Der Emissionshandel hat 2021 weiter an Dynamik gewonnen

ICAP Status Report 2022 ICAP

Emissionshandelssysteme können einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten, die dringend erforderlich ist, um bis Mitte des Jahrhunderts die Klimaneutralität zu erreichen. Sie schaffen Anreize für Investitionen in neue Technologien und generieren Mittel, die für Ausgleichsmaßnahmen zugunsten von stark betroffenen Bevölkerungsgruppen verwendet werden können.

Laut dem neunten ICAP-Statusbericht gibt es Anfang 2022 weltweit 25 funktionierende Emissionshandelssysteme in Ländern, auf die 55% des globalen BIP entfallen. Diese 25 Systeme decken 37% der Emissionen in den Bereichen ab, für die es bereits gesetzlich verankerten Zielen für Klimaneutralität gibt, und 17% der Emissionen in Bereichen, für die solche Ziele derzeit diskutiert werden. Außerdem sind momentan 22 weitere Emissionshandelssysteme in der Entwicklung oder Planung.

„Der Emissionshandel kann eine Schlüsselrolle bei der Dekarbonisierung der Volkswirtschaften spielen und muss Teil der Pläne für Klimaneutralität sein“, erklärt Stefano De Clara, Leiter des ICAP-Sekretariats. „Wir kennen einige der Technologien, die die Welt braucht, um bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral zu werden – und wir wissen, dass der Emissionshandel ein entscheidendes Preissignal für den Einsatz von solchen Technologien zur Emissionsminderung und -vermeidung sendet.“

Er fügt hinzu: „Die Versuchung, sich von den Klimazielen zu verabschieden, ist derzeit groß, da die Regierungen mit steigenden Inflationserwartungen und Energiepreisen zu kämpfen haben. Dies wäre jedoch ein Fehler. Ein Nachlassen beim Klimaschutz würde zu weiteren Krisen und Preissteigerungen in der Zukunft führen. Mehr Ehrgeiz beim Klimaschutz bietet eine große Chance für Innovationen. Der Emissionshandel kann dabei einen wertvollen Beitrag leisten.“

Neben Infografiken und aktualisierten detaillierten Daten zu den Kohlenstoffmärkten weltweit enthält der diesjährige Statusbericht auch hochkarätige Artikel über die bisherige Entwicklung der neuen Emissionshandelssysteme in China und im Vereinigten Königreich. Weitere Themen sind eine mögliche Ausweitung des EU-Emissionshandelssystems auf den maritimen Sektor und ein Bericht darüber, wie Kalifornien sicherstellt, dass sein Kohlenstoffmarkt eine sozial gerechte Transformation ermöglicht und wie das Interesse an CO2-Preisen in ganz Amerika wächst.

„Das Erreichen der Klimaneutralität bis etwa zur Mitte des Jahrhunderts ist heute ein übergeordnetes Ziel, das den größten Teil der Weltwirtschaft betrifft“, bemerkt Dirk Weinreich, ICAP-Ko-Vorsitzender und Leiter des Referats Klimaschutzgesetz und Emissionshandel im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. „Emissionshandelssysteme sind gut geeignet, um dieses Ziel zu erreichen: Sie bieten sowohl Sicherheit bezüglich der Emissionsmengen als auch längerfristige Marktsignale, die notwendig sind, um die für einen kohlenstoffarmen Übergang erforderlichen Investitionen zu fördern. Eine möglichst umfassende weltweite CO2-Bepreisung hätte den doppelten Vorteil, dass sie die Wirksamkeit von Klimaschutzmaßnahmen erhöhen und die verstärkten Klimaambitionen von Vorreiter-Ländern sichern würde.“

„Die Transformation hin zur Klimaneutralität wird die Aufgabe einiger kohlenstoffintensiver Industrien und den Ausbau neuer, kohlenstoffarmer Industrien erfordern“, meint Rajinder Sahota, ICAP-Ko-Vorsitzende und stellvertretende Geschäftsführerin im Bereich Klimawandel und Forschung beim California Air Resources Board. „Das Potenzial für ein klimaneutrales Wachstum ist beträchtlich. Damit diese Transformation gelingt, muss sie jedoch sozial gerecht sein und darf niemanden zurücklassen. Von Anfang an haben wir auf ein Portfolio aus Anreizen, Vorschriften und CO2-Preisen gesetzt. Die Gestaltung von Programmen zur CO2-Bepreisung und die Reinvestition von Geldern können dazu beitragen, dass die Schwächsten vor den negativen Auswirkungen dieser Transformation geschützt werden, und so wirksame und dauerhafte Klimaschutzmaßnahmen vorantreiben.“