Das Start-up TWAICE ist für seinen forschungsbasierten Unternehmenserfolg mit dem TUM Presidential Entrepreneurship Award ausgezeichnet worden. Ins Finale des Wettbewerbs kamen die Unternehmen Retorio und Capmo. Die Software-Produkte der TUM-Ausgründungen ermöglichen wirkungsstarke Batterien, eine intelligente Personalauswahl und effiziente Baustellenabläufe.
Rund 2.000 Besucherinnen und Besucher waren vorgestern virtuell beim ersten ganztägigen Entrepreneurship Day von TUM und UnternehmerTUM, dem Zentrum für Innovation und Gründung, unterwegs. Nach Start-up-Präsentationen, Workshops und Diskussionen mit Gästen aus Wirtschaft und Wissenschaft hat die TUM den Presidential Entrepreneurship Award verliehen. Die Jury achtet bei der Auszeichnung besonders auf Geschäftsideen, die maßgeblich auf Forschungsergebnissen beruhen, ein hohes Wachstumspotenzial und erste Finanzierungserfolge. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert, gestiftet vom Bund der Freunde der TUM.
1. Platz: TWAICE
Die Leistungsfähigkeit von Batterien entscheidet maßgeblich, ob erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge künftig flächendeckend eingesetzt werden können. TWAICE hat eine Software entwickelt, mit der Lithium-Ionen-Batterien optimiert und analysiert werden können. Die verschiedenen Funktionen des Produkts können entlang des gesamten Lebenszyklus einer Batterie eingesetzt werden: Unternehmen können die Entwicklung verbessern, Strategien für eine effiziente Anwendung planen und im Einsatz den Zustand der Batterien überwachen.
Die Grundlage für die Technologie, die auch mit maschinellem Lernen arbeitet, haben die Gründer Dr. Michael Baumann und Dr. Stephan Rohr in ihren Promotionsarbeiten am Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik der TUM entwickelt. Die Gründung von TWAICE 2018 wurde von TUM und UnternehmerTUM unterstützt, unter anderem im Inkubator-Programm XPRENEURS und mit einem Investment des Venture Capital Fonds von UnternehmerTUM, UVC. TWAICE hat inzwischen bereits 70 Mitarbeitende.
2. Platz: Retorio
Auch professionelle Führungskräfte und Personalabteilungen schaffen es nicht immer, ihr Bauchgefühl oder Merkmale von Bewerberinnen und Bewerbern wie Alter, Geschlecht und Hautfarbe vollständig auszublenden. Retorio hat eine Software entwickelt, um eine objektivere und schnellere Personalauswahl zu ermöglichen. In Videos erkennt die Technologie mit Künstlicher Intelligenz Sprache, Stimme und Mimik und analysiert sie auf der Grundlage psychologisch fundierter Modelle. Bewerberinnen und Bewerber wiederum können sich mit dem Tool auf Vorstellungsgespräche vorbereiten.
Dr. Christoph Hohenberger und Dr. Patrick Oehler haben ihr Start-up als Doktoranden am Lehrstuhl für Strategie und Organisation vorbereitet. Der TUM Incubator und das Techfounders-Programm von UnternehmerTUM halfen bei der Gründung 2018. Heute hat Retorio mehr als 20 Mitarbeitende.
3. Platz: Capmo
Auf Baustellen wird bislang nur selten digital gearbeitet, was zu ineffizienten Abläufen und steigenden Kosten führen kann. Capmo hat eine Software entwickelt, mit der Baustellen vollständig digital verwaltet werden können. Die beteiligten Unternehmen können nahtlos zusammenarbeiten und datenbasierte Erkenntnisse über ihre Projekte gewinnen. Für Auftraggeber werden die Prozesse transparenter. Capmo richtet sich auch an den Bedürfnissen des Mittelstandes aus, zu dem ein Großteil der Bauunternehmen zählt.
Die Gründer Florian Biller, Dr. Patrick Christ, Florian Ettlinger und Sebastian Schlecht haben sich am Center for Digital Technology and Management (CDTM) kennengelernt. Die gemeinsame Einrichtung von TUM und LMU bietet ein Zusatzstudium, bei dem die Studierenden in interdisziplinären Teams neue Technologien konstruieren, daraus konkrete Produkte entwickeln und eine Firmengründung vorbereiten. Gefördert wurde die Gründung unter anderem durch die UnternehmerTUM-Programme EIT Climate KIC und XPRENEURS sowie eine Finanzierung durch UVC. Bei Capmo arbeiten rund 60 Beschäftigte.
Ökosysteme für Innovationen
Jedes Jahr werden an der TUM rund 80 technologieorientierte Unternehmen gegründet. TUM und UnternehmerTUM unterstützen Start-ups mit Programmen, die exakt auf die einzelnen Phasen der Gründung zugeschnitten sind – von der Konzeption eines Geschäftsmodells bis zum Management-Training, vom Markteintritt bis zum möglichen Börsengang. Die TUM Venture Labs bieten Gründungsteams aus bedeutenden Wissenschaftsfeldern ein ganzes Ökosystem in unmittelbarer Anbindung an die Forschung. Bis zu 30 Teams können Büros im TUM Incubator nutzen, um sich auf den Start ihres Unternehmens vorzubereiten. UnternehmerTUM investiert mit einem eigenen Venture Capital Fonds in vielversprechende Technologieunternehmen und bietet mit dem MakerSpace und der Bio.Kitchen eine 1.500 Quadratmeter große Hightech-Werkstatt für den Prototypenbau und ein Biotechnologielabor. Diese Förderung ist laut „Gründungsradar“ die beste an den großen deutschen Hochschulen.