Der Koalitionsvertrag der neuen Ampel-Regierung enthält ambitionierte Ziele auf dem Weg zur Klimaneutralität. Bis 2030 rechnet man mit einem Bruttostrombedarf von 680-750 TWh (2020: 550 TWh). 80 % (2020: 45 %) dieses Stroms sollen durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Hierfür sollen bis 2030 PV-Kapazität i. H. v. 200 GW (2020: 54 GW) installiert sein. Für die zweite wichtige erneuerbare Energiequelle Wind Onshore ergibt sich aus den Zahlen ein Bedarf von etwa 100 GW bis 2030 (2020: 54 GW).
Diese Ziele liegen heruntergebrochen für Bayern nah am Ausbaupfad der Kurzstudie Energiewende Jetzt!, in der untersucht wird, wie der Freistaat bis 2040 klimaneutral werden kann. Abbildung 1 ordnet die Ziele des Koalitionsvertrags in den historischen Ausbaupfad für Bayern ein und vergleicht sie mit den Werten der Kurzstudie. Der historische Zubau der erneuerbaren Energien im zurückliegenden Jahrzehnt liegt in Bayern bei PV im Durchschnitt bei 930 MW und bei Windkraft bei 190 MW pro Jahr.
Dieser Zubau soll sich laut Koalitionsvertrag bei PV jedes Jahr mehr als verdreifachen und bei Windkraft verdoppeln. Das Szenario der Kurzstudie liegt bei PV leicht unter den Zielen der neuen Bundesregierung, bei Windkraft ist es etwas ambitionierter. Die Ausbauziele für Bayern wurden basierend auf den Angaben im Koalitionsvertrag und dem Verhältnis aus bayerischem und deutschem Windkraft- und PV-Zubau aus dem solidEU Szenario des Forschungsprojekts eXtremOS berechnet. Letzteres ist ein ambitioniertes Klimaschutzszenario, das auf einer gesamteuropäischen Optimierung basiert.
In der Kurzstudie Energiewende Jetzt! wurde auf Grundlage des ambitionierten europäischen Klimaschutzszenarios solidEU aus dem Forschungsprojekt eXtremOS der Handlungsbedarf für die Zielerreichung in Bayern ermittelt. Die Studie wurde vom VBEW bei der FfE München in Auftrag gegeben. Um diesen Pfad zu veranschaulichen, wurden die Ausbauziele auf eine Woche in Bayern heruntergebrochen. Abbildung 2 enthält den durchschnittlichen wöchentlichen Fortschritt im PV- und Windkraftausbau, aber auch die Konsequenzen für den Gebäude- und Verkehrssektor. Weitere Informationen sind in der Kurzstudie selbst zu finden (FfE München: Energiewende Jetzt!).
„Unsere Studie zeigt, dass die Ziele nicht zu unterschätzen sind. In der Praxis ist mit einer kurzen Hochlaufphase des Ausbaus zu rechnen. Das bedeutet auch, dass der Zubau Richtung 2030 in der Spitze noch einmal deutlich höher ausfallen muss. Darüber hinaus dürfen wir nicht vergessen, dass zusätzlich zum EE-Ausbau auch in den Sektoren Verkehr und Wärme, vor allem in der Industrie, erheblicher Transformationsbedarf existiert. Dieser muss parallel gemeistert werden“, kommentiert Andrej Guminski, Geschäftsführer der FfE München, die Ziele der Koalition.
„Als wir die Ergebnisse unserer gemeinsamen Kurzstudie zum ersten Mal präsentiert haben, blickten wir in viele staunende Gesichter. Selbst ausgewiesene Energieexperten konnten nicht glauben, wie groß die Aufgaben sind, um ein klimaneutrales Bayern zu bauen. Jetzt fühlen wir uns in Bayern ausnahmsweise einmal durch Berlin bestätigt“, resümiert Detlef Fischer, VBEW-Geschäftsführer.
Der VBEW und die FfE München setzen die erfolgreiche Zusammenarbeit fort und untersuchen im Rahmen einer ausführlicheren Studie bis Ende 2022, wie das bayerische Ziel Klimaneutralität bis 2040 in verschiedenen Szenarien noch konkreter erreicht werden kann und welche Beiträge in den einzelnen Regionen geleistet werden müssen (Projektstart Bayernplan – Klimaneutralität bis 2040).