Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien legte auch im ersten Halbjahr 2018 zu. Insgesamt wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres etwa 117 Milliarden Kilowattstunden Strom (kWh) erzeugt und damit fast 10 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum – ein Plus von 10 Milliarden kWh. Das zeigen offizielle Daten der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat). Die außergewöhnlich gute Entwicklung ist dabei besonders zurückzuführen auf einen Zubau der Windenergie, der in den letzten Jahren die Ziele deutlich übertraf. Zudem herrschten überdurchschnittliche Windbedingungen. Dieser Entwicklung steht allerdings ein geringer Zubau im aktuellen Jahr gegenüber.
Bereits der ungewöhnlich stürmische Januar 2018 erzielte eine Windstrom-Rekordproduktion von über 15 Milliarden Kilowattstunden. Gegenüber dem windschwachen Januar 2017 ergab sich allein daraus ein „Plus“ von 7 Milliarden kWh und damit ein Großteil des Zuwachses im aktuellen Jahr.
Die positive Momentaufnahme im Bereich der erneuerbaren Stromerzeugung im ersten Halbjahr 2018 sollte jedoch nicht über die anstehenden Herausforderungen hinwegtäuschen. Ziel der Bundesregierung ist es, den Anteil des erneuerbar erzeugten Stroms bis 2030 auf 65 Prozent zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund ist auf die rückläufige Entwicklung beim Zubau neuer Windenergieanlagen hinzuweisen. Beim Zubau neuer Windenergieanlagen ist aktuell ein Rückgang gegenüber den Rekordjahren 2015-2017 zu verzeichnen. Netto wurden im ersten Halbjahr nur etwa 1.633 Megawatt an neu installierter Windenergieleistung an Land und auf See gemeldet – ein Rückgang um über 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2.880 Megawatt) und der schwächste Wert in einem ersten Halbjahr seit 2013. In den vergangenen vier Jahren lag die neu installierte Leistung allerdings stets deutlich oberhalb der im EEG angestrebten Ausbaupfade. 2017 und 2018 wurden deutlich weniger Genehmigungen gemeldet – hier muss die Situation weiter genau beobachtet werden.
Quelle: AGEE-Stat auf Basis DESTATIS Monatsbericht über die Elektrizitätsversorgung / ZSW / BDEW sowie ENTSO-E / Stand August 2018
Im Bereich der Photovoltaik steigt der Zubau neuer Anlagen hingegen leicht an. Zum ersten Mal seit Jahren liegt er damit wieder in dem geplanten Zielkorridor von 2.400 bis 2.600 Megawatt pro Jahr. Um das Ziel von insgesamt 65 Prozent bis 2030 sicher zu erreichen müssten aber jährlich jeweils mindestens 4.500 Megawatt (brutto) Windenergie- und Photovoltaikleistung errichtet werden, schätzt das Umweltbundesamt.
Zahlen im Detail
Stromerzeugung: Zum Gesamtergebnis von 117 Milliarden kWh trugen die Windenergie an Land und auf See mit zusammen 57 Milliarden kWh fast 50 Prozent bei, die Photovoltaik-Stromerzeugung stieg auf 24 Milliarden kWh (20 Prozent der Gesamterzeugung). Die Wasserkraft trug mit etwa 10 Milliarden kWh etwa 9 Prozent bei, die Stromerzeugung aus Biomasse und biogenem Abfall summierte sich auf 26 Milliarden kWh (22 Prozent der Gesamterzeugung) und die der Geothermie lag bei knapp 0,1 Milliarden kWh.
Der Einbruch bei der Photovoltaik ab 2013 hatte massive negative Konsequenzen für die Solarbranche in Deutschland. Eine vergleichbare Entwicklung bei der Windenergie muss daher unbedingt vermieden werden. Die Bundesregierung sollte nach Einschätzung des UBA zügig die im Koalitionsvertrag verankerten Sonderausschreibungen durchführen, um das notwendige Ausbauniveau von jeweils 4.500 Megawatt (brutto) nicht zu unterschreiten. Anschließend sind Maßnahmen nötig, um dieses Niveau auch dauerhaft zu erreichen. Langfristig muss der bereits beschlossene Netzausbau umgesetzt und der Kohleausstieg beschlossen werden.