Für die privaten Haushalte hierzulande hat die Corona-Pandemie vielfältige Unsicherheiten und häufig auch finanzielle Einbußen mit sich gebracht. Gleichzeitig haben die jüngsten Extremwetterereignisse im Sommer 2021 verdeutlicht, welch große Herausforderungen Klimaschutz und der Umgang mit Klimaveränderungen für Deutschland sind. Und nicht zuletzt steigt der Handlungsdruck durch ambitioniertere Klimaschutzziele in der EU, wodurch Deutschland seine Emissionen deutlich schneller verringern muss als bisher eingeplant.
Wie das aktuelle KfW-Energiewendebarometer zeigt, ist die Zustimmung der deutschen Haushalte zur Energiewende in diesem Spannungsfeld weiterhin überaus hoch: Der im Dezember 2020 bis Januar 2021 durchgeführten, haushaltsrepräsentativen Befragung nach befürworten 92% von ihnen die Energiewende – das sind nach knapp einem Jahr Coronakrise sogar etwas mehr als im Jahr zuvor.
Die Zustimmung ist dabei quer durch die gesamte Bevölkerung hoch
Dies gilt für Altersklassen, Einkommensklassen, unterschiedliche Regionen und Siedlungstypen sowie unterschiedliche Bildungshintergründe der befragten Haushaltsmitglieder. In keiner relevanten Teilgruppe fällt die Zustimmung unter 80%. Auch die Bereitschaft, persönliche Einschnitte hinzunehmen, um die Energiewende voranzutreiben, ist in der Pandemie weitestgehend stabil geblieben. Auf einer Skala von null bis zehn liegt der Mittelwert der Antworten mit 6,1 nur etwas niedriger als im Vorjahr (6,5). Allerdings sinkt die Bereitschaft bei einer höheren wirtschaftlichen Betroffenheit durch die Krise (Mittelwert 5,9 bei betroffenen ggü. 6,2 bei nicht betroffenen Haushalten).
Das KfW-Energiewendebarometer ist eine seit dem Jahr 2018 erscheinende Studie auf Basis einer haushaltsrepräsentativen Zufallsstichprobe von rund 4.000 in Deutschland ansässigen privaten Haushalten. Befragt wird jeweils eine volljährige Person des Haushalts, die Entscheidungen zur Energieversorgung und zum Energieverbrauch für den Haushalt trifft. Schwerpunkte der Befragung sind die Einstellung der Haushalte zum Thema Energiewende und in welchem Umfang energiewenderelevante Technologien in den unterschiedlichen Haushalten zum Einsatz kommen (z. B. Solarenergie, Batteriespeicher, Elektromobilität). Hierbei wird auch die geplante Nutzung abgefragt, um abschätzen zu können, in welchen Bereichen die größten Zuwächse zu erwarten sind. Die Motivation der Nutzung und Hemmnisse bei der Anschaffung von Energiewendetechnologien werden dabei auch erhoben. In der Gesamtheit erlauben die Daten einen Einblick in die aktuelle und zukünftige Beteiligung der Haushalte an der Energiewende in Deutschland.
Mit Blick auf die Verbreitung von Energiewendetechnologien in der Bevölkerung, können erneute Zuwächse verzeichnet werden. Gut jeder vierte (27%) Haushalt gibt an, dass er mindestens eine der abgefragten Technologien – Photovoltaik, Solarthermie, Batteriespeicher, Wärmepumpe, Kraft-Wärme-Kopplung, Holzpelletsheizung, Elektroauto – bereits nutzt. Damit sind rund 11 Mio. Haushalte in Deutschland „Energiewender“ – fast 4%-Punkte oder rd. 1,5 Mio. mehr als im Vorjahr. Weitere 7% bzw. fast 3 Mio. Haushalte (+2,8%-Punkte ggü. Vorjahr) planen die Anschaffung in den kommenden zwölf Monaten.
Am weitesten verbreitet in Deutschland ist nach wie vor die Solarthermie, die jeder 10. Haushalt nutzt. Auf den Rängen 2 und 3 folgen Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen (8,7% bzw. 8,5% der Haushalte). Der deutlichste Anstieg ist bei den Elektroautos zu beobachten, die nun in 3,4% der Haushalte vorhanden sind (+1,3%-Punkte). Der Blick in die Zukunft zeigt das weitere Potenzial der E-Mobilität hierzulande: Aktuell planen rund 5% der Haushalte die Anschaffung in den nächsten 12 Monaten, weitere 8% können sich vorstellen, in den kommenden 2-3 Jahren ein Elektroauto zu fahren.
Für weitere rd. 24% ist dies zumindest in den nächsten 4-10 Jahren vorstellbar. Zusammen mit den bisherigen und konkret geplanten Nutzern stellt diese Gruppe, die ein Elektroauto in den kommenden 10 Jahren zumindest in Erwägung zieht, fast jeden zweiten Haushalt (43 %) in Deutschland.
„Deutschland kommt bei den Energiewendetechnologien voran. Die Anzahl der Elektroautos hat sich allein in den vergangenen zwei Jahren verdreifacht, fast die Hälfte aller Haushalte kann sich vorstellen, in den nächsten zehn Jahren ein Elektroauto zu fahren. Ein konsequenter Ausbau der Ladeinfrastruktur dürfte diesen Trend noch verstärken. Und bei Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpen wird die 10-%-Marke wohl schon in naher Zukunft geknackt werden“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.
„Diese erfreulichen Zahlen überdecken jedoch, dass es weiter eine relativ kleine Gruppe ist, die diese Entwicklung treibt. Klimafreundliche Technologien werden nach wie vor in erster Linie von besserverdienenden Haushalten genutzt. Das Ziel der Klimaneutralität erfordert jedoch eine ‚flächendeckende‘ Energiewende“. Herausfordernd ist insbesondere die Aktivierung der Mieterhaushalte und der einkommensschwächeren Haushalte.
Es brauche Rahmensetzungen und Anreize, die auch weiteren breiten Bevölkerungsteilen Investitionen in klimaneutrale Technologien ermöglichen. In Ergänzung eines steigenden CO2-Preises sind begleitende Instrumente zwingend erforderlich. „Die Transformation zur Klimaneutralität kann nur gelingen, wenn alle gesellschaftlichen Gruppen mit an Bord sind.“, so Köhler-Geib.
Die aktuelle Analyse ist abrufbar unter www.kfw.de/energiewendebarometer.
Steckbrief KfW-Energiewendebarometer: