Neunzig Prozent der Krankenhäuser in Deutschland halten, befragt nach Organisation und Ausrichtung ihrer Beschaffungsprozesse, das Thema Nachhaltigkeit für relevant oder sehr relevant. Das ergab eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger im Jahr 2020.
Wissenschaftler der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) wollen gemeinsam mit Vertretern von Krankenhäusern, Serviceanbietern, Fachverbänden und Bratungsfirmen innerhalb der kommenden drei Jahre ermitteln, welche CO2- Emissionen mit sekundären Prozessen wie dem Gebäudebetrieb, Reinigung, Krankentransporten, dem Einkauf oder den Apothekendiensten im Krankenhaus verbunden sind und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um diese Prozesse klimaneutral zu gestalten.
„Gemeinsam wollen wir eine Roadmap für klimaneutrale Sekundärprozesse im Krankenhaus erarbeiten und realistische Ziele formulieren, die medizinische, ökonomische und personelle Aspekte berücksichtigen“, sagt Prof. Dr. Andrea Pelzeter, Fachleiterin für Facility Management am Fachbereich Duales Studium der HWR Berlin. Das Projekt verfolge unbedingt einen ganzheitlichen Ansatz, um bereichsübergreifend Akzeptanz für das Thema Klimaneutralität innerhalb der Krankenhäuser zu schaffen, so Pelzeter.
Nach einer grundlegenden Wesentlichkeits- und Datenanalyse zur Ermittlung des Veränderungsbedarfs und -potenzials in Bezug auf die CO2-Wirkung ausgewählter Prozesse erarbeiten die Wissenschaftlerinnen im engen Austausch mit den Projektpartnern gemeinsam Maßnahmen zur Nutzung von Einsparpotenzialen. Auf den Prüfstand sollen zum Beispiel die Bereiche Mobilität, Entsorgung und das servicenahe Management.
Ein Kennzahlensystem wird die Steuerung ermöglichen und Prozessverantwortliche in Krankenhausbetrieben, von Facility Management-Dienstleistern und anderen Unternehmen motivieren, den im Rahmen des Forschungsprojekts erstellten Leitfaden zur Potenzialanalyse und vorgeschlagene Maßnahmen für klimaneutrale Sekundärprozesse aktiv zu nutzen und anzuwenden.
Ziel des durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Vorhaben ist die Reduktion der erheblichen CO2-Emissionen in der Gesundheitswirtschaft, was gesamtgesellschaftlich von hoher Relevanz ist.
Praxispartner sind die Krankenhäuser Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Evangelisches Krankenhaus Hubertus, der Krankenhauskonzern Vivantes, die Serviceanbieter APLEONA, Charité CFM, Dussmann, FACT und Johannistift Diakonie Services, die Verbände CAFM RING, GEFMA und Fachvereinigung Krankenhaustechnik sowie die Beratungsfirmen intep, P.E.G. Piepenbrock FM Consulting und Zukunft Krankenhaus-Einkauf.