Welchen Beitrag kann Biogas leisten, um den Straßenverkehr auf erneuerbare Energieträger umzustellen? Diese Frage bildete die Überschrift für eine Fachtagung der niedersächsischen Landesberatungsstelle für nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie (3N). Dabei ging es um Biogas, das nach einem Reinigungsverfahren bei einer Temperatur von – 162 °C verflüssigt wird und so eine höhere Energiedichte als Dieselkraftstoff erreicht. Auf diese Weise kann der als LNG bezeichnete Kraftstoff in LKW und Schiffen eingesetzt werden. Er schließt bei den erneuerbaren Kraftstoffen eine Lücke, die von Elektroantrieben nicht gefüllt werden kann. Quasi als Nebeneffekt zeichnen sich LNG-LKW durch einen deutlich leiseren Betrieb aus und ist vor allem für die innerstädtische Warenauslieferung und kommunale Tätigkeiten von Interesse.
Mit 100 Interessenten aus Unternehmen, Landwirtschaft und Forschungseinrichtungen war der Saal des Werlter Klimacenters bis auf den letzten Platz besetzt. Das Spektrum der Teilnehmer reichte von Biogasanlagenbetreibern bis zu Handelsunternehmen, die ihren Warentransport umweltfreundlicher gestalten möchten.
Die Gesetzgeber im Bund und in der EU erkennen das Potenzial von verflüssigtem Biogas, sind in ihren Ausbauplanungen aber recht zurückhaltend. „Wir Biogasanlagenbetreiber sind bereit, einen Beitrag zur Kraftstoffproduktion zu leisten, wenn wir klare Rahmenbedingungen sehen“, sagte Hendrik Becker, Vizepräsident des Fachverbands Biogas. Nach dem Ende der Vergütung gemäß EEG wären sicherlich zahlreiche Anlagenbetreiber bereit, von der Strom- zur Gaseinspeisung zu wechseln.
LNG-Tankstellen
Zur Zeit befindet sich die erforderliche Infrastruktur im Aufbau. Noch in diesem Jahr soll die erste norddeutsche LNG-Tankstelle an der A 1 in Bremen-Arsten eröffnet werden. In der Mineralölbranche besteht Interesse, in dieses neue Geschäftsfeld einzusteigen. Dass das Rohstoffpotenzial dafür ist in Niedersachsen vorhanden ist, zeigte eine Potenzialberechnung von 3N, die am Ende der Tagung vorgestellt wurde. „Wir sind gerne bereit, die Brücke zwischen den verschiedenen Stufen der Herstellungskette zu schlagen“, bot 3N-Geschäftsführerin Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer an.
Die von 3N ausgerichtete Tagung ist ein Bestandteil des INTERREG V A-Projektes „LNG Pilots“. 36 Partner arbeiten in diesem Projekt im deutsch-niederländischen Verbund an der Entwicklung innovativer Lösungen für den Transportsektor. Ziel des dreijährigen Projektes ist die Einführung von LNG und Bio-LNG in der Grenzregion beider Länder.