Den Frühsommer 2009 werden die Menschen in der steirischen Region Feldbach nicht vergessen. Ungewöhnlich lang andauernde und heftige Niederschläge lösten in der Gegend innerhalb weniger Tage rund 3000 Hangrutschungen aus, die enorme Schäden verursachten. Ein internationales Team von Forschern unter Leitung der Universität Graz hat anhand dieses Ereignisses exemplarisch den Einfluss von Klimawandel und Landnutzung auf das Risiko von Hangrutschungen in der Zukunft untersucht.
„Schreitet die Erwärmung ungebremst fort, wird die Gefahr deutlich steigen und sich auf weitere Gebiete ausdehnen“, sagt Douglas Maraun, Erstautor der Studie, die soeben im Journal Communications Earth & Environment erschienen ist.
In ihrer Arbeit haben die Wissenschaftler das Ereignis von 2009 unter Annahme verschiedener plausibler Entwicklungen von Klima und Landnutzung simuliert. „Das Worst-Case-Szenario ergibt sich bei einem Temperaturanstieg um vier Grad, die günstigste Entwicklung bei einer Beschränkung der Erwärmung auf 0,5 Grad“, fasst Maraun ein Ergebnis zusammen.
„Wenn es gelingt, den Temperaturanstieg ab jetzt auf ein halbes Grad – wie im Klimaziel von Paris vereinbart – zu begrenzen, ließe sich – in Kombination mit der Aufforstung besonders gefährdeter Gebiete – das Risiko für Hangrutschungen auf dem Niveau von heute halten“, hat der Forscher vom Wegener Center der Universität Graz auch eine gute Nachricht.
Die Studie verdeutlicht unter anderem das Zusammenspiel von Regen und Bodenfeuchte im Klimawandel. „In jenen Szenarien, die sich als die wahrscheinlichsten erwiesen haben, steigen die Niederschlagsintensitäten stark, während sich die Bodenfeuchte nicht verändert bzw. nur wenig abnimmt“, berichtet Maraun. Ein aufgeweichter Untergrund begünstigt das Abrutschen von Hängen. Bäume könnten das Risiko deutlich verringern. Auch das zeigen die Simulationen. Am stärksten ist die schützende Wirkung bei Mischwald, der den Boden am effektivsten festigt. Das trifft sich mit der ohnehin notwendigen Umstellung von Fichtenmonokulturen auf Mischwald, da dieser Nadelbaum den steigenden Temperaturen im Klimawandel nicht mehr gewachsen ist.