Sommer 2018: Gründe für die außergewöhnliche Dürre

Wir erleben eine seit April andauernde außergewöhnliche Wärme und Trockenheit. Der Klimawandel spielt dabei eine Rolle. Bildnachweis: WetterOnline / Shutterstock

Für Meteorologen endet am Freitag der Sommer, Samstag beginnt der meteorologische Herbst. Die letzten Monate hatten es in sich: Wir erleben seit April eine ungewöhnlich lang andauernde Wärme und eine außergewöhnliche Trockenheit. Vielerorts in Mitteleuropa herrscht eine Dürre mit katastrophalen Folgen für Natur und Landwirtschaft. Mehrere Faktoren sind für die seltene Wetterlage verantwortlich – auch der Klimawandel könnte eine Rolle spielen.

Die Ursache für die extreme Trockenheit und Wärme, die uns seit dem Frühling begleitet, ist eine Blockadewetterlage. „Ein stabiles Hoch über Skandinavien lässt Tiefs abprallen und führt immer wieder warme und trockene Luft vom osteuropäischen Festland zu uns“, erklärt Matthias Habel, Meteorologe und Pressesprecher bei WetterOnline, und ergänzt: „Dass sich das Hoch über Skandinavien festgesetzt hat, ist meteorologischer Zufall. Laut verschiedener Studien aber steigt die Wahrscheinlichkeit für eine solche Wetterlage mit dem Klimawandel an.“

Als Jetstream bezeichnet man einen starken, bandförmigen Windstrom, der entlang einer nahezu horizontalen Achse in der oberen Troposphäre oder auch in der unteren Stratosphäre gebündelt ist. Im Jetstream werden Windgeschwindigkeiten von bis zu 540 Kilometer pro Stunde erreicht. Mit zunehmender Entfernung zur Strömung nimmt jedoch die Geschwindigkeit sehr schnell ab.

 

Blockadewetterlage: Ein Hoch über Skandinavien lässt Tiefs abprallen

Durch die Klimaerwärmung in den nördlichen Breiten schwinden Schnee und Eis in der Arktis. Diese haben aufgrund ihrer weißen Farbe die Eigenschaft, einen großen Teil der Sonnenstrahlung zu reflektieren, wodurch es relativ kühl bleibt. Fehlen Eis und Schnee hingegen, so scheint die Sonne direkt auf das arktische Meer und die Landflächen. Die Strahlung der Sonne wird nicht mehr reflektiert, sondern auf der Erdoberfläche in Wärme umgewandelt. Die Erwärmung der Arktis verstärkt sich dadurch und schreitet deutlich schneller voran als in den mittleren Breiten. Die Folge ist, dass der Temperaturunterschied zwischen der Arktis und Mitteleuropa immer geringer wird.

Geringe Temperaturkontraste führen zu schwachen Tiefs

Der Temperaturkontrast zwischen Arktis und unseren Breiten ist der Motor für unser Wetter. Tiefs entwickeln sich, um die Temperaturen auszugleichen. „Auf ihrer Vorderseite schaufeln Tiefs warme Luft nach Norden und auf ihrer Rückseite kalte Luft nach Süden. Ist der Temperaturkontrast geringer, werden auch die Tiefdruckgebiete schwächer, sodass ein kräftiges Hoch sie leicht abblocken kann.“, erläutert Habel.

Die Veränderung des Jetstreams lässt Hochdruckgebiete länger verweilen

Der Jetstream ist das Starkwindband, welches die Tiefdruckgebiete wie auf einer Autobahn steuert. Er zieht sich in Wellen in den mittleren Breiten rund um den Globus. „Liegen wir im Wellental des Jetstreams, haben wir es mit vielen Tiefs zu tun, liegen wir im Wellenberg, dominiert der Hochdruckeinfluss“, erklärt Habel und fügt hinzu: „Nach Prognosen verschiedener Klimamodelle wird der Jetstream aufgrund geringerer Temperaturgegensätze schwächer, Wellenberge und Wellentäler verlagern sich langsamer. Entsprechend seltener wechseln sie sich auch über Europa ab, so dass Hochs und Tiefs in Zukunft immer länger das gleiche Gebiet beeinflussen.“ Positioniert sich der Wellenberg dauerhafter über uns, so hält er die Tiefdruckgebiete über einen größeren Zeitraum von uns fern – so wie diesen Sommer geschehen.