Hamburg: Online-Portal für gebietsfremde und invasive Arten

Asiatischer Bambusbockkäfer Der Asiatische Bambusbock wird oft in Baumärkten und Gartencentern bei Bambusprodukten gefunden. @Uni Hamburg

Gebietsfremde Arten breiten sich in Deutschland immer weiter aus. Darunter sind auch invasive Spezies, die das Potenzial haben, die heimischen Ökosysteme zu beeinflussen. Eine neue, vom Centrum für Naturkunde mit initiierte Website informiert nun über diese Arten und schafft ein Portal, auf dem Funde gemeldet werden können: Mehr als 10.000 gebietsfremde Arten, sogenannte Neobiota, leben derzeit in Europa. Dabei handelt es sich um Pflanzen und Tiere, die nicht ursprünglich aus einer Region stammen. Meist werden sie von Menschen aus ihrem Ursprungsgebiet in andere Gebiete eingeschleppt, aber auch durch den Klimawandel breiten sie sich weiter in neue Gebiete aus. Einige dieser Arten haben das Potenzial, invasiv zu werden, das heißt, sie wirkten sich negativ aus auf andere Arten oder Lebensgemeinschaften. Auch in Hamburg konnten bereits gebietsfremde und invasive Arten, wie die Asiatische Hornisse, die Lindenwanze oder der Bambusbockkäfer, nachgewiesen werden.

Auf der neuen Website „neobiota-hamburg.de“ werden Informationen und Berichte über gebietsfremde Arten gebündelt. Interessierte können sich auf einer Hamburg-Karte einen Überblick über die Fundorte verschaffen und nach bestimmten Tierarten suchen. Zum Start werden vor allem gebietsfremde Fische und Insekten mit Fotos präsentiert, ihre Auswirkung auf die Ökosysteme beschrieben und Merkmale zur Identifikation vorgestellt. Das Artenspektrum wird in Zukunft auf andere Tiergruppen erweitert.

Jede und jeder kann mitmachen

Zukünftig können auch interessierte Bürgerinnen und Bürger mitwirken und weitere Arten ergänzen: Über eine spezielle Upload-Funktion auf dem Portal haben Userinnen und User die Möglichkeit, ihre Entdeckungen an die Forschenden zu melden und mit Fotos zu belegen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler prüfen die Einsendungen, die dabei helfen können, bislang unbekannte Populationen zu entdecken und bei weiteren Studien auf diesem Gebiet zu unterstützen.

Die südliche Eichenschrecke (Meconema meridionale) ist mittlerweile vielerorts häufiger als ihre heimische Schwesterart (Meconema thalassinum) @Uni Hamburg

Um insbesondere die Verbreitung der invasiven Asiatischen Hornisse besser nachvollziehen und eindämmen zu können, rufen die Naturschutzbehörden der norddeutschen Bundesländer im Rahmen des Monitoring-Programms „AHLERT – NORD“- Imkerinnen und Imker aus der gesamten Region dazu auf, Funde direkt über das Portal zu melden.

@Uni Hamburg

Dr. Martin Husemann, Leiter der Entomologie des Centrums für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg, möchte das Projekt langfristig in Hamburg etablieren: „Mit diesem Portal wollen wir den Hamburgerinnen und Hamburgern die Möglichkeit bieten, sich über nicht-heimische Arten zu informieren und zu helfen, sie durch die Meldung eigener Funde besser zu verstehen.“ Je mehr Menschen sich beteiligten, desto vollständiger zeichne sich auf der virtuellen Karte ab, wo in Hamburg gebietsfremde Arten zu finden seien. Die Plattform geht auf eine Initiative des Teams um Dr. Martin Husemann zurück. Das CeNak ist auch für die Umsetzung verantwortlich – in Kooperation mit der Hamburger Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) und mitfinanziert durch die Universität Hamburg sowie die BürgerStiftung Hamburg, die das Portal im Rahmen des Themenfonds „NATUR erleben – verstehen – schützen“ fördert.

Die Astiatische Hornisse (Vespa velutina) wurde 2019 das erste mal in Hamburg nachgewiesen und breitet sich seitdem in der Stadt aus. @Uni Hamburg

Als eines von mehreren Projekten des CeNak spricht das Portal ausdrücklich auch Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler (Citizen Scientists) an, die in die Forschungsarbeit miteinbezogen werden. Die Förderung und Verankerung von Citizen-Science-Projekten in der Forschung ist auch ein wichtiger Aspekt in der Transferstrategie der Exzellenzuniversität Hamburg. In ihrem Konzept der „Flagship University“, mit der die Universität 2019 beim Exzellenzwettbewerb des Bundes und der Länder erfolgreich war, ist der Transfer eine der fünf Leistungsdimensionen.