Zum ersten Mal hat am 9. Juni 2021 im Rahmen der internationalen Veranstaltungsreihe Dresden Nexus Conference (DNC) ein regionaler Interimsworkshop (DNCi) stattgefunden. Eingeladen hatten die Universität der Vereinten Nationen (UNU-FLORES), das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) und die Technische Universität Dresden (TUD):
Die DNC nimmt regelmäßig den Ressourcen-Nexus, also das integrierte Management von Wasser, Boden, Abfall, Energie und weiteren Umweltressourcen in den Blick. Während sich die Konferenzreihe an ein globales Publikum aus Wissenschaft und Praxis richtet, adressiert das neue Workshop-Format Akteur*innen aus Wissenschaft, Politik und Praxis auf regionaler Ebene, um Innovationsprozesse in ausgewählten Handlungsfeldern zu beschleunigen. Beim Workshop am 9. Juni standen Fragen des nachhaltigen Bauens und Wohnens im Mittelpunkt.
Unter der Überschrift „Zirkuläre Wertschöpfung im Baubestand – Dresden und Sachsen als Pioniere für nachhaltiges Bauen und Wohnen“ hat am 9. Juni der Interimsworkshop DNCi2021 das Thema der DNC2020 „Kreislaufwirtschaft in einer nachhaltigen Gesellschaft“ weiterführend diskutiert. Die Branche steht vor einem Umbruch. Einerseits sollen Gebäude den Anforderungen von Umwelt- und Klimaschutz genügen und weniger Rohstoffe verbrauchen. Andererseits soll Wohnraum erschwinglich sein und sollen Gebäude Investitionsanreize bieten. Wie kann es gelingen, unter diesen Vorzeichen mehr Nachhaltigkeit beim Bauen zu erreichen? Diese Frage stand beim ersten DNCi-Workshop im Mittelpunkt.
Ziel der regionalen Veranstaltung zwischen zwei Ausgaben der internationalen Konferenz war es, das Thema Kreislaufwirtschaft im Bausektor auch auf regionaler Ebene zu verankern und relevante Akteur*innen miteinander ins Gespräch zu bringen. Denn Dresden und Sachsen sind sehr gut aufgestellt, wenn es um die Forschung im Bereich des nachhaltigen Bauens geht. Ebenso engagieren sich zahlreiche Praxisakteuren beim Thema zirkuläre Wertschöpfung im Baubestand. Ein Austausch zu aktuellen Forschungsergebnissen, zu laufenden Projekten und möglichen Kooperationen in der Zukunft war deshalb zentrales Anliegen des Workshops, an dem mehr als 30 geladene Gäste aus Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft teilgenommen haben.
Ob 3D-Druck mit Beton, neue Baustoffe wie Carbonbeton oder neue Formen des Baustoff-Recyclings – die Palette technischer Innovationen und Forschungsarbeiten dazu ist in Dresden und Sachsen enorm. Ebenso arbeiten regionale Hochschulen und Forschungseinrichtungen gemeinsam mit der Praxis an Informationsinstrumenten und an Verfahren für die Modellierung von Baubeständen. Beides ist auf Seiten der Planung und des Managements unerlässlich, soll die Kreislaufwirtschaft im Bausektor Realität werden. Auch ein Blick über den regionalen Tellerrand hinaus – etwa auf Forschungsprojekte in Großbritannien, Schweden und den Niederlanden – fehlte beim DNCi2021-Workshop nicht.
Deutlich wurde, dass die Werterhaltung des Baubestands wichtig für eine ganzheitliche Sichtweise ist, die ökologische, ökonomische und soziale Belange berücksichtigt und die Klimaschutz, Energie und Abfallströme in einen Ressourcen-Nexus-Ansatz integriert. Trotz klarer Erfordernisse, Zirkularität in der Bauwirtschaft zu erreichen, gibt es nach wie vor viele Hindernisse. Wichtig, so der Tenor beim DNCi2021-Workshop, sei es, Allianzen zu bilden, diese Hemmnisse gemeinsam anzugehen und geeignete Lösungsstrategien zu entwickeln.
Wertschöpfungskette im Baubereich
Viele der vorgestellten Aktivitäten und Projekte fußen schon jetzt auf einer engen Kooperation verschiedener Partner in der Region. Weitere Anknüpfungspunkte wurden deutlich und werden im Nachgang der Veranstaltung weiterverfolgt. Insgesamt waren sich die Vortragenden beim DNCi2021-Workshop einig: Wenn Bauen und die Gebäudeinfrastruktur in Sachsen, Deutschland und Europa nachhaltiger werden sollen, braucht es viele verschiedene Akteuren, die gemeinsam an einem Strang ziehen. Zudem ist an allen Punkten der Wertschöpfungskette im Baubereich anzusetzen.
Es kommt auf technische Innovationen und die Digitalisierung der Informationsflüsse ebenso an wie auf eine geeignete politische Rahmensetzung, mehr Spielraum für nachhaltiges Bauen im öffentlichen Sektor, eine ausreichende Finanzierung von Forschung in dem Bereich und ebenso auf ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Thematik in der breiten Öffentlichkeit. Koordiniert durch die Veranstalter – UNU-FLORES, IÖR und TU Dresden – soll der weitere Austausch auch über die Veranstaltung hinaus und die weitere Vernetzung in der Region vorangetrieben werden. Auch bei der DNC2022, der nächsten internationalen Auflage der Dresden Nexus Conference im Frühjahr 2022, könnte das Thema wieder aufgegriffen werden.