Innovationsnetzwerk für gesunde und „glückliche“ Kühe

Kuh auf der Weide - Das Projekt stellt das Wohlbefinden der Tiere in den Mittelpunkt. Foto: FBN

Die geförderten Innovationsnetzwerke sollen Experimentierställe entwickeln, die die Grundlage für „Ställe der Zukunft“ in der praktischen Tierhaltung darstellen. Der Parlamentarische Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel (MdB) im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat den Förderbescheid in einer Videokonferenz virtuell übergeben. „Das Programm ist auf die Entwicklung in der landwirtschaftlichen Praxis realisierbarer Stallbaukonzepte und innovativer Methoden für die Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltung ausgerichtet, die das Tierwohl verbessern und damit zur gesellschaftlichen Akzeptanz beitragen sollen“, betonte FBN-Vorstand Prof. Dr. Klaus Wimmers. „Das gibt uns Rückenwind, da wir seit vielen Jahren die Verbesserung von Tierwohl und Tiergesundheit als Forschungsschwerpunkt in den Mittelpunkt unserer Arbeit stellen. Umfassende Investitionen in neue und modernisierte Ställe für Milchkühe in den letzten Jahren haben die Haltungsbedingungen für die Tiere verbessern können, aber in der Digitalisierung, ‚Smart Farming‘ und der Entwicklung und Nutzung von Biomarkern steckt noch viel Potenzial für weitere zukünftige Verbesserungen.“

Das Ziel ist der „Milchviehstalls der Zukunft“

Das FBN hat den Zuschlag für den Aufbau eines Netzwerkes „Innovationen für gesunde und „glückliche“ Kühe erhalten, an dem unter der Leitung des Forschungsinstitutes für Nutztierbiologie Dummerstorf auch die Hochschule Neubrandenburg, die Tierärztliche Hochschule Hannover, die Landwirtschaftskammer Niedersachsen sowie das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Sachsen und das Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems beteiligt sind. Das Netzwerk unter Projektleitung der Tierärztin Dr. Lisa Bachmann verfolgt als Zielstellung unter anderem die Entwicklung von Ställen, die auf die Sinneswahrnehmung und physiologischen Bedürfnisse der Tiere ausgerichtet sind. Zudem sollen wirtschaftliche und tiergerechte Managementkonzepte zur angepassten Laktationsdauer und für den Umgang mit männlichen Milchrindkälbern bearbeitet werden.

Freuen sich auf den Projektstart – Dr. Lisa Bachmann (vo.), Dr. Jan Langbein (v.li.), Dr. Nina Melzer und Volker Röttgen. Foto: FBN/Isabel Haberkorn

Weiterhin ist den Antragstellern die Biosicherheit von Milchviehställen und die Nutzung von Weide und Auslaufflächen ein wichtiges Anliegen. Alle Maßnahmen sollen dazu dienen, das Tierwohl zu verbessern, aber auch helfen, den Einsatz von Antibiotika zu minimieren und die tierhaltungsbedingten Emissionen zu reduzieren.
„Die Fördersumme ist für den ersten Schritt im Rahmen der Bundesinitiative gedacht, innerhalb der nächsten sechs Monate ein innovatives Stallbaukonzept zu erarbeiten, um die beschriebenen Ziele umzusetzen“, erläuterte Dr. Lisa Bachmann. „Alle Lösungen, die von dem Innovationsnetzwerk erarbeitet werden, stellen das Wohlbefinden der Tiere in den Mittelpunkt und sollen in einem weiteren Projektantrag mit einer anschließenden Laufzeit von drei Jahren für den Bau eines ‚Milchviehstalls der Zukunft‘ als Experimentierstall in Dummerstorf münden.“

Messsysteme für die Kuhgesundheit auf dem Prüfstand

Außer den Kriterien zu Tierwohl, Tiergesundheit und Umweltwirkungen, die durch Forschungsergebnisse zur Verfügung stehen, sollen auch die Sinneswahrnehmung und das arttypische Verhalten von Kühen und Kälbern in die Bewertung von Maßnahmen mit einfließen. Dazu soll unter anderem die vom Landwirtschaftlichen Bildungszentrum (LBZ) Echem der Landwirtschaftskammer Niedersachsen entwickelte Virtual-Reality-Brille, die die visuelle Wahrnehmung von Kühen simuliert, genutzt werden.

Beurteilung der Körperkondition und Geburtsüberwachung

Auch die am FBN vorhandenen Systeme zur Erfassung von Tierverhalten und Tiergesundheit sollen in das Projekt integriert werden. Das betrifft beispielsweise Elektronische Fress-Wiegetröge zur Messung der Futter- und Wasseraufnahme, den Moo-Monitor zur Erfassung von Aktivitäten, Fress- und Liegezeiten, die Trittschallplatte zur Überwachung der Gliedmaßengesundheit sowie den Kälbertränkeautomaten für die Einzel- und Gruppenfütterung und diverse Videoaufzeichnungen für verhaltensphysiologische Untersuchungen, zur Beurteilung der Körperkondition und Geburtsüberwachung.