Mit dem Start des Verleihangebots von elektrischen Lastenfahrrädern für Mieterinnen und Mieter einer Wohnanlage in Freiberg wird die sächsischen Stadt zu einem Reallabor für innovative und umweltfreundliche Mobilität. Partner aus Wissenschaft, Wohnungswirtschaft und Verwaltung etablieren dafür ein Lasten-Pedelec-Verleihsystem für private und gewerbliche Fahrten.
Leihen und teilen – das ist ein Grundprinzip nachhaltiger Mobilität. Denn hohe Benzinpreise, der Mangel an Stellflächen und die allgemein steigenden Lebenshaltungskosten lassen viele Menschen die private Pkw-Nutzung überdenken. Eine Alternative bieten elektrische Lastenfahrräder. Sie verbinden eine flexible, kostengünstige Mobilität mit der Möglichkeit, größere Einkäufe oder Gepäck ohne große Mühe von A nach B zu transportieren.
Emissionsfreies Verkehrskonzept für Campus und Stadt
Wie sich die Nutzung dieser Gefährte für Kleinstädte umsetzen lässt, wird im Verbundprojekt SteigtUM unter Federführung der TU Bergakademie Freiberg erforscht. Die an der Universität entwickelten elektrisch betriebenen Lastenfahrräder – so genannte CityPeds® – werden jetzt im Stadtgebiet von Freiberg in Form eines Reallabors getestet. Durch spezielle Aufbauten sowie die Trittverstärkung mit bis zu 25 km/h soll es mit den CityPeds® möglich sein, Einkäufe oder schwere und sperrige Lasten gut auf innerstädtischen Distanzen zu transportieren. Die Lasten-Pedelecs wurden in Aufbau und Fahrverhalten an die Topographie und Straßenverhältnisse in Freiberg angepasst, sodass sich damit auch Steigungen und Pflasterstraßen bewältigen lassen.
Reallaborphase mit Mietern der Städtischen Wohnungsgesellschaft gestartet
Als erste Nutzer des Verleihsystems bekommen die Mieter einer Wohnanlage der Städtischen Wohnungsgesellschaft Freiberg/Sa. AG (SWG) die Chance, die Lasten-Pedelecs kostenfrei zu testen und damit zur Weiterentwicklung des Mobilitätsangebots beizutragen. Hier können die Bewohnerinnen und Bewohner ab sofort mit Hilfe einer App ein CityPed® ausleihen, kostenfrei nutzen und zum Aufladen wieder abstellen.
„Mit dieser innovativen Lösung gehen wir einen großen Schritt in Richtung mobile Zukunft“, freut sich SWG-Vorstand Tom-Hendrik Runge, „und ich bin stolz, dass wir als SWG Freiberg zu dieser Entwicklung beitragen können. Für unsere Mieterinnen und Mieter sind die CityPeds® ein schöner Anreiz, das Auto auch mal stehen zu lassen und mögliche Alternativen zu testen. Wir hoffen auf viele Interessierte und ihr Feedback.!“
Die Ergebnisse dieser ersten Erprobungsphase am Standort der SWG Freiberg und der wissenschaftlichen Begleitforschung fließen in die Weiterentwicklung des Projekts ein. „Wir sind gespannt auf die Erfahrungsberichte und das Feedback zur Nutzbarkeit der Lastenfahrräder im Alltag“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Jana Kertzscher, Projektkoordinatorin der TU Bergakademie Freiberg. Perspektivisch sollen bis Ende 2022 neben der jetzt eröffneten Station noch zwei weitere Standorte mit Verleihstationen am Audimax der TU Bergakademie Freiberg sowie am Freiberger Bahnhof entstehen. Mit diesen soll es dann möglich sein, ein CityPed® an einer der Verleihstationen auszuleihen und an einer anderen Station wieder abzustellen.
Mehr zum Projekt SteigtUM
Mit dem Projekt SteigtUM wird Freiberg zum Reallabor für ein hoch innovatives und zugleich umweltfreundliches Verkehrssystem. Entwickelt werden die Lasten-Pedelecs vom Institut für Maschinenelemente, Konstruktion und Fertigung der TU Bergakademie Freiberg. Am Leih- und Teil-Service arbeitet das Institut für Informatik gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI in Dresden und den Projektionisten aus Hannover. Das Parkkonzept mit dem kontaktlosen Ladesystem wird am Institut für Elektrotechnik umgesetzt.
Die Forschungsgruppe Allgemeine und Arbeitspsychologie und die Professur für Sozialpsychologie der TU Chemnitz ist für die wissenschaftliche Begleitforschung verantwortlich und untersucht Nutzerakzeptanz, -erleben und -verhalten hinsichtlich des gesamten Verleihsystems sowie des CityPeds®, der App und des kontaktlosen Ladens. Weitere Projektpartner sind die apromace data systems GmbH aus Freiberg sowie die TU Braunschweig. Unterstützt wird das Konzept zudem von der Universitätsstadt Freiberg, der SWG Freiberg, den Stadtwerken Freiberg sowie vom Studentenwerk Freiberg.