Für uns Menschen spielt Luft eigentlich kaum eine Rolle –außer wir kriegen keine. Unsere Luft ist aber auch Lebensraum von unzähligen Tieren wie Vögeln und Insekten, die sich an laute Flugzeuge, giftige Chemikalien und steigende Temperaturen anpassen müssen. Unter dem Motto „Heiße Luft“ lud die Vetmeduni am 14. März 2022 zur mittlerweile fünften Ausgabe des VetmedTalks, um mit namhaften Experten zu diskutierten, wie die Gesundheit der Tiere und jene der Menschen über den Lebensraum Luft zusammenhängen. Der VetmedTalk steht nun zur Nachschau auf Youtube zur Verfügung.
Im Rahmen der SDG-Schwerpunktkommunikation steht heuer „Leben an Land“, das UN-Nachhaltigkeitsziel Nr. 15, ganz oben auf der Kommunikationsagenda der Vetmeduni. Im Laufe des Jahres liegt der Fokus jeweils auf einem anderen spezifischen Lebensraum. Den Auftakt machte nun das Habitat Luft. Süßwasser, Wiese und Wald folgen.
„Industrie, Verkehr, Landwirtschaft, Urbanisierung: Viele moderne Entwicklungen verändern die Lebensräume von Mensch und Tier dauerhaft. Sie haben wie alles im Leben zwei Seiten: Sie tragen zur Steigerung unserer Lebensqualität bei, belasten aber auch oft unsere Umwelt. Die Veterinärmedizinische Universität Wien beschäftigt sich intensiv mit diesen Veränderungen und ihren Einflüssen auf die Tierwelt – nicht zuletzt deshalb, weil davon auch die Gesundheit und Versorgungssicherheit von uns Menschen abhängt.“ Petra Winter, Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien.
Luftverschmutzung ist eine der größten umweltbezogenen Gesundheitsgefahren für Menschen und Tiere. In Europa sterben jährlich rund 800.000 Menschen an verschmutzter Atemluft. Luft ist aber nicht nur zum Atmen da. Für viele Vögel und Insekten ist sie der zentrale Lebensraum. Durch unterschiedlichste Verunreinigungen, den Klimawandel, Windräder, Flugverkehr etc. nehmen wir Menschen massiven Einfluss auf das Leben dieser reichhaltigen Tierwelt.
Doch wie passen sich Vögel und Insekten an veränderte Lebensumstände an und wie lassen sich Artenvielfalt und Tierwohl auch in Zukunft sicherstellen? Eine hochkarätig besetzte Runde von Naturwissenschafter:innen ging u. a. diesen Fragen nach und berichtete über die aktuellsten Beobachtungen und Erkenntnisse aus der Forschung.
Herbert Hoi (Leiter des Labors für Fortpflanzungsverhalten, Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung, Vetmeduni), Ivan Maggini (Wissenschaftlicher Koordinator der Österreichischen Vogelwarte, Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung, Vetmeduni), Linde Morawetz (Stv. Leiterin der Abteilung Bienenkunde und Bienenschutz, Institut für Saat- und Pflanzgut, Pflanzenschutzdienst und Bienen, AGES) und Kerstin Seitz (Leiterin der Bienenvirusforschung, Institut für Virologie, Vetmeduni) diskutierten den Status Quo unserer Luftbewohner und wie wir trotz Umweltveränderungen deren Lebensraum schützen können. Wissenschaftskommunikator Bernhard Weingartner moderierte die Veranstaltung.
Ökosysteme im Wandel
Einflüsse wie der Klimawandel verändern die Lebensweise der gesamten Tierwelt. Um dies greifbar zu machen, zeigten die Experten einige Beispiele auf: So zieht das kältere Klima bestimmte Hummelarten immer mehr auf die Berge, weil es ihnen in den Tallagen mittlerweile zu warm wird – ein Prozess, der nicht beliebig verlängerbar ist; bei Vögeln ändert sich z. B. der Nestbau und damit auch ihr Brutverhalten.
Gleichzeitig breiten sich fremde Lebewesen aus wie parasitische Milben, die Bienenvölker befallen und so auch Krankheiten übertragen können. Kranke Bienen müssen dann aus der Kolonie ausgeschlossen werden, um den Schwarm zu schützen. Allen Wissenschaftlern war es wichtig klarzustellen, dass es sich bei den aktuellen Umwelteinflüssen nicht um eine Veränderung, sondern vielmehr um eine Zerstörung von spezifischen Lebensräumen handelt.