Die Bundesregierung hat das Ziel, Treibhausemissionen um 80 Prozent bis 2050 gegenüber dem Niveau von 1990 zu reduzieren. Raumwärme, Prozesswärme und Warmwasser machen ungefähr die Hälfte des Energieverbrauchs in Deutschland aus. Um die Klimaziele zu erreichen, ist es daher auch notwendig, die Wärmeversorgung umzugestalten, also eine Wärmewende voranzutreiben. Gebäude- und Prozesswärme, sowohl im privaten als auch im gewerblichen und industriellen Sektor, soll in Zukunft deutlich weniger Kohlendioxid freisetzen. Neben dem Wechsel von fossilen auf erneuerbare Energien muss auch der Wärmeverbrauch insgesamt reduziert werden. Hier spielt neben der Sanierung der Gebäude auch die Digitalisierung eine zentrale Rolle. Mit dem Forschungsprojekt Wärmewende Nordwest, unter Koordination des Oldenburger Informatikinstituts OFFIS, soll die Digitalisierung der Wärmewende im Nordwesten um die Region Oldenburg/Bremen nun praktisch erforscht und digitale Konzepte in den Wärmesektor integriert werden.
Für die im Projekt angestrebte transparente Erfassung und Optimierung von Wärmebedarfen in Gebäuden, Quartieren, Gewerbe und Industrie, wird mittelfristig die derzeit bundesweit im Rollout befindliche Smart Meter Infrastruktur eine wichtige Rolle spielen. Sie gewährleistet eine sichere und verlässliche IT-Vernetzung aller dezentralen Komponenten und die damit zusammenhängende Sektorenkopplung (Vernetzung der verschiedenen Sektoren der Energiewirtschaft, wie z. B. Strom, Wärme oder Kälte). Die offene und sektorenübergreifende Nutzbarkeit der Gateway-Kommunikation ermöglicht die Integration und Einbindung verschiedenster Prozesse und Informationsquellen zur CO2-Reduktion in der Wärmewende.
Sechs Forschungsfelder und zwei Querschnittsaktivitäten
Die Forschungsfelder des Großprojektes beschäftigen sich mit der CO2-reduzierten Nahwärmeversorgung in Quartieren und auf Campusarealen, betrachten die Wärmeaggregation und überregionale Vermarktung durch Sektorenkopplung und kümmern sich um die Entwicklung digitaler Mehrwertdienste für die kommunale Wohnungswirtschaft auf Basis des Smart Meter Gateways (SMGW).
Eine Querschnittsaktivität wird parallel dazu eine SMGW-basierte Wärmewende-Plattform entwickeln, die die praxisrelevanten Forschungsfelder integriert und um digitale Mehrwertdienste anreichert. Verschiedenste Aspekte der Informationssicherheit, wie der Datenschutz, die Verfügbarkeit und IT-Sicherheit werden hier integriert.
Übertragbarkeit auf andere Regionen
Die zweite Querschnittsaktivität kümmert sich um die Entwicklung von Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für Ingenieure und Informatiker, um sie für die Installation, den Betrieb und die Weiterentwicklung der im Projekt entwickelten Technologien zu qualifizieren.
Das Vorhaben realisiert damit nicht nur deutschlandweit einmalig umfänglich das Thema Wärmewende, sondern es stellt eine Übertragbarkeit auf andere Regionen – und darüber hinaus eine Erweiterbarkeit auf weitere Technologien und Anwendungsfelder – sicher.
„Big Data und Datenstromverarbeitung“ und „OpenData Plattform“
Neben der Projektkoordination befasst sich OFFIS im Projekt mit der Erforschung und Erprobung von datenbasierten Wärmewende- und Mehrwertanwendungen für Gebäude und Quartiere. In einem der Forschungsfelder kümmert sich OFFIS um die wohnwirtschaftlichen Mehrwertanwendungen auf Gebäudeebene und die Erforschung einer dafür notwendigen übergreifenden Software- und Systemarchitektur. Darüber hinaus betreut OFFIS in einer Querschnittaktivität den Aufbau und Betrieb der digitalen Wärmewende-Plattform für die Integration der unterschiedlichen Forschungsfelder mit der Fokussierung auf zwei Funktionsbausteine „Big Data und Datenstromverarbeitung“ und „OpenData Plattform“.