SafeWaterAfrica verbessert die Trinkwasserversorgung

© Fraunhofer IST, Dr.-Ing. Jan Gäbler Demonstrationsanlage in Südafrika: Gesamtansicht mit den Solarmodulen zur Versorgung mit dem benötigten Strom.

Nicht nur, dass das Projekt SafeWaterAfrica die Trinkwasserversorgung in Südafrika und Mosambik verbessert und die Umwelt schützt. Für die Technologien zur Wasseraufbereitung sind zuallererst afrikanische Unternehmen verantwortlich, die Wirtschaft und Beschäftigung in den Ländern stärken. Für diesen ökologischen und auch ökonomischen Erfolg ist das Projekt unter Federführung des Braunschweiger Fraunhofer-Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik IST mit dem Solar Impulse Efficient Solution Label ausgezeichnet worden. Das Projekt SafeWaterAfrica hat es möglich gemacht: In Südafrika und Mosambik können zwei Demonstratoranlagen aus dem Wasser von Flüssen täglich jeweils 10.000 Liter Trinkwasser erzeugen – und das in einer Qualität, die dem Standard der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entspricht. In der Nähe von Johannesburg sorgen seit September 2018 Solarzellen und Batterien für ein energieautarkes Wasseraufbereitungssystem, das sich aus verschiedenen Reinigungs- und Filterstufen zusammensetzt und den CO2-Ausstoß senkt.

Seit April 2019 ist die zweite Anlage in Ressano Garcia in Betrieb. Das Fraunhofer IST hat insbesondere seine Expertise in der Wasserdesinfektion eingebracht. Zum Einsatz kommen elektrochemische Zellen mit Diamantelektroden, die vom Wasser durchströmt werden. An die Elektroden wird eine niedrige Spannung angelegt, wodurch sich Ozon bildet. Dieses Ozon ist im Wasser gelöst und tötet die Keime ab. Das Fraunhofer IST hat die Technologie entwickelt und verfügt über eine der weltweit größten Anlagen zur Diamantbeschichtung. Sie ist imstande, eine 0,5 Quadratmeter große Elektrodenfläche mit einer dünnen Diamantauflage zu versehen.

Partner aus Afrika haben größten Anteil am Projekt

In dem Projekt, gefördert durch das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont 2020, hat eine Reihe von Partnern zusammengearbeitet. Der größte Teil von ihnen kommt aus Afrika. Nur zwei Schlüsseltechnologien der Wasseraufbereitungsanlage stammen aus Europa, darunter die Technologie des Fraunhofer IST. Die beiden Demonstratoren sind so ausgereift, dass sie in Zukunft in weiteren Ländern zum Einsatz kommen können und dort wirtschaftlich betrieben werden können.

Dass SafeWaterAfrica sowohl für die Umwelt als auch für die Wirtschaft ein Gewinn ist, hat die Solar Impulse Foundation veranlasst, das Projekt mit dem Solar Impulse Efficient Solution Label auszuzeichnen. Die Schweizer Stiftung, gegründet von Umweltvisionär und Forscher Bertrand Piccard, honoriert effiziente technische Lösungen, die den Klimawandel nachhaltig bekämpfen und auch wirtschaftlich tragfähig sind.

© Fraunhofer IST, Lothar Schäfer
Rohwasserentnahmestelle des Demonstrators in Südafrika aus einem belasteten Fließgewässer.

Label der Solar Impulse Foundation beflügelt Umsetzung

Das Solar Impulse Efficient Solution Label gibt dem Projekt einen kräftigen Schub. »Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung des Projekts SafeWaterAfrica. Die damit verbundene Öffentlichkeit möchten wir nutzen, um die Umsetzung vor Ort weiter voranzutreiben«, berichtet Dr. Lothar Schäfer, stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer IST und Koordinator von SafeWaterAfrica. Südlich der Sahara haben 40 Prozent der Bevölkerung, d. h. mehr als 100 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser.

© Fraunhofer IST, Lothar Schäfer. Elektrodeneinheiten im SafeWaterAfrica-System in Ressano Garcia, Mosambik.

Das Wasseraufbereitungssystem aus dem Projekt SafeWaterAfrica verbessert die Lebensverhältnisse und die Gesundheitssituation. »Das Besondere an den Anlagen ist, dass es sich nicht wie sonst oft um Lösungen für Afrika handelt«, betont Dr. Lothar Schäfer. »Die Entwicklung ist Made-in-Africa: Bei der Konzeption und beim Aufbau haben unsere afrikanischen Partner den wesentlichen Beitrag geleistet. Der Betrieb der beiden Anlagen erfolgte ausschließlich durch Personal vor Ort in Südafrika und Mosambik.«

Made-in-Africa-Ansatz sorgt für hohe Akzeptanz

Für den Erfolg hat dieser hohe Eigenanteil eine große Bedeutung. Die Erfahrung zeigt, dass in Afrika viele Projekte scheitern, wenn die Menschen an Planung und Umsetzung nicht beteiligt sind. Damit die Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung Akzeptanz finden, verfolgt SafeWaterAfrica den Made-in-Africa-Ansatz. Die Maxime lautet: Afrikanische Unternehmen leisten so viel Entwicklungsarbeit, Komponentenbau und Installation wie möglich. Um die Ausbildung zu fördern, waren zwei afrikanische Hochschulen in das Projekt eingebunden. Während der mehrmonatigen Feldtests bedienten studentische und wissenschaftliche Mitarbeitende die Anlagen und werteten die Versuche aus.

In den vergangenen drei Jahren hat die Solar Impulse Foundation mehr als 1000 technologische Innovationen mit ihrem Label weltweit gewürdigt. Im Sinne des Stiftungsgründers Bertrand Piccard sollen sie für Regierungen und Unternehmen wichtige Werkzeuge sein, um gemeinsam den Klimawandel zu bekämpfen. Das Wasseraufbereitungssystem aus dem Projekt SafeWaterAfrica ist jetzt eine dieser ausgezeichneten Lösungen.

Um ökologische Herausforderungen zu bewältigen und gleichzeitig wirtschaftliches Wachstum zu ermöglichen, hat Bertrand Piccard über die Stiftung Solar Impulse die Herausforderung gestartet, 1000 profitable Lösungen zum Schutz der Umwelt auszuwählen, um die Entscheidungsträger in Regierungen und Unternehmen zu überzeugen, ihre Umweltziele zu erreichen und eine ehrgeizige Energiepolitik, die notwendig ist, um diese Lösungen auf den Markt zu bringen. Das Ziel: den Übergang zu einer kohlenstofffreien und nachhaltigen Wirtschaft zu beschleunigen.