Maritime Forschung zum Anfassen und auf höchstem technischen Niveau: Am Fachbereich Seefahrt und Maritime Wissenschaften der Hochschule Emden/Leer ganz im Nordwesten von Deutschland ist am Freitag (17. September 2021) das neue Maritime Technikum eröffnet worden. Der vom Land Niedersachsen mit mehr als sechs Millionen Euro geförderte Neubau soll zum einen die Lehre und Forschung am Fachbereich in Leer optimieren. Zum anderen soll das Großlabor als Informations- und Dienstleistungspartner für die Region und darüber hinaus fungieren.
Im Technikum stehen den Forschenden unter anderem ein Windkanal, ein Schlepptank sowie ein Labor für Schiffsakustik zur Verfügung (siehe Anlage Faktenblatt). Durch die moderne Ausstattung können so künftig für die Schifffahrt relevante Fragen aus dem Bereich Nautik sowie Schiff- und Wasserbau an einem Ort untersucht werden. Als Hochschule mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit könne dabei insbesondere das Thema Green Shipping noch intensiver in den Fokus genommen werden, wie Prof. Dr. Marcus Bentin, Dekan des Fachbereichs Seefahrt und Maritime Wissenschaften, betonte.
Der Umbau der weltweiten Handelsflotte in puncto Klimaneutralität gehört zu den größten Herausforderungen der Branche in den kommenden Jahrzehnten. Bis zum Jahr 2050 soll der durch die Schifffahrt verursachte CO2-Ausstoß um mindestens die Hälfte reduziert werden. Unter anderen wurde dies im so genannten „Green Deal“ der Europäischen Union festgelegt.
„Dieses Ziel werden auch wir als Hochschule mit unserer langjährigen Erfahrung im Bereich Green Shipping unter nun noch besseren technischen Voraussetzungen unterstützen und dabei den maritimen Sektor in der Region und darüber hinaus stärken“, so Hochschulpräsident Prof. Dr. Gerhard Kreutz.
Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler betonte in seiner Begrüßungs-ansprache ebenfalls den Wert des neuen Maritimen Technikums für die Hochschule und den Forschungsstandort Leer. Aber auch für den Reedereistandort Leer und für das Land Niedersachsen sei die neue Einrichtung eine Bereicherung. „Windenergie für die maritime Wirtschaft im Norden nutzbar zu machen, ist für Niedersachsen von zentraler Bedeutung“, so der Minister.
Auch im Rahmen der Wasserstoff-Strategie der norddeutschen Länder könne – in Kooperation mit der regionalen maritimen Industrie und den niedersächsischen Häfen und in anderen Bundesländern ein großer Beitrag zur Dekarbonisierung geleistet werden. Das Maritime Technikum stärke diese Vorhaben weiter.
„Das Maritime Technikum bietet der Hochschule modernste Bedingungen für die maritime Forschung und Lehre“, so die Leiterin des Staatlichen Baumanagements Ems-Weser, Alexandra Busch-Maaß. „Bei dieser Baumaßnahme haben wir besonderen Wert auf eine nachhaltige Energieversorgung gelegt und damit einen Beitrag zum Klimaschutz geleistet.“
Mit dem Festakt am Freitag wurden zudem zwei weitere Neuerungen am Fachbereich bekannt gegeben: Ein Team aus Prof. Dr.-Ing. Jan Wenske und Telsche Nielsen vom Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES in Bremerhaven und Prof. Kapt. Michael Vahs und Prof. Dr.-Ing. Jann Strybny vom Fachbereich Seefahrt und Maritime Wissenschaften der Hochschule Emden/Leer hat eine umfassende Forschungs- und Entwicklungskooperation in den letzten zwei Jahren vorbereitet.
Mit der Gründung der „Fraunhofer Arbeitsgruppe Nachhaltige Maritime Mobilität“ in Leer und Bremerhaven unter der wissenschaftlichen Leitung der Hochschulprofessoren Vahs und Strybny soll eine enge Zusammenarbeit aufgebaut werden. Einen Schwerpunkt bilden dabei Entwicklung, Bau und Betrieb zukunftsweisender Windantriebssysteme für die Berufsschifffahrt. „Für die Fraunhofer-Gesellschaft ist die energetische Transformation der maritimen Branche wichtig, denn hier entstehen neue Kooperationen zwischen der Forschung und der Industrie für eine nachhaltige Zukunft“, so Prof. Dr. Raoul Klingner, Direktor für Forschungsmanagement und -governance der Fraunhofer-Gesellschaft.
Zum anderen ist die Hochschule ab jetzt Partner der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer. Das in diesem Zusammenhang in den Neubau integrierte meereskundliche Laboratorium und Ausstellungsflächen sollen als außerschulischer Lernort entwickelt werden und in sogenannten „Public Science Events“ über wichtige Fragen zum Lebensraum Wattenmeer aufklären. Ziel sei es, neben der Bündelung der gemeinsamen Interessen von Hochschule und Nationalparkverwaltung die Zusammenarbeit im Rahmen von Veranstaltungen und wissenschaftlichen Projekten mit Natur- und Nachhaltigkeitsbezug weiter zu stärken, wie Nationalparkleiter Peter Südbeck erläuterte.