Trockenstress bei Hitze wird heimische Arten durch Klimawandel öfter treffen.: Gelbe Laubfärbung, kahle Äste, herabfallende Blätter – wer derzeit in die Baumwipfel schaut, könnte meinen, es ist schon Herbstzeit. Durch die derzeitige anhaltende Hitzeperiode und den Wassermangel welken einige Bäume verfrüht. Vor allem jüngere und empfindliche großblättrige Bäume wie Bergahorn und Sommerlinde sind gefährdet. Manch heimische Art wie etwa die Birke werfe jedoch pro forma zum Schutz die Blätter ab, erklärt Prof. Dr. Andreas Roloff von der Professur Forstbotanik der TU Dresden. Für ältere Bäume sehe er derzeit eine geringere Gefahr. Im Rahmen seiner Forschung sucht er nach alternativen hitzeresistenten Baumarten in China, die dem Klimawandel in unseren Breitengraden besser standhalten werden.
Nach dem etwas kühleren Wochenende und örtlichen Regenfällen wird sich das Risiko von Trockenstress für die Stadtbäume wieder mit steigenden Temperaturen in der Wochenmitte zuspitzen. Der Blätterfall soll aber nicht in jedem Fall beunruhigen. Einige Baumarten wie etwa die Birke werfen bereits zum Schutz ihre Blätter ab und treiben nach Regen wieder aus. „Das ist der sogenannte Johannistrieb“, erklärt Prof. Dr. Roloff. Sind die Knospen vor allem von jüngeren entlaubten Bäumen unterentwickelt, sei es wichtig, dass der Johannistrieb dann noch genug Zeit findet, um vollwertige Knospen für das kommende Jahr zu bilden.
Professor Dr. Andreas Roloff ist seit 1.1.1994 Lehrstuhlinhaber und bearbeitet mit seinem Team die ganze Themenbreite zu Wald- und Stadtbäumen (Baumbiologie) und zur Botanik von Wäldern, Sukzessionsflächen und Parkanlagen. Sein besonderes Anliegen ist, Bäume und Wälder auch als Ganzes zu untersuchen und zu verstehen, nicht nur deren Einzel- und Bestandteile.
Doch auch die Sonnenstrahlung und die Ozonwerte können die Baumkronen stressen. Nur ein geübtes Auge erkennt, ob die Hitze das verfrühte Welken verursacht. Baumexperte Prof. Dr. Andreas Roloff beobachtete bereits in den Hitzesommern 2003 und 2015, wie vor allem jüngere Bäume austrockneten, weil sie mit ihren noch nicht voll ausgebildeten Wurzeln das zur Neige gehende Bodenwasser nicht mehr erreichten. Besonders kritisch sieht er dies für die städtische Baumbepflanzung. Auf bebauten Gebieten wurde das Grundwasser oft abgesenkt und liegt meist unter zwei bis drei Metern. Zudem werden Flächen versiegelt und verdichtet. Viele neu gepflanzte Bäume haben dann Schwierigkeiten, aus ihrem Ballen heraus zu wurzeln. Oft werde laut Roloff bei schneller Pflanzung durch billige Anbieter wenig Sorge getragen, auch das Umfeld der Bäume zu berücksichtigen und dort den Boden vorzubereiten. Mit der Baumpflanzung ist in der Regel eine dreijährige Gewährleistung verbunden. Verantwortliche, die sich gründlich um die Anpflanzung kümmern, bemühen sich darum, dass die Bäume mindestens diese Zeit überleben.
Damit Städte durch länger anhaltende Hitzeperioden im Zuge des Klimawandels in Zukunft nicht baumloser werden, prognostiziert Prof. Dr. Roloff, dass in den nächsten 100 Jahren einheimische Baumarten auf Extremstandorten zum Beispiel im Innenstadtbereich eine immer geringere Rolle spielen werden. Stadtverwaltungen sollten daher die Auswahlkriterien für Bäume überdenken. „Wir weisen bereits seit zehn Jahren darauf hin, dass neben Winterhärte Hitze- und Trockengefährdung an erster und zweiter Stelle stehen müssen.“ Roloff sieht eine Lösung vor allem darin, gesunde, langlebige und adaptierte Bäume zu etablieren. Dafür forscht er seit über zehn Jahren in chinesischen Städten wie Peking, wo ein auch für Deutschland zu erwartendes Klima mit schnellem Frühlingsanfang und langen, heißen Sommern herrscht. Die Baumarten in China seien im Vergleich zu Nordamerika laut Roloff noch relativ unerforscht. Insbesondere sucht er nach Baumarten, die an Straßen gut wachsen. Bisher sei das zum Beispiel der Ginkgo.