Wie kann es gelingen, dass Kleinbauern einen höheren Anteil an der Wertschöpfung in der Agrar- und Lebensmittelkette behalten? Mit grundlegenden Fragen wie diesen befasst sich ein Forschungsprojekt, an dem sich in den kommenden 3 Jahren 7 Forschungseinrichtungen in 5 Mittelmeerländern beteiligen: Gibt es neue Marktchancen, die Kleinbauern für eine höhere Wertschöpfung ihrer Produktion ergreifen sollten?
Welche Governance-Probleme hindern sie daran, effektiver zu kooperieren? Ist der elektronische Handel ihre große Chance? Das Forschungsprojekt mit dem Titel „Regulierung der Lebensmittelversorgungsketten: Wie kann die Wettbewerbsfähigkeit der Kleinbauern verbessert werden?“ (im Original: Governing the agri-food supply chain: how to improve smallholders‘ competitiveness – AGRICOMPET) setzt genau hier an und setzt sich mit der Frage auseinander, wie Kleinbauern und ihre Erzeugerorganisationen nachhaltige organisatorische und verwaltungstechnische Lösungen für die dringlichsten Herausforderungen der Zukunft entwickeln können.
Das Projekt umfasst drei Hauptarbeitspakete mit den Schwerpunkten der landwirtschaftlichen Genossenschaften und ihrer Erzeugerorganisationen, der geografische Angaben (g.A.) und der neuen Marktchancen wie elektronischer Handel und öffentliches Beschaffungswesen.
Die ersten beiden Arbeitspakete legen einen Schwerpunkt auf den Weinsektor in den Mittelmeerländern. Dabei geht es von der Bewirtschaftung der Weinberge über Preisanreize für Qualitätserzeugnisse bis hin zu Marketinginitiativen: Das Ziel des AGRICOMPET-Projekts besteht darin, eine Reihe von Governance-Lösungen zu entwickeln, die Kleinerzeugern und Verarbeitern helfen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.
An der Freien Universität Bozen leitet Prof. Günter Schamel, der an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften zu den Themen Weinökonomie und ländliches Genossenschaftswesen forscht, das Projekt. Er unterstreicht: „Ein Schwerpunkt des Projekts wird auf dem Weinsektor liegen, in dem Genossenschaften und geografische Angaben eine Schlüsselrolle spielen. In Südtirol sind die landwirtschaftlichen Genossenschaften bereits sehr wettbewerbsfähig und es ist wichtig, dass dies so bleibt.
Daher wollen wir mit Entscheidungsträgern in der Landwirtschaft, der Verarbeitung, dem Handel und mit politischen Entscheidungsträgern in den am Projekt beteiligten Ländern zusammenarbeiten, um ihre Wettbewerbsposition weiter zu verbessern.“
Das Forschungsprojekt setzt sich aus Forscher*innen verschiedenster Disziplinen (Wirtschaft, Management und Marketing) zusammen und basiert methodisch auf Co-Creation, d. h. auf der direkten Zusammenarbeit mit den Entscheidungsträgern von Genossenschaften, Erzeugerorganisationen und geografischen Angaben, um gemeinsam innovative organisatorische und Governance-Lösungen vorzuschlagen.