Wie nachhaltig ist eigentlich die IT?

Professor Martin Becker und Simon Wagner vom Institut für Gebäude- und Energiesysteme der Hochschule Biberach Foto: HBC

Baden-Württemberg setzt auf Nachhaltigkeit, auch im Bereich IT. Dafür hat die Landespolitik die Strategie GREEN IT ausgerufen, um gerade in den Rechenzentren öffentlicher Einrichtungen Potenziale erkennen und nutzen zu können. Gemeinsam mit der Hochschule Offenburg entwickelt die Hochschule Biberach (HBC) hierfür ein Kennzahlen-System, mit dem IT-Infrastrukturen möglichst ganzheitlich bezüglich ihrem Energie- und Ressourcenverbrauch bewertet werden können. Langfristig soll das Indikatoren-System auf alle 23 Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) im Land angewendet werden können.

An der HBC, am Institut für Gebäude- und Energiesysteme, machen sich Professor Dr. Martin Becker und sein Team Gedanken darüber, wie Indikatoren für bestimmte Bereiche der IT festgelegt werden können, zum Beispiel für die Netzwerkinfrastruktur oder das Rechenzentrum. Dafür analysieren die Wissenschaftler zunächst die vorhandene Hardware und Verbräuche von verschiedenen IT-Komponenten und untersuchen anschließend, wie die Energie- und Ressourcenverbräuche reduziert werden können.

Dabei berücksichtigen sie auch die variablen Randbedingungen. So schwanken zum Beispiel die Rechnerkapazitäten aufgrund der unterschiedlichsten Nutzungsanforderungen und -zeiten stark. „Durch den Datenvergleich mit den anderen beteiligten Hochschulen wollen wir Bewertungskriterien und Kenngrößen herausarbeiten, die sich verallgemeinern lassen“, erklärt Martin Becker.

„So entsteht ein Maßnahmenkatalog, der als Basis für eine nachhaltige Ausrichtung von Rechenzentren dient – an Hochschulen wie an anderen öffentlichen Einrichtungen“, erläutert der Wissenschaftler, der an der Hochschule Biberach u.a. Gebäudeautomation und Energiemanagement lehrt. Eine weitere Zielsetzung ist der Aufbau einer standardisierten Zählerstruktur, die in ein datenbankgestütztes Energiemanagementsystem integriert wird. „Transparenz ist an dieser Stelle wichtig, für die einzelnen Einrichtungen, aber auch für die Öffentlichkeit“, so Becker.

Doch zunächst geht es an den Pilot-Hochschulen Biberach und Offenburg um die detaillierte Analyse von Hardware, Software und der einzelnen Prozessschritte. Mit dieser Grundlagenarbeit ist insbesondere der wissenschaftliche Mitarbeiter Simon Wagner beschäftigt. Der Ingenieur ist Absolvent der HBC und hat den Masterstudiengang Energie- und Gebäudesysteme absolviert.

In seinem Studium hatte er einen Schwerpunkt auf die Kälteversorgung gelegt, die auch in seinem aktuellen Projekt eine große Rolle spielt. Denn gerade in Rechenzentren nimmt die Kühlung von Serverräumen, die als Herz eines jeden Rechenzentrums gelten, einen maßgeblichen Einfluss auf den energieeffizienten Betrieb.

Für den jungen Wissenschaftler bringt das Projekt interessante Einblicke in den Betrieb einer komplexen Einrichtung. Denn in das Projekt GAIT – die Abkürzung steht für Green Academic IT-Potential – beziehen Simon Wagner und Martin Becker weitere Bereiche an der Hochschule ein, natürlich das Rechenzentrum, aber auch das Projektbüro Campus Zukunft sowie die Technische Abteilung.

Schließlich strebt die Hochschule Biberach den klimaneutralen Campus an, der sich aus vielen Bausteinen zusammensetzt. Einer davon ist der nachhaltige Betrieb der IT. „Wenn es uns gelingt, trotz aller Unterschiedlichkeiten wie Größe oder Themenprofil gemeinsame Standards für Hochschulen zu definieren, so leisten wir einen wichtigen Beitrag für mehr Energie- und Ressourceneffizienz an Hochschulen und damit für die Klimaschutzstrategie des Landes“, sagt der Energie-Ingenieur.