Nachhaltigkeit spielt auch bei der Geldanlage eine immer größere Rolle. So verzeichnen sehr nachhaltige Fonds eine gesteigerte Nachfrage. Versuchen Fondsmanagerinnen und -manager jedoch, den Nachhaltigkeitsgrad ihrer Investmentfonds zu steigern, kann dies zu einer zunehmenden Überbewertung des Portfolios führen, wie eine Studie der Professur für Banking & Finance an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) unter der Leitung von Prof. Dr. Christina E. Bannier zeigt. Die Forscher hatten den Zusammenhang zwischen dem Umwelt-, Sozial- und Governance-Rating (ESG-Rating) eines aktiven Fonds und der Anlagekompetenz des Fondsmanagements anhand eines Datensatzes mit mehr als 1.500 U.S.-Investmentfonds über einen Zeitraum von zehn Jahren untersucht.
„Ursächlich für die Überbewertung besonders nachhaltiger Portfolios scheint zu sein, dass nachhaltige Investorinnen und Investoren weniger stark auf negative Bewertungssignale reagieren“, so Prof. Bannier. „Dies führt dazu, dass die Aktien von besonders nachhaltigen Unternehmen eine Überbewertung relativ zu ihrem Fundamentalwert, also ihrem ‚echten‘ Wert, aufweisen“. Für Portfoliomanagerinnen und -manager ist dies ein Dilemma, denn die Überbewertung des Fonds zeigt sich auch im Vergleich mit der jeweiligen Fonds-Benchmark – also dem Vergleichsindex, anhand dessen die Performance des Fonds bewertet wird. Weist der Fonds eine Überbewertung relativ zur Benchmark auf, deutet dies eine schwächere Selektionsleistung des Fondsmanagements an.
„Hält der Trend zur Nachhaltigkeit in der Geldanlage weiterhin an, ist es dringend nötig, die Methoden anzupassen, mit denen die Leistung von Fondsmanagern bewertet werden“, sagt Prof. Bannier. „Erforderlich ist vor allem anzuerkennen, dass nachhaltige Anlagepräferenzen der Kundinnen und Kunden mit einer Abwägung zwischen finanzieller und nicht-finanzieller, d.h. nachhaltiger Rendite einhergehen. Reflektiert ein Fonds-Vergleichsindex diese Abwägung nicht, ist eine präzise Einschätzung der Fondsmanagement-Qualität anhand dieser Benchmark nicht möglich.“