Der Duft von frischem Heu ist ein seltener Genuss geworden. Die Mahd wird nämlich rasch in Siloballen gepackt – und zwar schon vor dem Aufblühen der Gräser. „Dann ist das Futter für die Viehhaltung am proteinreichsten“, erklärt Martin Magnes, Biologe an der Universität Graz. Allerdings geht so auch die Artenvielfalt verloren: Die zu früh geschnittenen Pflanzen können sich nicht aussäen, ohne Blüten finden Insekten zu wenig Nahrung, damit wiederum fällt eine wichtige Futterquelle für Vögel weg. „Außerdem finden Vögel und Wildbienen auf den getrimmten Agrarflächen weniger Brutmöglichkeiten“, ergänzt der Wissenschafter.
Um auch in Mitteleuropa wieder artenreiche Wiesen und vielfältige Lebensräume zu schaffen, untersucht Magnes mit einem internationalen Team traditionell bewirtschaftetes Grünland in den Karpaten. „Dort wird mit hofeigenem Festmist gedüngt, die erste Mahd (das erste Mähen) erfolgt spät, dafür werden die Wiesen im Frühjahr kurz beweidet“, zählt er Praktiken auf, die auch bei uns zum Einsatz kommen könnten.
„Die artenreichen Flächen mit Gräsern und Kräutern liefern nicht nur Insekten Nahrung, sondern auch dem Vieh ein nährstoffreicheres und gesundes Futter“, ergänzt er. Über ein Crowdfunding-Projekt soll nun eine weitere Forschungsexpedition in wenig untersuchte Regionen finanziert werden. „Wir erwarten uns konkrete Hinweise, wie das verarmte Grünland in Mitteleuropa wieder optimal bewirtschaftet werden könnte“, so der Biologe.