Die Auswirkungen der globalen Klima- und Umweltkrise sind inzwischen immer stärker zu spüren. Das Buch „Überhitzt: Die Folgen des Klimawandels für unsere Gesundheit. Was wir tun können“ zeigt anschaulich, wie sie auch unmittelbar unsere Gesundheit betreffen, körperlich wie seelisch. Es wird immer wieder klar, dass wir Wege finden müssen, um „klimaresilienter“ zu werden – und dass der Klimawandel aufgehalten werden muss, um die Bewohnbarkeit der Erde zu erhalten.
„Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde“, so beschließt Dr. Eckart von Hirschhausen, der sich selbst als Arzt und Wissenschaftsjournalist seit Jahren für die Klimabewegung einsetzt, das Einführungsgespräch des Buches. Anstelle eines Vorworts stellt er das Thema und die beiden Autorinnen im Interview vor. Die steigende Anzahl von Hitzetoten, zunehmende Allergie-Beschwerden durch die stärkere Ausbreitung von Allergenen, klimagetriebene Ängste oder die Verbreitung alter wie neuer Bakterien und Viren sowie Krankheitsüberträger wie der Tigermücke sind nur einige der ernst zu nehmenden gesundheitlichen Gefahren, auf die möglichst in Kürze eine Antwort gefunden werden muss.
In ihrem Buch zeigen Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann, Umweltmedizinerin der Universität Augsburg und Direktorin der Hochschulambulanz für Umweltmedizin des Universitätsklinikums Augsburg, und die Journalistin und Geografin Katja Trippel allgemeinverständlich die schon jetzt gravierenden gesundheitlichen Folgen des Klimawandels auf und beleuchten deren Wechselwirkungen. „Manchmal nenne ich mein Forschungsgebiet der Umweltmedizin auch „Suppenforschung“, weil man es mit so vielen Zutaten und Elementen gleichzeitig zu tun hat. Wir müssen die Dinge ganzheitlich angehen, und vor allem aber angehen. Dazu möchte ich Mut machen.“, so Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann, die deshalb auch mit Kolleginnen und Kollegen die Gründung des Zentrums für Klimaresilienz an der Universität Augsburg vorangetrieben hat. Wichtig sei es zu verstehen, dass es nicht allein darum geht, die Erde zu retten, sondern die Erde für uns zu retten. Wir wissen viel, wir sind viele – gemeinsam können wir Veränderung erreichen!“
Was höhere Sommertemperaturen bedeuten: Das Buch startet mit dem Thema Hitze. Die Erderwärmung und deren direkte Auswirkungen sind besonders eng für jedermann mit dem Klimawandel verbunden. Traidl-Hoffmann und Trippel beleuchten nochmals den Hitzesommer 2003 in Mitteleuropa, werten hierzu verschiedene Studien aus und resümieren für ihre Leserinnen und Leser in einem abschließenden Kapitel ganz pragmatische Tipps für Hitzezeiten. „Der Hitzesommer 2003 war die tödlichste Naturkatastrophe der vergangenen hundert Jahre in Europa. Allein im August 2003 sind in zwölf Ländern rund 70 000 Menschen an Hitzefolgen gestorben. Auch im „Sommermärchen“-Sommer 2006 lagen die Durchschnittstemperaturen in Deutschland 5,2 Grad Celsius über dem langjährigen Durchschnitt. Für die einen ein Fußballtraum – für viele Kliniken in Deutschland ein Hitzesommer-Albtraum.“, fassen die Autorinnen zusammen. Vor 15 Jahren noch etwas Besonderes, erleben inzwischen große Teile Europas keine klassischen „Sommertage“ mehr, sondern viele „Hitzetage“, unter denen nicht nur die Natur, sondern in zunehmendem Maße auch die menschliche Gesundheit leidet.
Weitere Folgen des Klimawandels für die menschliche Gesundheit: Die direkt spürbare Wärme ist jedoch nicht das einzige, was unsere Gesundheit beeinflusst. Die Autorinnen gehen auf zunehmende Allergien ein, die sowohl in der Verbreitung als auch Intensität stark ansteigen. Die Verbreitung von Krankheitserregern und ihren Überträgern wird ebenso beleuchtet wie die Folgen von extremen Wetterereignissen. Umfangreiche Kapitel behandeln ferner den Rückgang der Biodiversität sowie die psychischen Herausforderungen, die der Klimawandel für den Menschen mit sich bringt. Dazu sprachen sie mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen der Umweltmedizin, Stadtplanung, Landwirtschaft und Psychologie. Und sie beschreiben praxisnah, welche Maßnahmen dringend ergriffen werden müssen, damit auch in den nächsten Jahrzehnten noch ein gesundes Leben möglich ist: „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Denn unser Wohl hängt ab vom Wohl unseres Planeten.“