Alexander von Humboldt-Stipendiat Shafiu Mohammed von der Ahmadu Bello University forscht an der TU Berlin zu Gesundheitssystemen, die sich auf den afrikanischen Kontinent übertragen lassen: Die Forschung, und gerade im Gesundheitswesen, geht weiter, trotz und gerade wegen der Pandemie. Mitten in der Corona-Zeit, im Januar 2021, ist Prof. Dr. Shafiu Mohammed aus Nigeria in Berlin eingetroffen und hat die Arbeit am TU-Fachgebiet Management im Gesundheitswesen von Prof. Dr. Reinhard Busse aufgenommen. Der nigerianische Wissenschaftler erhielt von der Alexander von Humboldt-Stiftung ein Georg Forster-Stipendium für erfahrene Wissenschaftler*innen aus Schwellen- und Entwicklungsländern.
Shafiu Mohammed forscht und lehrt an der renommierten Ahmadu Bello University in Zaria, Nigeria, und ist Leiter des Fachgebiets Klinische Pharmazie und pharmazeutische Praxis. Außerdem koordiniert er die dortige Health Systems and Policy Research Unit (HSPRU), die elf Fachgebiete zur Gesundheitsforschung verbindet. Ein ausgewiesener Fachmann also in der Erforschung von Gesundheitssystemen und Versorgungsnetzen einer nationalen Bevölkerung.
Der Afrikaner ist schon lange mit Deutschland verbunden
„Mit den deutschen Kollegen möchte ich gern Methoden zur Leistungsbewertung von Gesundheitssystemen erforschen und insbesondere auf ihre Eignung für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen untersuchen“, erklärt Shafiu Mohammed, der neben seinem Doktor in Public Health noch einen Master of Science in International Health und einen Bachelor-Abschluss in Pharmazie besitzt. „Ein besonderer Fokus soll dabei auf Nigeria und anderen afrikanischen Ländern südlich der Sahara liegen.“
Es ist kein Zufall, dass er sich ausgerechnet Deutschland für die Intensivierung seiner Forschung ausgesucht hat. Seit vielen Jahren ist Shafiu Mohammed auch mit dem Heidelberg Institute of Global Health (HIGH) der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg assoziiert, wo er als Fakultätsmitglied bereits seit 2007 forscht und lehrt.
Kampf gegen Kinder- und Müttersterblichkeit
Vor allem aber liegt ihm die Entwicklung der Gesundheitssysteme in seiner Heimat am Herzen. So hat er nicht nur Studien mit Patienten, Akteuren des Gesundheitswesens und politischen Entscheidungsträgern organisiert. Auch als Freiwilliger hat er dort bereits in jungen Jahren unter anderem an Impf- und Aufklärungskampagnen zu Polio und Masern mitgewirkt, die der Kindersterblichkeit entgegenwirken und die Gesundheit der Mütter verbessern sollten.
Die TU Berlin arbeitet schon lange mit afrikanischen Wissenschaftlern zum Thema Gesundheitswesen zusammen – Kooperationen sollen ausgebaut werden
Wie interessant die afrikanischen Verbindungen auch für die TU Berlin sind, erklärt PD Dr. Wilm Quentin vom Fachgebiet Management im Gesundheitswesen: „Wir sind bereits seit einigen Jahren in Afrika tätig und wollen unsere Kooperationen dort ausbauen.“ Soeben wurden dem Fachgebiet vom Bundesforschungsministerium auch zwei umfangreiche Projekte in Ghana bewilligt, die der TU-Wissenschaftler leitet. Das eine beschäftigt sich mit Informations- und Kommunikationstechnologien im afrikanischen Gesundheitswesen, das andere mit den Möglichkeiten, ein System zur Krankenversicherung für die ärmere Bevölkerung einzuführen. Kurz darauf, im April 2021, hat das Fachgebiet zusammen mit weiteren Partner*innen, unter anderem mit der Berliner Charité und der ghanaischen Kwame Nkrumah University, ein weiteres Globales Zentrum eingeworben, G-WAC, das sich mit Epidemiologie, Pandemieentwicklung und Gesundheitssystemen in Afrika befasst, und das von Wilm Quentin geleitet wird.
Shafiu Mohammed kann zahlreiche Fachartikel und Buchkapitel zu vielfältigen Themen der globalen Gesundheitsentwicklung vorweisen, insbesondere zur Epidemiologie, Gesundheitsfinanzierung und -politik. „Die Expertise von Dr. Mohammed in der Versorgungsforschung und seine Vernetzung im afrikanischen Gesundheitswesen wollen wir gemeinsam nutzen, um die hier am Fachgebiet entwickelten Methoden zur Messung der Leistungsfähigkeit von Gesundheitssystemen an den afrikanischen Kontext anzupassen“, fügt Wilm Quentin hinzu.
Er weist auch darauf hin, dass an der TU Berlin eines der drei Forschungszentren des European Observatory on Health Systems and Policies der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angesiedelt ist. So ist es ebenfalls ein wichtiges Ziel, Shafiu Mohammed in die Zusammenarbeit mit der WHO zum Aufbau eines African Observatory on Health Systems and Policies einzubinden, um auf dem Riesenkontinent den länderübergreifenden Austausch zur Gesundheitspolitik zu fördern.