschätzung von Mitarbeitenden oder der faire Umgang mit Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartnern im Unternehmen – alles nur „Moralgedöns“? Wenn Firmen nach ihrer Corporate Social Responsibility (CSR) gefragt werden, ihrer sozialen und ökologischen gesellschaftlichen Verantwortung, werde oft entgegnet, so Dr. Sascha Genders, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt, es handele sich bei CSR nur um alten Wein in neuen Schläuchen. Das schaffe lediglich bürokratischen Mehraufwand im Zuge der CSR-Berichtspflichten. Ist das wirklich so?
Rückblick: 2018 unterzeichneten Spitzenvertreter der IHK, der Handwerkskammer sowie der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten der FHWS und der Universität Würzburg die „Erklärung zur Förderung unternehmerischer Verantwortung in Unterfranken“. Das Ziel: Relevante Bereiche der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in Unterfranken zum Thema der gesellschaftlichen Verantwortung zu sensibilisieren. Das Vorgehen: Erreicht werden sollten alle Partnerinnen und Partner z.B. über gemeinsame Forschungs- und Studienprojekte sowie weitere Kooperationsmöglichkeiten. Darüber hinaus waren Plattformen zur Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft geplant.
Wie sieht es heute, drei Jahre später, mit dem Vorhaben aus?
Drei Jahre später – 2021: Konnte das breit angelegte Nachhaltigkeitsengagement in der Region umgesetzt werden? Professor Dr. Harald Bolsinger, Wirtschaftsethiker und Mitinitiator an der FHWS, bejaht diese und die weitere Frage, ob Hochschulen über die Lehre hinaus einen Beitrag zur Stärkung verantwortungsvollen Wirtschaftens leisten können, sehr klar. So konnten in der regionalen Wirtschaft z.B. neue Partnerinnen und Partner für das Netzwerk gewonnen werden, außerdem gibt es regelmäßige Gastvorträge der IHK sowie Lehrveranstaltungen und gemeinsame Projekte. Zudem engagiert sich die FHWS auch im Mittelstand: So finden beispielsweise Weiterbildungsvorträge zu Themen des CSR statt; der Masterstudiengang „Innovation im Mittelstand“ hat zahlreiche Module wie beispielsweise das Tool zur Künstlichen Intelligenz oder zur Robustheit von Unternehmen entwickelt und zum Download bereitgestellt.
In einem wissenschaftlichen Überblick hat Dr. Sascha Genders die Ergebnisse dieser unterfränkischen interdisziplinären Initiative zusammengetragen und im Buch „CSR im Mittelstand. Unternehmerische Verantwortung als Basis für langfristigen Erfolg“ veröffentlicht. „Im Kern von CSR“, so die Autorinnen und Autoren, „steht aus Sicht der Unternehmen die Frage nach der Art und Weise des Handelns und dessen Konsequenzen.“ CSR umfasst für sie vor allem vier Handlungsfelder:
- Ökologie/Umwelt
- Ökonomie/Markt
- Gemeinwesen
- Arbeitsplatz.
Die Pandemie und der globale Shutdown vieler Wirtschaftssektoren haben eine Diskussion über ein „Wirtschaftssystem der Zukunft“ entfacht. Nebst Themen wie Digitalisierung oder New Work spielten insbesondere die Facetten rund um Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle. Prof. Dr. Axel Bialek, Dekan der Fakultät Wirtschaftswissenschaften stellt fest: „Unsere Fakultät thematisiert bewusst immer wieder gesellschaftliche Verantwortung. Dieser Verantwortung versuchen wir in Lehre, Forschung und im Zuge des Wissenstransfers auch selbst gerecht zu werden.“ Dies sei auch ein Grund dafür, warum die Fakultät sich maßgeblich bei der gemeinsamen Initiative von Beginn an engagierte, um auch zu diesem Thema die Region zu vernetzen.