Städtische Grünanlagen sollen der Bevölkerung eigentlich als erholsame Rückzugsorte dienen und das urbane Klima verbessern. Doch für Allergiker kann gerade ein Spaziergang durch einen Park zur Qual werden. „Bei der Planung von Grünanlagen spielen bislang vor allem ästhetische Aspekte sowie die Robustheit der Bepflanzung für die hiesigen klimatischen Bedingungen eine Rolle“, erklärt die Landschaftsökologin Prof. Dr. Susanne Jochner-Oette von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU).
Sie hat zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen einen Index erarbeitet, mit dem sich das Allergiepotenzial einer Parkbepflanzung genau bestimmen lässt. Als erstes Fallbeispiel dafür diente der Hofgarten in Eichstätt. Dazu modifizierten sie einen von spanischen Botanikern der Universität Granada entwickelten Index, mit dem man das allergische Potenzial von typischen Bäumen und Sträuchern anhand bestimmter Charakteristika aus der Fachliteratur (wie etwa die Allergenität der jeweiligen Pollen oder die Dauer des Pollenflugs) berechnen kann.
Während dieses Modell anhand von starren Tabellen die maximale Höhe und Ausdehnung der Pflanzen zugrunde legt, erfasste die Geographiestudentin Theresa Stitz dagegen die tatsächlichen Maße der über 230 Bäume und Sträucher von 69 Arten auf dem rund zwei Hektar großen Areal des Hofgartens. Außerdem berücksichtigten die Landschaftsökologen – anders als der vorhandene Index – welche männlichen Pflanzen bereits geschlechtsreif sind und schon Pollen produzieren können, da weibliche Pflanzen keine Pollen verbreiten.
Vergleicht man beide Berechnungsgrundlagen, so zeigt der neu entwickelte Index für den Hofgarten ein geringeres Potential für Pollenallergiker als der in Spanien entwickelte Index, weil er die tatsächliche Entwicklung der Pflanzen einkalkuliert und deren Geschlecht erfasst. Demnach leistet der Park inmitten Eichstätts lediglich einen moderaten Beitrag zur Verbreitung von allergenen Pollen: Elf Prozent der Bäume und Sträucher weisen ein geringes Potenzial auf, neun Prozent gelten als Hauptquelle für allergische Reaktionen in unseren Breiten – etwa Hängebirken oder Haselsträucher.
„Der Zweck beider Indizes besteht darin, einen bestehenden Park mit einem hypothetischen Areal zu vergleichen, welches das höchste Potenzial an Pollenallergenen aufweist. Somit erhalten vor allem die Planer von öffentlichen Grünanlagen Werkzeuge für eine allergikerfreundliche Gestaltung an die Hand“, erläutert Jochner-Oette. Beispielsweise berechnete sie mehrere Szenarien mit verschiedenen Variationen für eine Bepflanzung. Dabei zeigte sich unter anderem, dass allein eine stärkere Vielfalt bei der Wahl der Sorten noch keine Linderung für Allergiegeplagte mit sich bringt. Es genügt ein prozentual geringer Anteil sehr allergener Pflanzen am Gesamtbestand eines Parks, um dennoch ein hohes Potenzial zu verursachen. Stattdessen empfiehlt Jochner-Oette, bei der Planung entsprechende Pflanzen generell zu vermeiden bzw. zumindest Sorten zu wählen, die nur über einen kurzen Zeitraum Pollen verbreiten. Auch die Nutzung von weiblichen Exemplaren könne stärker in Erwägung gezogen werden. Da mittlerweile 15 Prozent der deutschen Bevölkerung zu Heuschnupfen neige und fast 20 Prozent der Erwachsenen im Bundesgebiet mindestens eine Allergie aufweise, sollten auch Allergiker Zugang zu Grünanlagen haben, ohne sich einem sehr hohen gesundheitlichen Risiko auszusetzen.