Produktion von grünem Erdgas durch extremophile Mikroorganismen

Das Team von Micobify (v.li nach re.): Linda Dengler, Andrea Böllmann, Georg Schmid und Anja Kaul bei der Übergabe des Preises. © Germann Popp

PlanB sucht und unterstützt im zweijährigen Turnus Start-ups, deren Ideen Herausforderungen für die Rohstoffwende und eine nachhaltigere Zukunft adressieren. Zum vierten Mal zeichnete der internationale Start-up Wettbewerb „Plan B – Biobasiert.Business.Bayern“ die besten Geschäftsideen für biobasierte Lösungen aus: Von insgesamt 62 internationalen Teilnehmer – aus ganz Deutschland sowie aus Chile, Großbritannien, Tschechien, Schweiz, Indien und Belgien – wurden fünf zum Finale nach Straubing eingeladen, um am 23. Juni in einer Hybrid-Veranstaltung ihre Ideen zu präsentieren.

Dabei überzeugte das Team der Microbify GmbH, der jüngsten Ausgründung aus der Universität Regensburg die Jury und sicherte sich den mit 3.000 € dotierten 3. Platz. Microbify arbeitet unter anderem an der Nutzung alter Erdgasspeicher für die Produktion von grünem Erdgas durch extremophile Mikroorganismen.

Die Idee zur Firmengründung entstand vor zwei Jahren am Lehrstuhl für Mikrobiologie, nachdem Unternehmen wiederholt Anfragen zu mikrobiellen Dienstleistungen und Forschungsarbeiten im Bereich Produktion und Speicherung von regenerativen Energieträgern an Prof. Dr. Dina Grohmann, Inhaberin des Lehrstuhls für Mikrobiologie und Leiterin des Archaeenzentrums an der Universität Regensburg, gerichtet hatten. Schnell wurde klar, dass die über Jahrzehnte in Regensburg aufgebauten Expertisen und Techniken beim Umgang mit anaeroben und extremophilen Mikroorganismen einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten können.

Da die Kapazitäten des Lehrstuhls für solche Projekte jedoch bei weitem nicht ausreichen würden, gründeten Nachwuchswissenschaftler am Lehrstuhl im April 2021 die Microbify GmbH. Das Unternehmen agiert dabei als Dienstleister und arbeitet schwerpunktmäßig am Einsatz von Mikroorganismen zur Produktion regenerativer Energieträger, vor allem im Bereich biologischer Power-to-Gas Anwendungen. Ein Kernprojekt ist dabei die Untergrundmethanisierung.

Hier werden methan-produzierende Mikroorganismen eingesetzt, um in ehemaligen Erdgaslagerstätten erneuerbares „Bio-Erdgas“ zu erzeugen, das direkt in das bestehende Gasnetz eingeleitet werde kann. Darüber hinaus hilft die Microbify GmbH bei der Identifizierung und Vermeidung mikrobiell induzierter Schäden an der Gasinfrastruktur, die insbesondere bei der Umstellung auf grünen Wasserstoff ein zunehmendes Problem darstellen werden.

Wir lieben die Herausforderungen, die die Arbeit unter Sauerstoffausschluss mit sich bringt“, schwärmt das Team. Mit dem Transfer von Erkenntnissen aus der universitären Grundlagenforschung in die Praxis fließen aus der Universität Impulse, die dazu beitragen, gesellschaftliche Herausforderungen durch technologische und unternehmerische Innovationen zu meistern. An der Universität Regensburg unterstützt die fachübergreifende Einrichtung FUTUR (Forschungs- Und Technologietransfer Universität Regensburg) die Förderung des Wissens- und Technologietransfers mit dem Ziel, wissenschaftliche und technologische Forschungserkenntnisse in die wirtschaftliche Umsetzung zu überführen, in innovative Start-ups aus dem akademischen Umfeld mit potenzialträchtigen Geschäftsideen.

Im Februar 2021 wurde die Universität Regensburg mit dem Zertifikat „Young Entrepreneurs in Science Campus“ der Falling Walls Foundation ausgezeichnet. Mit dem „O/HUB – Oberpfalz Start-up HUB“, einer Fördermaßnahme zur Stärkung der Gründungskultur im Rahmen des Programms EXIST-Potentiale des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, werden an der Universität Regensburg zusätzliche Potentiale in der Gründungsförderung erschlossen und Teams durch differenziertere Beratung bei der Überführung von Forschungsergebnissen in innovative Gründungsvorhaben unterstützt.