Ukraine: Solidarität und Ängste

Ukrainische Flagge Pixabay/jorono 1037 Bilder

Der Dachverein Fakultätentage der Ingenieurwissenschaften und der Informatik an Universitäten e.V. (4ING) schließt sich den deutschen, europäischen und weltweiten Protesten gegen den Krieg in der Ukraine an und verurteilt die Aggression Russlands gegen einen souveränen demokratischen Staat auf das Schärfste. Kriegerische Handlungen dürfen und können nie ein Mittel der Problemlösung sein.

Als Verbund von 140 Fakultäten der Fachrichtungen Bauingenieurwesen, Geodäsie, Umweltingenieurwesen, Elektro- und Informationstechnik, Informatik, Maschinenbau und Verfahrenstechnik an 60 Universitätsstandorten alleine in Deutschland stehen wir für eine weltoffene, fried- und freiheitliche, selbstbestimmte Ordnung in der Welt, um an den Lösungen der gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft zu arbeiten.

Wohl wissend, dass Sanktionen auch unbeteiligte Menschen treffen, empfehlen wir unseren Mitgliedern, alle Kooperationen mit Russland und Belarus ruhen zu lassen sowie bis auf Weiteres neue Projekte in Forschung und Lehre nicht zu initiieren, um ein eindeutiges Zeichen zu setzen.

Weitere Informationen: www.4ing.net


Ängste und Informationsbedürfnisse von Jugendlichen

Nach der ersten Studie am Tag vor und nach der Invasion in die Ukraine befragte das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk bundesweit eine Woche später erneut 206 Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren zu ihrem Informationsverhalten, ihrem Wissen, ihren Emotionen und wo sie noch Informationsbedarf im Kontext des Krieges haben.

Acht von zehn der befragten Jugendlichen informieren sich bei den Eltern, im Fernsehen und auf den Internetseiten großer Tageszeitungen

Waren bei der Erstbefragung neben dem Internet traditionelle Medien wie TV und Radio (etwa beim Frühstück) die häufigsten Informationsquellen, sind jetzt die Eltern mit Abstand die wichtigste Informationsquelle der Jugendlichen. Bei den Medien liegen abermals Fernsehen und Internet und Nachrichtensendungen wie Tagesschau sowie mit weitem Abstand ZDFheute und RTL aktuell vorn, gefolgt von den Internetangeboten großer Tageszeitungen. Informationen zum Nachrichtengeschehen bekommen Jugendliche auch über soziale Medien, jedoch deutlich weniger, als dies angesichts der hohen Nutzungsdauer zu erwarten wäre. In Sachen Information vertrauen Jugendliche in Krisen vermutlich den traditionellen und bekannten Medienangeboten stärker als sozialen Medien.

Neun von zehn Jugendlichen haben Angst und besorgt über die Situation

Knapp neun von zehn Jugendlichen geben angesichts der aktuellen Situation in der Ukraine an, Angst zu haben und sich besorgt zu fühlen. Die befragten Mädchen äußern dies noch etwas häufiger als die Jungen. Die Angst, die am häufigsten genannt wird, ist, „dass andere Länder angegriffen werden und Putin die Ukraine nicht ausreicht“ (Mädchen, 14 Jahre). Wie viele andere formuliert eine 13-Jährige die Gefahr, dass sich die Situation zu einem Weltkrieg ausweiten könnte, wenn „Russland Polen angreift und die Nato in den Krieg eingreift, (so) dass es zu einem 3. Weltkrieg kommt“ (Mädchen, 13 Jahre). Ein deutliches Angstmoment sind die Atomwaffen: „Der russische Diktator droht mit Atombomben und in Berlin gibt es nicht mal Warnsirenen.“ (Junge, 16 Jahre)

Bilder, die verängstigen, und Bilder, die Hoffnung geben

Bilder, die bei Jugendlichen Besorgnis erregen oder Angst auslösen, sind Bilder von zerstörten und zerbombten Häusern und Städten, von Bombenexplosionen, von den vielen Menschen, die sich auf die Flucht begeben, sowie von Toten und weinenden Kindern. Bilder, die ihnen Hoffnung geben, zeigen, wie viele Länder zur Ukraine stehen, und Bilder von weltweiten Proteste gegen den Krieg und wie Geflüchteten geholfen wird.

