Wer nicht fliehen kann, ist dem barbarischen Krieg in der Ukraine hilflos ausgesetzt. Menschen mit chronischen Leiden wie einer Nierenerkrankung (CKD), insbesondere Dialysepatientinnen und -patienten, fühlen sich oft den Strapazen einer Flucht nicht gewachsen, können aber ohne adäquate medizinische Versorgung nicht längerfristig überleben. Nach einem Hilferuf von Prof. Dmytro D. Ivanov, Direktor der Kindernephrologie am Kyiv Pediatric Nephrology Center, reagierte die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V. (DGfN) umgehend und organisierte gemeinsam mit Partnerorganisationen eine Hilfslieferung, die inzwischen auch die ukrainische Hauptstadt erreicht hat.
So unvorstellbar die Geschehnisse in der Ukraine sind, so groß ist die Solidarität und Hilfsbereitschaft medizinischer Fachgesellschaften in Deutschland, um die Patientenversorgung vor Ort, so gut es geht und wo sie zumindest noch notdürftig funktioniert, zu unterstützen. Auch die deutsche Nephrologie leistete direkte Hilfe. In der Ukraine gab es laut ERA-Register 2019 mehr als 10.000 Menschen, die auf eine Dialyse angewiesen waren, und ca. 1.500 nierentransplantierte Menschen. Viele von ihnen sind nicht in der gesundheitlichen Verfassung, die Ukraine zu verlassen.
Nachdem sich Prof. Dr. Dmytro D. Ivanov aus Kiew mit einem Hilferuf an seinen Kollegen, den Vorstandsvorsitzenden der Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie (GPN), Prof. Dr. Lutz Weber, gewandt hatte, setzte sich eine große Welle der Hilfsbereitschaft nephrologischer Einrichtungen in Gang, die von der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) in Kooperation mit der GPN koordiniert wurde. Prof. Ivanov hatte um die Zusendung von Medizinprodukten und Medikamenten für die nierenkranken Kinder und Erwachsenen und die nierentransplantierten Patienten gebeten.
Nach einigen Mails zu Klärung von Detailfragen, stellte der Präsident der DGfN, Herr Prof. Hermann Pavenstädt, mit Hilfe von Herrn Dr. Klaas, Leiter der Apotheke am UKM Münster, unverzüglich medizinische Hilfsgüter, viele davon speziell für die Versorgung von dialysepflichtigen und nierentransplantierten Menschen, im Wert von mehr als 25.000 Euro zusammen. Der Transport nach Kiew, der in Kooperation mit den Universitätsklinika NRW erfolgte, startete vom UKM in Münster aus. Der ukrainische Fahrer bat aus Angst vor Sabotageakten, Beschuss und Plünderung darum, die Hilfslieferung nicht vorab bekannt zu machen.
Nun konnte Prof. Pavenstädt die Ankunft des LKW bei Herrn Prof. Ivanov in Kiew bekannt geben. „Es fällt mir ein großer Stein vom Herzen, dass der Fahrer sein Ziel in Kiew unbeschadet erreicht hat. Herzlichen Dank für die große Unterstützung“, schrieb er an alle Beteiligten. Die Hilfsgüter werden insbesondere Kindern und Erwachsenen in der Ukraine, die regelmäßig eine Dialyse benötigen oder nierentransplantiert sind und die unter den Kriegsbedingungen lebensbedrohlich gefährdet sind, zugutekommen.