Seit Beginn der Covid-19-Pandemie befinden sich Menschen verstärkt in einem sozialen Dilemma, in dem jeder zwischen eigenen Motiven und den Interessen der Allgemeinheit abwägen muss. Ob dies eher egoistisches oder solidarisches Denken und Handeln fördert, untersuchten nun die Wissenschaftler Dr. Bastian Schiller, Daniel Toensing, Tobias Kleinert und Prof. Dr. Markus Heinrichs vom Institut für Psychologie der Universität Freiburg gemeinsam mit Prof. Dr. Robert Böhm von der Universität Kopenhagen/Dänemark.
Dazu werteten sie eine Befragung zu psychischem Befinden, Umweltbewusstsein und Vorurteilen gegenüber Fremden von 140 in Deutschland lebenden Männern aus, vor und während des ersten Lockdowns. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in dem US-amerikanischen Fachjournal Environment and Behavior. Für das Projekt erhielt Schiller eine Förderung durch die Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen des Eliteprogramms für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden.
Umweltbewusstsein stieg, Vorurteile sanken
Es zeigte sich, dass der erste Lockdown im Frühjahr 2020 im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie zu einer Verschlechterung des psychischen Befindens geführt hat: Die Befragten waren ängstlicher und niedergeschlagener. „Wir sehen klare Hinweise auf kurzfristige negative Effekte der Pandemiemaßnahmen auf das psychische Wohlbefinden, die sich möglicherweise auch langfristig auswirken können“, sagt Bastian Schiller. Dagegen stieg ihr Umweltbewusstsein und insbesondere der Glaube an die Verwundbarkeit des Ökosystems. Zudem berichteten die Befragten über weniger Vorurteile gegenüber geflüchteten Menschen.
„Es scheint also auch positive Transfereffekte auf unsere Einstellungen zu weiteren globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel und der Geflüchtetensituation zu geben“, berichtet Schiller. Heinrichs ergänzt: „Diese Ergebnisse sollten die politisch Handelnden ermutigen, dass das weltweite gemeinsame Vorgehen in Zeiten von Covid-19 neue Chancen bietet, jetzt auch globale Maßnahmen angesichts einer gestiegenen Offenheit für die Themen Klimaschutz und Migration anzugehen.“