Was Jugendliche von den Nachrichten erwarten

Von der Berichterstattung erwarten Jugendliche, dass sie über die aktuelle Lage informiert, wenn möglich mehrperspektivisch und verifiziert. Jugendliche wollen aber auch die Hintergründe zu diesem Krieg verstehen und die Auswirkungen für Deutschland vermittelt bekommen. Neben dem Wunsch nach Fakten und Hintergründen äußern die befragten Jugendlichen den verständlichen Wunsch, wissen zu wollen, wann der Krieg vorbei sein könnte, wie sich Wladimir Putin stoppen ließe und ob ein Dritter Weltkrieg mit Einsatz von Atomwaffen drohe. Nicht alle diese Fragen können von Nachrichten oder Informationsformaten beantwortet werden.

„Hierfür braucht es neben qualitativ hochwertigen medialen Inhalten auch pädagogisch geleitete Räume, in denen sich Jugendliche mit ihrem Wissen, ihren Gedanken und Sorgen auseinandersetzen können“, so Medienpädagogin und Studienleiterin Dr. Maya Götz.

Die Umfrage wurde durchgeführt von Icon Kids & Youth international Research.


Gerda Henkel Stiftung stellt Mittel für Stipendien im Ausland und humanitäre Hilfe bereit

Bis zu eine Million Euro gehen an die Philipp Schwartz-Initiative, ein Programm der Alexander von Humboldt-Stiftung für Forschende, denen in ihren Heimatländern Krieg oder Verfolgung drohen. Bis zu 500.000 Euro fließen an den Verein MitOst e.V., der in der Ukraine und ihren Nachbarländern humanitäre Hilfsmaßnahmen koordiniert. Ebenfalls 500.000 Euro stehen für ein eigenes Stipendienprogramm bereit, mit dem die Gerda Henkel Stiftung sich zunächst an ehemals und aktuell Geförderte wendet und ihnen den Aufenthalt an Forschungseinrichtungen und Universitäten in Deutschland und Europa ermöglichen möchte.

Diese Initiative richtet sich neben ukrainischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern auch an Forschende aus Russland und Belarus, die aus politischen Gründen nicht mehr arbeiten dürfen, bedroht werden oder das Land verlassen müssen. „Bei aller berechtigten Wut und Trauer über den brutalen Angriffskrieg Putins sollten wir nicht vergessen, dass es auch in Russland und Belarus viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gibt, die sich unter großen persönlichen Risiken gegen die Politik ihrer Regierung aussprechen“, betont Dr. Michael Hanssler, Vorsitzender des Vorstands der Gerda Henkel Stiftung: „Es erreichen uns dazu bewegende Nachrichten von russischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die uns bitten, die ihnen noch zustehenden Projektmittel ukrainischen Kollegen zukommen zu lassen. Diese Solidarität ist bemerkenswert mutig und Ausdruck dafür, dass die russische Politik auf zunehmenden Widerstand auch in der eigenen Bevölkerung stößt.“

Mithilfe der Philipp Schwartz-Initiative können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in ihren Herkunftsländern erheblicher und anhaltender persönlicher Gefährdung ausgesetzt sind, ihre Arbeit an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen fortsetzen. Die Alexander von Humboldt-Stiftung hat die Nominierungsfrist für ukrainische Forschende bis zum 18. März 2022 verlängert: https://www.humboldt-foundation.de/bewerben/foerderprogramme/philipp-schwartz-in…

MitOst e.V. ist eine Gründung von Stipendiatinnen und Stipendiaten der Robert Bosch Stiftung. Der Verein hat sich den Sprach- und Kulturaustausch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa zum Ziel gesetzt. In der Ukraine wirkt er daran mit, Schutz zu organisieren, Evakuierungen zu erleichtern und temporäre Unterkünfte zu vermitteln. Der Verein kooperiert mit Partnern in der Ukraine, Bulgarien, Deutschland, Litauen, Moldawien, Polen, der Slowakei und Ungarn, die sich aktiv für die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine einsetzen (https://www.mitost.org/ukraine/)

Für die Einzelstipendien für gefährdete und geflohene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler spricht die Gerda Henkel Stiftung verstärkt früher und derzeit Geförderte an. Sie können selbst Hilfe in Anspruch nehmen oder Empfehlungen zur Unterstützung anderer an ukrainischen Hochschulen Beschäftigter aussprechen.