Laut einem Bericht des UN-Umweltprogramms aus dem Jahr 2020 produziert der Bau- und Gebäudesektor 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen.Trotzdem gibt es bislang nur wenige Erkenntnisse und Berechnungsmethoden, um den CO2-Ausstoß in diesem Bereich zu beziffern und zu optimieren. Die Institut für Bauwesen der FH Kiel möchte gemeinsam mit der Ingenieurbüro Mohn GmbH CO2-optimierte Brückenbauwerke entwickeln. Dadurch wollen die Projektpartner langfristig den CO2-Bedarf von Brückenbauwerken um 20 bis 25 Prozent reduzieren. Parallel zur Analyse von Brückenbauwerken wird untersucht, inwieweit die Erkenntnisse auf den Hochbau übertragen werden können.
Laut einem Bericht des UN-Umweltprogramms aus dem Jahr 2020 liegt der Bau- und Gebäudesektor beim Treibhausgasausstoß weltweit auf Rekordniveau. Mittlerweile produziere er 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen. Dennoch gibt es bislang nur wenige Erkenntnisse und Berechnungsmethoden, um den CO2-Ausstoß bei der Errichtung, Erhaltung und Sanierung von Bauwerken zu beziffern und zu optimieren. Im Brücken- bzw. Ingenieurbau spielt eine Reduzierung oder Optimierung der CO2-Bilanz in der Planung und Bauausführung derzeit überhaupt keine Rolle, in der Regel erhält der günstigste Anbieter den Zuschlag.
„Damit werden wir der herausragenden Rolle der Bauwirtschaft bei der Erreichung von Klimazielen nicht gerecht“, beklagt Professor Dr.-Ing. Stephan Görtz vom Institut für Bauwesen der Fachhochschule Kiel „Bei der CO2-Reduzierung ist es aktuell ein wenig so, als wollte ich Geld sparen, wüsste aber weder, wie viel Geld ich verdiene, noch was ich auf dem Konto habe und wie viel ich wirklich brauche. Wir benötigen Transparenz darüber, wo die Haupt-CO2-Treiber sitzen, welche Bauweise wie viel CO2 ‚kostet‘ und wie man diese optimiert.“
Der Fachmann für konstruktiven Ingenieurbau beschäftigt sich seit ca. neun Monaten mit der CO2-Bilanzierung von Brückenbauwerken und hat gemeinsam mit der Ingenieurbüro Mohn GmbH Voruntersuchungen für deren CO2-Bilanz durchgeführt. Das Resultat: Für die Erstellung, den Betrieb und den späteren Rückbau eines Brückenbauwerks in konventioneller Bauweise werden aktuell ca. anderthalb bis zwei Tonnen CO2 pro Quadratmeter Brückenfläche verbraucht; der Großteil fällt bei dem Bau an.
„Gerade bei kleineren Brücken mit Längen von bis zu 40 Metern, die in Schleswig-Holstein häufig gebaut werden, sind ein wesentlicher CO2-Treiber die massiven Brückenwiderlager, die in Stahlbetonbauweise errichtet werden“, erläutert Görtz. „Jetzt wollen wir unsere Voruntersuchungen an einer breit und praxisnah ausgerichteten Parameterstudie in allgemeingültige Aussagen überführen und so die Haupt-CO2-Treiber identifizieren und optimieren, dieses bezieht sich dann auf die Baustoffe und die generelle Bauweise.“
„Wir sind optimistisch, dass diese Förderung dazu beitragen kann, der Baubranche konkrete Maßnahmen am Beispiel des Brückenbaus in Schleswig-Holstein aufzuzeigen, um den CO2-Bedarf und somit die externen Kosten für die Gesellschaft darzustellen“, erklärt EKSH-Projektleiter Dr. Thies Rasmus Popp, „diese Information könnte zukünftig eine wesentliche Entscheidungsgrundlage für öffentliche Bauwerke sein.“
Die Bearbeitung soll gemeinsam mit der Projektpartnerin erfolgen, der Ingenieurbüro Mohn GmbH in Melsdorf. 1960 gegründet hat sie seither rund 500 Brückenbauwerke in Schleswig-Holstein und den umliegenden Bundesländern geplant. Trotz dieser langjährigen Erfahrung im Brückenbau, erläutert Geschäftsführer Andreas Mohn, sei er von den riesigen Mengen an CO2 überrascht: „Bei einem Brückenbestand von ca. 1,5 Millionen Quadratmetern alleine in Schleswig-Holstein und einem jährlichen Neubauvolumen von ca. 10.000 bis 15.000 Quadratmetern pro Jahr verbrauchen wir durch unsere Brückenbauwerke jährlich fast 30.000 Tonnen CO2. Wenn wir mit unseren Untersuchungen für Transparenz über den CO2-Verbrauch sorgen, ist ein erster wichtiger Schritt in Richtung einer CO2-Reduzierung geschafft. Wir freuen uns, hier einen Beitrag leisten zu können!“
Durch optimierte Bauweisen und angepasste Baustoffe wollen die Projektpartner langfristig den CO2-Bedarf von Brückenbauwerken um 20 bis 25 Prozent reduzieren. Würde dies künftig bei etwa einem Drittel der Bauvorhaben berücksichtigt, könnten alleine in Schleswig-Holstein jährlich schon rund 2.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Parallel zur Analyse von Brückenbauwerken untersucht Prof. Görtz, inwieweit die Erkenntnisse auf Bauwerke des Hochbaus übertragen werden können.