Die Hitze der vergangenen Wochen macht die Deutschen nachdenklich. Verdorrte Landschaften in den eigentlich immergrünen Niederungen Norddeutschlands, drohende Ernteausfälle und die doch langsam Unruhe auslösenden andauernden Meldungen der Stadtwerke, es sei noch genug Trinkwasser vorhanden, machen auch dem normalsten Bürger deutlich: Irgendetwas stimmt hier nicht!
Dazu kommen die Stimmen der Landwirte, die immer lauter Unterstützung fordern. Nun hat die t-online.de das Meinungsforschungsinstituts Civey nachfragen lassen, wie die Bundesbürger die Rolle und Situation der Landwirtschaft eigentlich sehen und dabei interessantes zutage gefördert: Eine klare Mehrheit der Bundesbürger sieht, so das Ergebnis der Umfrage, auch die Bauern in der Pflicht, künftigen Dürrephasen entgegenzuwirken und zwar indem die Landwirte sich deutlicher für den Klimaschutz engagieren. Fast zwei Drittel der Befragten sprechen sich für ein Umdenken im Agrarsektor aus. Über 40 Prozent wollen unbedingt mehr klimafreundliche Landwirtschaft, fast 24 Prozent sagen: „eher ja“. Allerdings ist ein Viertel der Befragten schlicht gegen mehr Öko-Landbau.
Interessanterweise scheint es übrigens bei dieser Frage kein wirkliches Stadt / Landgefälle mehr zu geben. Die Forderung nach einem Wandel in der Agrarindustrie wird so von Stadt- wie Landbevölkerung entsprechend gleichermaßen getragen: In den Ballungsräumen sind etwa 70 Prozent der Befragten für Bio-Landbau, in sehr dünn besiedelten Gebieten noch immer gut 60 Prozent. Und nicht nur die Geographie scheint in dieser Frage eingeebnet, es scheint, dass auch Parteigrenzen keine entscheidende Rolle mehr spielen.
Überall sind die Unterstützer einer klimafreundlicheren Landwirtschaft in der Mehrheit, obwohl in der Politik Mehrheiten ja ganz unterschiedlich gewichtet werden können. Erwartungsgemäß sprechen sich die Wähler der Grünen mit fast 90 Prozent für mehr Öko-Landbau aus. Bei den Anhängern der Union, mit einem Wählerschwerpunkt in den landwirtschaftlichen Regionen, haben die Befürworter einer nachhaltigeren Landwirtschaft mit rund 65 Prozent eine deutliche Mehrheit. Richtung FDP kommt es allerdings nur noch zu einer Zustimmung von gut 50 Prozent.
Moorlandschaften sind hochspezialisierte und lebendige Lebensräume mit einer Vielzahl gefährdeter Arten. Moorfrosch, Sonnentau oder Wollgras fühlen sich erst richtig wohl, wenn sie mit den Füßen im Wasser stehen. Was viele nicht wissen: Intakte Moore sind effektive CO2-Speicher. Der ständige Wasserüberschuss aus Niederschlägen und/oder Grundwasser sorgt für die Bildung von Torf, der klimaschädliche Treibhausgase speichern kann. Gräbt man Mooren weiter das Wasser ab, ist also richtig „dicke Luft“. Foto: Ausgleichsagentur Schleswig Holstein
Trockengelegte Moore sind dagegen Treibhausgasquellen, da sich zersetzende Torfböden viel CO2 freigeben. Die Wiedervernässung von Mooren stoppt diesen Prozess, der Kohlendioxid-Ausstoß wird deutlich gemindert, sogar gänzlich gestoppt. Langfristig kann das Moor wieder CO2 binden, wenn das Torfmooswachstum wieder angekurbelt ist. Für den Wunsch nach einer nachhaltigeren Landwirtschaft scheint es auch in der Tat gute Gründe zu geben. 10-12 % der weltweiten anthropogenen Treibhausgas-Emissionen kommen aus der Landwirtschaft. Dabei handelt es sich weniger um CO2-Emissionen, deren Austausch mit der Atmosphäre nahezu ausgeglichen ist, als vielmehr um Emissionen von Methan (CH4) und Lachgas (N2O), das unter dem komplett irreführende Begriff Lachgas bekannt ist. Dieser Stoff trägt maßgeblich zur Klimaerwärmung und Zerstörung der Ozonschicht bei.
Distickstoffmonoxid oder Nitrogen(−I,III)Oxid, allgemein bekannt unter dem Trivialnamen Lachgas, ist ein farbloses Gas aus der Gruppe der Stickoxide. Die chemische Summenformel für das Gas ist N2O. In älterer Literatur wird Distickstoffoxid auch als Stickoxydul beziehungsweise Stickoxidul bezeichnet. In der internationalen Literatur wird die englische Bezeichnung Nitrous Oxide verwendet.
Dieser Stoff trägt maßgeblich zur Klimaerwärmung und Zerstörung der Ozonschicht bei. N2O entweicht aus organischen Böden. Dazu rechnet man besonders Böden in Feuchtgebieten wie beispielsweise Torf in natürlichen Mooren und Böden mit hohem Kohlenstoffanteil. In diesen Böden ist mehr als ein Zehntel des weltweit verfügbaren Stickstoffs enthalten. Bedingt durch Klimawandel und verstärkte Landnutzung haben die N2O-Freisetzungen dieser Böden stark zugenommen.
Ein Forscherteam, begleitet durch den Klimaforscher und Pflanzenökologen Prof. Dr. Christoph Müller von der Justus-Liebig-Universität Gießen, hat mit der Untersuchung unterschiedlichster organischer Böden weltweit nun die potenziellen Einflussfaktoren der Lachgas-Freisetzungen ermittelt. Die Untersuchung zeigt, dass besonders die Veränderung der Bodenfeuchte, beispielsweise bei der Entwässerung von Mooren oder der Bewässerung im Rahmen landwirtschaftlicher Nutzung organische Böden zu enormen N2O-Quellen macht.
Nachhaltigkeit
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ entstand vor rund 300 Jahren in der deutschen Forstwirtschaft. Damals entwickelte man den Grundsatz der nachhaltigen Waldnutzung: Es sollte nicht mehr Holz gefällt werden, als auch nachwachsen kann. So bleibt der Wald erhalten und kann über Generationen hinweg genutzt werden.
Seitdem hat sich der Begriff zu einem Gesamtkonzept weiterentwickelt: Nachhaltige Entwicklung bedeutet gleichermaßen den Bedürfnissen der heutigen sowie künftiger Generationen gerecht zu werden und ihnen ein Leben in voller Entfaltung ihrer Würde zu ermöglichen. Dafür bedarf es einer wirtschaftlich leistungsfähigen, sozial ausgewogenen und ökologisch verträglichen Entwicklung. Dies gilt in Deutschland und weltweit.
Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)