Verschlammte Straßen, vollgelaufene Keller und Überschwemmungen: Starkregen stellt Kommunen zunehmend vor Probleme. Neue Strategien und Anpassungen an die Extremwettersituationen sind gefragt. Wie diese Gemeinschaftsaufgabe gelöst werden kann, und welche positiven Beispiele es bereits gibt, diskutiert morgen (Freitag) die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit Fachleuten aus Politik, Wissenschaft und Praxis in ihrer Reihe DBUdigital. Der Titel des Online-Forums von 10 bis 13 Uhr: „Kommunale Strategien zur Starkregenvorsorge“. Mitveranstalter sind die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau Bremen, hanseWasser Bremen GmbH und die Dr. Pecher AG. Wer dabei sein möchte, kann sich hier anmelden: https://www.dbu.de/@Online-Forum_Starkregenvorsorge.
„Extreme Wetterphänomene wie Starkregen werden in Zukunft noch an Intensität und Häufigkeit zunehmen. Besonders Städte haben schon jetzt mit den teils massiven Schäden in Folge dieser Ereignisse zu kämpfen“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Es sei eine klimasensible Stadtentwicklung nötig, mit der die Verwundbarkeit der städtischen Infrastruktur gegenüber Starkregen verringert werden könne. Ziel muss die sogenannte „Schwammstadt“ sein, die in der Lage ist, Wasser zwischenzuspeichern und zurückzuhalten statt es direkt abzuführen. Dazu brauche es vor allem fundierte Daten und Konzepte. Bonde: „Klimaanpassungen müssen gemeinschaftlich angegangen werden. Auch die Bürgerinnen und Bürger spielen dabei eine zentrale Rolle, denn sie können ihre Häuser und Grundstücke fit gegen Starkregen machen.“
Gefahr durch Starkregen
„Von Starkregen gehen verschiedene Gefahren aus“, sagt Dr. Holger Hoppe von der Dr. Pecher AG, Leiter des DBU-Projektes „Auskunfts- und Informationssystem Starkregenvorsorge als Beitrag zur Klimaanpassung in Bremen (AIS)“. „Die meisten Menschen denken vielleicht erst an Sachschäden oder Störungen im Verkehr. Aber wenn im Keller Strom fließt, kann schon ein geringer Wasserstand zu einer Gefahr für Leib und Leben werden“, so Hoppe. Auch Unterführungen seien gefährlich.
Hoppe: „Schätzt ein Autofahrer oder eine Autofahrerin die Wassertiefe falsch ein, könnten sie von den Fluten im Wagen eingeschlossen werden.“
Das Bundesland Bremen beschäftigt sich bereits seit 2011 in den DBU-Projekten „KLimaAnpassungsStrategie Extreme Regenereignisse (KLAS)“ und AIS intensiv mit der Frage, welche Anpassungen zukünftig nötig sind. Hoppe: „Mit KLAS und dem AIS haben wir verschiedene Informationen für Nutzer dauerhaft aufbereitet und zusammengefasst.“ Das gelte für Verwaltungen, aber genauso für die Bürgerinnen und Bürger. „Sie können mit Hilfe der erstellten Karte das Risiko für ihr eigenes Grundstück abschätzen und selbst Maßnahmen ergreifen“, erläutert Hoppe. Auch andere Kommunen hätten Interesse an den entwickelten Produkten gezeigt.
„Besonders für kleinere Kommunen ist das AIS eine echte Hilfe, um am Ball zu bleiben und das Thema Starkregenvorsorge aktiv anzugehen“, sagt Hoppe.
Neben KLAS und dem AIS thematisieren die Fachleute noch andere Beispiele aus der Praxis. Dr. Jan Benden von MUST Städtebau Köln/Amsterdam stellt zum Beispiel die Ergebnisse des DBU-Vorhabens „Muriel“ vor. In diesem Projekt wurden Handlungsleitlinien für die Planung und Umsetzung von städtischen Retentionsräumen entwickelt – also Flächen, die bei Hochwasser überschwemmt werden. Außerdem erklärt Prof. Dr. Wolfgang Dickhaut von der HafenCity-Universität Hamburg, was es mit sogenannten „BlueGreenStreets“ auf sich hat: Im Kern geht es darum, die Potenziale von Stadtgrün (Green) und Wasserflächen (Blue) zu nutzen, um Straßen und Stadtquartiere zukunftsfähig zu planen und zu gestalten.