Teilchenbeschleuniger gegen Corona

Schematische Darstellung der Coronavirus-Protease, eines wichtigen Schlüsselproteins, das an der Vermehrung der Viren beteiligt ist. Das kleine Molekül in gelb könnte als Ansatzpunkt für einen Wirkstoff dienen © H. Tabermann/HZB

Lange galt die sogenannte Synchrotronstrahlung, die Teilchenbeschleuniger beim Betrieb abstrahlen, als lästiges „Abfallprodukt“, das verhindert, dass man den Teilchen noch mehr Energie zuführen kann. Schon seit geraumer Zeit haben die Physikerinnen und Physiker aus der Not eine Tugend gemacht: Mit dem starken Röntgenanteil dieses Lichtes lassen sich auf einzigartige Weise Materialien untersuchen. Das hilft auch der medizinischen Forschung: Mit dem brillanten Synchrotronlicht der Teilchenbeschleuniger lassen sich die Strukturen von Biomolekülen ermitteln. Das gilt auch für Krankheitserreger wie das SARS-CoV-2-Virius.

Ein neues Physikkonkret der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) zeigt nun genau das: Wie Molekularbiologinnen und -biologen zusammen mit Physikerinnen und Physikern unter Einsatz modernster Experimentier- und Rechenverfahren mit Röntgenstrukturanalysen an großen Teilchenbeschleunigern der Struktur des SARS-CoV-2-Erregers auf die Spur kommen und beobachten können, welche Substanzen als Medikamente infrage kommen. Im Gegensatz zu den bestehenden und noch hinzukommenden Impfstoffen, die heute bereits gesunden Menschen helfen, sich gegen das Virus zu wehren, sollen die an den Beschleunigeranlagen entwickelten Medikamente bei bereits erkrankten Menschen die Vermehrung des Virus im Körper bremsen oder stoppen, was ein zusätzlicher, überaus wichtiger Baustein zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wäre.